Hoffnung und Angst bei Karstadt-Mitarbeitern

Seit Wochen beobachten die 43 000 Mitarbeiter der Arcandor-Töchter Karstadt, Quelle und Primondo die Diskussion um die Zukunft ihres Konzernes. Nun ist entschieden: Das Management stellt einen Insolvenzantrag. Für die rund 200 Mitarbeiter in Trier gehen damit aber nur die schweren Wochen zwischen Bangen und Hoffen in eine neue Runde.

 Mit spontanen Aktionen wie Unterschriftensammlungen stemmen sich Mitarbeiter von Karstadt Trier gegen die drohende Schließung des Warenhauses. TV-Foto: Roland Morgen

Mit spontanen Aktionen wie Unterschriftensammlungen stemmen sich Mitarbeiter von Karstadt Trier gegen die drohende Schließung des Warenhauses. TV-Foto: Roland Morgen

Essen/Trier. (dpa/hw) Die Nachricht vom Insolvenzantrag hat sich ganz schnell unter den Karstadt-Mitarbeitern herumgesprochen. In den vergangenen Tagen und Wochen haben sie mit Vehemenz und viel Herzblut für ihre "Karstadt-Filiale" in der Simeonstraße gekämpft. Nun ist die Nachricht vom Insolvenzantrag raus - und die will zuerst einmal verdaut sein. Im Vorfeld hatte auch die Belegschaft in Trier schon einmal mit diesem Gedanken gespielt: Was wäre, wenn… "Eine Insolvenz könnte ja auch eine Chance sein. Bei SinnLeffers war die ja auch erfolgreich", hatte gestern noch eine Mitarbeiterin dem TV gesagt. Zudem könnte eine erfolgreiche Insolvenz dem Warenhaus auch seinen "Markennamen" Karstadt retten. Heute, nachdem das Management den Gang zum Amtsgericht angetreten hat, hält man sich zurück: "Bitte, ich möchte dazu wirklich nichts sagen", so eine Verkäuferin.

Der Sanierer des insolventen Handelsunternehmens Arcandor, Horst Piepenburg, will den Konzern als Ganzes erhalten. Das umfasse die Mutter Arcandor, die Karstadt Warenhaus AG, die Versandhandelssparten Primondo und Quelle, sagte Piepenburg. Für diese vier Unternehmen hatte Arcandor getrennte Insolvenzanträge gestellt. "Ich sehe gute Chancen, dass wir unser Ziel erreichen. Ich übernehme keine aussichtslosen Mandate."

Sanierer macht den Mitarbeitern Mut



Der Düsseldorfer Insolvenzspezialist Piepenburg wurde am Dienstag zum Generalbevollmächtigten des Arcandor-Vorstandes ernannt. Insolvenzverwalter für alle vier Verfahren ist der Kölner Anwalt Klaus Hubert Görg. Dies sei Deutschlands größtes Insolvenzverfahren, sagte Piepenburg. Die Situation des Unternehmens sei nach Einleitung der Insolvenzverfahren wesentlich besser als vorher, betonte er. Drei Monatsgehälter würden durch das Insolvenzgeld abgedeckt. Das entlaste Arcandor und die Töchter um rund 250 Millionen Euro. Außerdem sei das Auslaufen des 650-Millionen-Euro-Kredits an diesem Freitag in der Insolvenz nicht mehr von Belang, sagte er.

Bei dem Handelskonzern können nach Meinung des Insolvenzrechtlers Hans Haarmeyer im Idealfall mehr als 30 000 Arbeitsplätze erhalten werden. "Die Erfahrung früherer Verfahren zeigt, dass im Optimalfall etwa 33 000 Arbeitsplätze gerettet werden können", sagte der am RheinAhrCampus in Remagen lehrende Professor für Wirtschafts- und Arbeitsrecht. Für Metro, die Interesse an den Karstadt-Häusern hat, würde die Situation nun wesentlich einfacher. An die Stelle des Arcandor-Konzerns trete nun in den Verhandlungen mit Metro der Insolvenzverwalter. "Da dürfte relativ schnell eine Grundsatzentscheidung zu Papier gebracht werden", sagte Haarmeyer. Er sagte, dass von den rund 90 Karstadt-Häusern wohl etwa 60 erhalten bleiben könnten. Metro betreibt die Kaufhäuser des bisherigen Karstadt-Konkurrenten Kaufhof.

Doch auf diese Hoffnung wollen sich viele Karstadt-Mitarbeiter nicht verlassen. In insgesamt 21 Städten sind beide Warenhäuser vertreten - in Trier gibt es neben der Karstadt-Filiale zwei Kaufhof-Häuser. "Der Gedanke an einen Zusammenschluss macht mir Angst", sagt eine Mitarbeiterin, die nicht genannt werden möchte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort