Klagen über Lehrermangel und die Realschule plus

Gibt es im Land zu wenig Lehrer? Nein, sagt das Bildungsministerium und verweist auf 5000 Lehrkräfte mehr als im Jahr 2000 - bei gesunkenen Schülerzahlen. CDU, FDP und Lehrerverbände sehen aber einen Mangel.

Mainz. (fcg) Laut Bildungsministerium werden im neuen Schuljahr landesweit rund 41 000 Lehrkräfte unterrichten. Dabei gebe es im Vergleich zum Jahr 2000 etwa 20 000 Schüler weniger. 840 Pädagogen würden im neuen Schuljahr neu eingestellt.

"Ein Täuschungsmanöver", wettert CDU-Sprecherin Bettina Dickes. Die Einstellungen deckten gerade einmal die Ruhestandsversetzungen ab. Dickes spricht von einem "gravierenden Lehrermangel". FDP-Fraktionschef Herbert Mertin sieht ebenfalls "nach wie vor ein Problem". Besonders schlecht sei das Zahlenverhältnis zwischen Lehrern und Schülern an den berufsbildenden Schulen. Dort bestünde "akuter Handlungsbedarf".

Probleme an den berufsbildenden Schulen verhehlt das Bildungsministerium nicht - davon sei allerdings nicht nur Rheinland-Pfalz betroffen, sondern ganz Deutschland. Vor allem in gewerblich-technischen Fächern sowie Englisch, Mathematik und Religion sei es schwer, pädagogische Fachkräfte zu finden.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) fordert eine maximale Klassengröße von 25 Schülern an allen Schulen. Laut Landesvorsitzendem Johannes Müller macht das "im Bereich der Sekundarstufe I zusätzlich etwa 500 Lehrkräfte nötig".

Eine qualifizierte Unterrichtsversorgung mahnt Bernd Karst, Landeschef des Verbandes Deutscher Realschullehrer, an. Dazu würden voll ausgebildete Lehrkräfte und Planstellen benötigt. Stattdessen betreibe das Land "mit billigen Zeitverträgen statistische Kosmetik und Flickschusterei". Bildungsstaatssekretärin Vera Reiß weist das strikt zurück.

Unterschiedlich bewertet werden auch die neuen Realschulen plus, die vor einem Jahr eingeführt wurden. Die neue Schulart stoße "auf eine gute Resonanz bei den Eltern", heißt es aus dem Bildungsministerium. 13 200 Schüler seien angemeldet. In diesem Jahr nähmen 162 Realschulen plus neue Schüler auf, im letzten Jahr seien es 122 gewesen.

Kritik kommt von der Opposition. "Das Konzept von Ministerin Ahnen zur Realschule plus ist ein Sparmodell", sagt Bettina Dickes. Die Landesregierung habe das Versprechen der individuellen Förderung der Kinder nicht eingehalten. Dickes: "Zur Qualitätssicherung benötigen wir dringend landeseinheitliche Abschlussprüfungen." Herbert Mertin (FDP) sieht die Realschule plus "auf keinem guten Weg". Die Probleme der Hauptschüler würden nicht bewältigt, sondern ihre Ausgangslage verschlechtere sich sogar. Die Probleme müssten "ohne Scheuklappen gelöst und schwächere Schüler von Beginn an gezielt gefördert werden."

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