Interview: Ministerin wirbt für mehr Organspenden

"Der Bund muss beim Thema Organspende seine Hausaufgaben machen", hat die Mainzer Gesundheitsministerin Malu Dreyer vor dem gestrigen Spitzentreffen gefordert. Gestern saß Dreyer in Berlin mit am Tisch. "Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?", fragte Volksfreund-Redakteur Rolf Seydewitz danach die SPD-Politikern.

 Malu Dreyer, rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin.TV-Foto: Friedemann Vetter

Malu Dreyer, rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin.TV-Foto: Friedemann Vetter


Was hat das Treffen der Politiker und Transplantationsexperten gebracht?
Dreyer: Das Treffen war wichtig, um Vertrauen in die Transplantationsmedizin wiederherzustellen, - durch ein ganzes Maßnahmebündel für mehr Transparenz und Kontrolle.
Sie haben im Vorfeld den Bund aufgefordert, beim Thema Organspende für eine bessere Organisation zu sorgen. Inwiefern konnten Sie sich mit dieser Forderung durchsetzen?
Dreyer: Mit einer mir sehr wichtigen Forderung konnte ich mich durchsetzen. Auf mein Drängen hin hat Gesundheitsminister Daniel Bahr zugestimmt, dass der Bund in den Stiftungsrat der Organspende-Stiftung DSO gehen wird. Es ist einfach wichtig, dass der Bund hier Verantwortung übernimmt.
In welchem Punkt hätten Sie sich mehr Fortschritte erhofft?
Dreyer: Ich hätte mir gewünscht, dass es für die Richtlinien der Bundesärztekammer zur Organisation der Organtransplantation einen Genehmigungsvorbehalt durch das Bundesgesundheitsministerium gibt. In den Richtlinien ist beispielsweise geregelt, wie die Verteilung und ähnliches erfolgen. Man hat uns zwar zugestanden, dass dies geprüft werden soll. Aber eine Zusage ist nicht erfolgt.

Was sagen Sie potenziellen Spendern, die nach dem jüngsten Skandal verunsichert sind?
Dreyer: Ich verstehe die Verunsicherung vieler potenzieller Spender sehr gut, will aber trotzdem dafür werben, dass wir Organspenden brauchen. Es gibt einfach viele Menschen, die ein stark beeinträchtigtes Leben führen, weil sie auf ein Spenderorgan warten. Und es gibt auch viele Menschen, die sterben, weil sie nicht rechtzeitig das benötigte Organ bekommen. Es gibt ein ehrliches Bestreben von Bund, Ländern und allen Beteiligten, das Vertrauen wiederherzustellen. Das wurde bei dem Treffen in Berlin deutlich.

Wie ist die Situation in den beiden rheinland-pfälzischen Transplantationszentren Mainz und Kaiserslautern?
Dreyer: Aus meiner Sicht sehr erfreulich. Wir hatten noch mal sehr engen Kontakt mit den beiden Kliniken, die auch Selbstverpflichtungen und schon vor langer Zeit das Mehraugenprinzip installiert haben. Vieles von dem, was jetzt bundesweit eingeführt wird, ist in den beiden rheinland-pfälzischen Transplantationszentren schon längere Zeit Praxis.

Seit wann haben Sie einen Organspenderausweis?
Dreyer: Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern: also schon ewig und drei Tage.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort