"Es wird so schlimm wie noch nie"

TRIER. Miese Stimmung in den Krankenhäusern. Die höheren Gehälter für Ärzte, die aller Vor-aussicht nach auch kirchliche Häuser zahlen müssen, bereitet den Klinik-Chefs Sorgen.

Die Marschrichtung ist klar: "Kirchliche Träger können und wollen mittelfristig Ärzte nicht wesentlich schlechter vergüten als andere Träger", sagt Dieter Gerlings, Chef des Katholischen Krankenhausverbands. Dass auch die Ärzte an den kirchlichen Häusern im nächsten Jahr mehr Geld bekommen werden, daran zweifelt keiner mehr. Auch die Verantwortlichen der Kliniken in der Region, die - bis auf das Kreiskrankenhaus in Saarburg - alle in Trägerschaft der katholischen oder evangelischen Kirche sind. In einigen Häusern wird bereits mit spitzem Bleistift gerechnet. Auch wenn die meisten mit genauen Zahlen noch hinterm Berg halten. Offiziell will man das Ergebnis der Arbeitsrechtlichen Kommission, die die Tarife für die bundesweit 500 000 Angestellten an katholischen Einrichtungen regelt, abwarten. Im Oktober will sich das seit 1952 bestehende, paritätisch aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern besetzte Gremium treffen. Offiziell geht es dabei um die Regelung der Bereitschaftsdienste der Ärzte, die als Arbeitszeit gelten müssen, und um die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Im Mittelpunkt der Beratungen wird aber ein Ärztetarifvertrag stehen. Es gilt als ausgemacht, dass die kirchlichen Arbeitgeber nicht stark von den nach monatelangen Streiks erkämpften Tarifverträgen der Ärzte an Unikliniken und kommunalen Krankenhäusern abweichen werden. "Arbeitsbedingungen nicht besser als anderswo"

"Wir werden wohl in den sauren Apfel beißen und was drauf legen müssen", sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Johanneswerks, eines der größten kirchlichen Klinik-Träger Deutschlands. Daher rechnet man beim Marburger Bund nicht mit harten Tarifauseinandersetzungen. Streiks wie sie Gewerkschaftschef Frank Ulrich Montgomery angekündigt hat, sind wegen des speziellen Dienstrechtes ohnehin ausgeschlossen. Trotzdem müsse man für bessere Arbeitsbedingungen der Ärzte an kirchlichen Häusern streiken: "Die sind nicht besser als an anderen Häusern", sagt Gewerkschaftssprecher Michael Helmkamp. Bereits jetzt warnen die öffentlichen Krankenhäuser, der zwischen der Ärztegewerkschaft Marburger Bund und den Ländern und Kommunen ausgehandelte Tarifvertrag für Ärzte führe zu einer Kostenkrise, die nicht verkraftbar sei. Viele Häuser seien durch die Mehrausgaben in ihrer Existenz gefährdet, heißt es bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Viel Luft haben die Kliniken in der Tat nicht. Einsparmöglichkeiten seien weitgehend ausgereizt, sagt Wolfgang Walter, Geschäftsführer der Krankenhäuser in Bitburg und Hermeskeil. Seit zehn Jahren seien die Krankenhausbudgets nicht mehr gestiegen, trotz höherer Ausgaben. "Die Zahl der Häuser, die rote Zahlen schreiben, wird sich weiter erhöhen", sagt Walter. Auch Ralf Lunkenheimer, Geschäftsführer des Trierer Mutterhauses, sieht dem kommenden Jahr mit Grausen entgegen: "So schlimm, wie es 2007 wird, war es noch nie." Damit hat er nicht nur die zu erwartenden Gehaltssteigerungen im Blick. Die höhere Mehrwertsteuer und die durch die Gesundheitsreform bedingten Kürzungen der Klinik-Budgets sowie höhere Ausgaben belasten die Häuser. Insgesamt wird durch die Gesundheitsreform mit zusätzlichen Ausgaben von über einer Milliarde Euro gerechnet. Hinzu kommen noch die 1,5 Milliarden Euro durch höhere Gehälter.

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