Mit Stolz gegen die Mafia

BITBURG. Leoluca Orlando, Ex-Bürgermeister von Palermo, ist einer der erfolgreichsten Mafia-Jäger in Italien. Seit Jahren steht er ganz oben auf der Todesliste der Mafia. Vor seiner Lesung beim Eifel-Literatur-Festival in Bitburg stellte er sich den Fragen des TV .

 Kämpft gegen die Mafia: Leoluca Orlando.Foto: Manuel Schmitt

Kämpft gegen die Mafia: Leoluca Orlando.Foto: Manuel Schmitt

Herr Orlando, Sie stehen immer noch auf der Todesliste der Mafia. Viele Ihrer Weggefährten wurden ermordet. Was hat Ihnen geholfen, zu überleben? Orlando: Der Stolz auf meine Identität. Was meinen Sie damit? Orlando: Als ich jung war, benutzte niemand in Sizilien das Wort "Mafia". Ich war auf einer Jesuitenschule in Palermo und 14 Jahre alt, als ich mit anderen Studenten ein Seminar über die Mafia organisiert habe. Der Direktor hat gesagt: Es ist ein Skandal. Wir haben nichts zu tun mit der Mafia. Als ich 20 war, kam ich zum Studium nach Heidelberg. Man hat mich gefragt: Woher kommst du? Aus Sizilien. Mafia! In Sizilien benutzte niemand das Wort, aber überall in der Welt war Sizilien bekannt - nur wegen der Mafia. Und sie sind dennoch stolz auf Ihre Identität? Orlando: Ja. Ich will stolz auf meine Identität sein, um gegen die Mafiosi, die zwar Sizilianer sind, aber die sizilianische Kultur pervertieren, zu kämpfen. Aber haben Sie keine Angst? Orlando: Jedes Mal, wenn ich Angst habe - es wäre nicht normal, keine Angst zu haben - denke ich, dass ich meine Identität schützen muss. Das ist mein Leben. Aber ich war ja nicht allein. Alles ich anfing, gegen die Mafia zu sprechen, sind die Leute - besonders die Frauen, die Kinder - zu mit gekommen. Ich spreche im Kampf gegen die Mafia immer vom sizilianischen Karren. Ein Rad ist die Kultur, ein Rad die Legalität. Beide sind notwendig, aber das Rad der Kultur ist wichtiger. Also reicht das Gesetz allein nicht, um gegen die Mafia zum kämpfen? Orlando: Nein. Gegen normale Kriminalität kann die Polizei ausreichen. Aber wenn Leute eine Kultur pervertieren, ist das nicht genug. Das ist ein weltweites Problem - auch im Kampf gegen den islamischen Terrorismus. Wir brauchen Lehrer, Pfarrer, Journalisten. Wir brauchen eine Kultur der Legalität. Die Fragen stellte TV-Redakteurin Ulrike Löhnertz.

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