Merkel wandelt auf Kohls Spuren und kämpft um den Machterhalt - Kräftiger Denkzettel für CDU-Landeschefin Klöckner in Wittlich

Berlin/Wittlich · Angela Merkel macht’s noch einmal: Sie tritt zum vierten Mal als Kanzlerkandidatin der CDU an. Während Merkel auf große Zustimmung ihrer Partei stößt, muss CDU-Landeschefin Julia Klöckner einen herben Dämpfer verkraften. Sie ist in Wittlich mit einem deutlich schlechteren Ergebnis als vor zwei Jahren erneut zur Landesvorsitzenden gewählt worden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wandelt auf den Spuren von Konrad Adenauer und Helmut Kohl. Die 62-Jährige will am 6. März wieder für den CDU-Vorsitz kandidieren und tritt zur Bundestagswahl 2017 erneut als Kanzlerkandidatin an. Das hat Merkel am Sonntag im CDU-Präsidium, dann im Bundesvorstand und schließlich bei einer Pressekonferenz mitgeteilt.

Die Menschen hätten in diesen Zeiten wenig Verständnis, „wenn ich jetzt nicht noch einmal meine ganze Erfahrung und das, was mir an Gaben und Talenten gegeben ist, in die Waagschale werfen würde, um meinen Dienst für Deutschland zu tun“, sagte Merkel am Sonntagabend in Berlin. „Ich habe sprichwörtlich unendlich viel darüber nachgedacht. Die Entscheidung für eine vierte Kandidatur ist nach elf Amtsjahren alles andere als trivial.“

Merkel ist seit April 2000 CDU-Vorsitzende und seit November 2005 Kanzlerin. Sollte sie 2017 zum vierten Mal gewinnen, hat sie die Chance, CDU-Mitbegründer Konrad Adenauer und auch Rekordhalter Helmut Kohl einzuholen. Adenauer war 14 Jahre, Kohl 16 Jahre Bundeskanzler.

Unter führenden CDU-Politikern in der Region stößt Merkels Ankündigung auf große Zustimmung. "Gut, dass Merkel weitermacht. Sie ist die richtige Kanzlerin", kommentiert der Trierer CDU-Chef Udo Köhler. Der Eifeler Michael Billen sagt: "Das ist keine Überraschung und für die CDU unter Wahlgesichtspunkten das Beste." Der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz zeigt sich erfreut: "Merkel hat riesige Erfahrung und ist in der Lage, Krisen zu meistern."

Unterdessen hat die Führungsspitze der rheinland-pfälzischen CDU beim Parteitag in Wittlich bei ihrer Wiederwahl satte Stimmeneinbußen hinnehmen müssen. Am härtesten traf es Parteichefin Julia Klöckner. Verglichen mit ihrem Abschneiden vor zwei Jahren in Mainz verlor die 43- Jährige knapp elf Prozentpunkte, kam "nur" auf 88 Prozent Zustimmung. "Ein ehrliches Ergebnis", kommentierte Klöckner.

Immerhin konnte sie sich ein wenig damit trösten, dass es auch ihre beiden Stellvertreter traf. Der Landtagsabgeordnete Christian Baldauf rutschte von 94 auf rund 85 Prozent, der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz von 93,4 auf 87 Prozent. Das beste Ergebnis im geschäftsführenden Landesvorstand fuhr der aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich stammende Schatzmeister Winfried Görgen (94 Prozent) ein.

Dass der 63-Jährige überhaupt in den Vorstand kam, hat mit einem der augenblicklichen CDUProbleme zu tun: Wegen der Spendenaffäre hatte der langjährige CDU-Schatzmeister Peter Bleser auf eine neuerliche Kandidatur verzichtet. Für seine Arbeit gab's auf dem Parteitag reichlich Applaus - und keine Schelte.

Auch CDU-Chefin Julia Klöckner hielt sich in ihrer einstündigen Rede nicht lange mit dem Thema Selbstkritik auf. Die Kommunikation sei nicht perfekt gewesen, das eine oder andere Plakat würde sie heute anders machen, auch das eine oder andere Thema, war fast schon das Einzige, was Klöckner zur verlorenen Landtagswahl zu sagen hatte. Etwas ausführlicher ging sie dafür auf die Spendenaffäre ein - ohne Schuldzuweisungen freilich an die Adresse der eigenen Partei.Kanzlerkandidatur

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