Männer entdecken die Elternzeit

Die gesetzlich geregelte Elternzeit auch für Väter ist der Hälfte der Männer nicht richtig bekannt und stößt bei vielen Betrieben im Land auf Skepsis. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Familienministerin Malu Dreyer (SPD) vorgestellt hat.

Mainz. Die Elternzeit ist ein Zeitraum unbezahlter Freistellung von der Arbeit nach der Geburt eines Kindes, auf die Eltern einen Rechtsanspruch haben. Sie dauert maximal drei Jahre. Anspruchsberechtigt sind Mütter und Väter. Sie können die Elternzeit gleichzeitig oder nacheinander nehmen und danach wieder in ihren Job zurückkehren.

Seit Anfang 2007 gibt es das Elterngeld. Wer sich um die Erziehung seines Kindes kümmert, bekommt maximal 14 Monate lang durchschnittlich 67 Prozent seines vor der Geburt erzielten Einkommens, maximal 1800 Euro, mindestens 300 Euro.

Fast die Hälfte der Männer weiß nicht Bescheid



Eine von Familienministerin Malu Dreyer beauftragte "Väter-Studie" des Frankfurter Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. (ISS) zeigt jedoch auf, dass fast die Hälfte der Männer in Rheinland-Pfalz nicht weiß, was Elternzeit ist. Das Resultat: Im vergangenen Jahr gingen nur 4216 Anträge auf Elterngeld von Vätern ein, demgegenüber rund 31 000 Anträge von Müttern. Woran das liegt, zeigt die "Väter-Studie" auf, bei der 16- bis 35-jährige Frauen und Männer sowie 308 Personalverantwortliche aus Betrieben befragt wurden. Zudem wurden Interviews mit Vätern geführt, die Elternzeit genommen hatten.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

Es gibt eine gedankliche Abkehr vom Modell "Mann als Brotverdiener", die aber bei 68 Prozent der Befragten noch nicht praktisch umgesetzt ist.

Traditionelle Rollenbilder sind bei Menschen mit einfacherer Bildung und mit Migrations-Hintergrund stärker ausgeprägt.

Fast 60 Prozent glauben, dass eher Väter als Mütter durch Vorgesetzte in ihren Firmen keine Unterstützung erfahren, wenn sie Elternzeit beanspruchen.

Väter fürchten finanzielle und berufliche Nachteile durch die Elternzeit. Die Akzeptanz im Beruf wird als ausschlaggebend angesehen, damit mehr Väter Elternzeit nehmen.

Ein Drittel der Betriebe gibt an, es gebe keinen Bedarf für Elternzeit.

Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten und hohem Frauenanteil sind familienfreundlicher.

Es gibt eine Tendenz zu einer defensiven Familienpolitik in den Betrieben. Viele zeigen lediglich Interesse, machen aber nichts.

Die Entscheidung für Elternzeit fällt sehr früh und kann sogar Voraussetzung für eine Schwangerschaft sein.

Väter bewerten die durch Elternzeit entstandene Bindung zum Kind durchweg positiv und als Gewinn.

Ministerin Malu Dreyer sieht durch die Studie "eine ganze Reihe von Punkten, an denen angesetzt werden kann". So müsse das Informationsdefizit vieler Männer behoben werden. Dreyer will auch die bisherigen Initiativen in Richtung der Unternehmen intensivieren und zu diesem Zweck die Regionalkonferenzen nutzen. Ferner solle die landesweite Informationsstelle "ZeitZeichen" kleinere und mittlere Betriebe bei Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen und helfen, Vorurteile bei Personalchefs abzubauen.

Hans-Georg Weigel, einer der Autoren der Studie, sieht die Notwendigkeit, gezielt Handlungsempfehlungen für Betriebe zu erarbeiten und die Rückkehrmöglichkeiten in den Beruf zu fördern.

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