Eine Frage des (Milch-)Preises

"Der Verstand sagt ja, das Herz sagt nein", so haben Milchbauern die überraschende Fusionsabsage zwischen der Milchunion Hocheifel (Muh) und der Humana Milchunion in Everswinkel kommentiert. Aus dieser Einschätzung spricht das ganze Dilemma, das Landwirte in Rheinland-Pfalz derzeit umtreibt.

Seit Jahrzehnten kassieren die Milchbauern im Land die höchsten Milchpreise. Doch die Zukunft der gesamten Branche ist in Gefahr: Der Konzentrationsprozess in der Lebensmittelbranche führt dazu, dass der Handel den Preis diktiert, die Produzenten - also die Molkereien und Milchbauern - sich diesem Diktat unterwerfen müssen. Schon aus dieser Sicht heraus machen Fusionen unter den Molkereien Sinn. Stimmen dann noch Produktpalette und Management-Strategien überein, sind sie absolut notwendig. So fällt es denn auch leicht, den Bauern, die gegen eine Fusion waren, nun den "Schwarzen Peter" zuzuschieben. Insbesondere den Muh-Landwirten sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt die mittel- und langfristigen Vorteile eines Zusammenschlusses nicht zu vermitteln gewesen, gibt Humana die Gründe für ein Scheitern an. Bei den Landwirten klingt das anders. Humana hätte sieben Standorte schließen müssen, um auch nur annähernd an den Milchpreis der Muh heranzukommen. Und beim Milchpreis hört schließlich die Freundschaft auf. Nun müssen die Verantwortlichen in Pronsfeld sich auf die Suche nach einem neuen Kooperationspartner aufmachen. Und viel Zeit haben sie entgegen aller Beteuerungen auch nicht. Denn in der Branche geht es zu wie auf einem Tanzabend. Wer zu lange wartet, bekommt keinen Tanzpartner mehr ab. h.waschbuesch@volksfreund.de

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