Datenschutzlücken Luca-App: Wie wichtig ist die umstrittene App noch? - Mit Anleitung zum Löschen (Video)

Trier · Einige Bundesländer wollen die umstrittene Luca-App nicht mehr nutzen. Der Chaos Computer Club und zahlreiche IT-Experten hatten bereits 2021 auf die Gefahren von Luca hingewiesen. Wir erklären Euch, warum und wie Ihr die App richtig löscht.

Luca-App: Wie wichtig ist sie noch - Mit Anleitung zum Löschen (Video)
Foto: dpa/Bernd Weißbrod

 Fast zwei Millionen Euro hat Rheinland-Pfalz für die Nutzung der Luca-App bezahlt. Alle Gesundheitsämter in Rheinland-Pfalz sind seit 2021 an die App angebunden, damit diese im Falle einer Infektion leichter und schneller die Kontakte in Restaurants, Kneipen, bei Veranstaltungen oder im Fitnessstudio nachverfolgen können. Ende Februar läuft der Vertrag aus.

Baden-Württemberg, Hessen, Bayern und das Saarland haben bereits entschieden, die Luca-App nicht mehr zu verwenden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Rheinland-Pfalz nachzieht, ist groß. Aber warum ist die Luca-App in Verruf geraten?

Welche Gefahren die Luca-App birgt: Unerlaubte Nutzung von persönlichen App-Daten

Staatsanwaltschaften und Polizei haben einem Bericht zufolge seit 2020 in mehr als 100 Ermittlungsverfahren bundesweit auf persönliche Daten aus der Corona-Kontakterfassung zurückgegriffen. Das geht aus einer Umfrage des ZDF-Nachrichtenportals «heute.de» unter allen Staatsanwaltschaften und Landesdatenschutzbeauftragten hervor. In mindestens fünf Fällen wurden die Daten verwendet, obwohl dem Bericht zufolge das Infektionsschutzgesetz dies zu dem Zeitpunkt nicht zuließ. Die Staatsanwaltschaft Mainz wertete zum Beispiel die Daten von 21 Personen aus der Luca-App aus, um Zeugen eines Treppensturzes in einer Gaststätte zu finden.

Luca-App versus Corona-Warn-App: Auf die Datensicherheit kommt‘s an

Die Corona-Warn-App speichert keine personenbezogenen Daten. Weder auf Namen, Standort oder die Telefonnummer  können Rückschlüsse gezogen werden. Die Corona-Warn-App misst Abstände und Dauer von Begegnungen zwischen Menschen, die die App installiert haben, per Bluetooth. Die Warn-App zeigt an, wenn es einen Kontakt zu einer infizierten Person gab. Reagieren muss der User dann selbst.

Anders ist das bei der Luca-App. Sie verfügt über eine Art Kontaktdatenverwaltung, die nicht nur persönliche Daten speichert, sondern auch Orte. Auf diese Daten können die Gesundheitsämter dann im Infektionsfall zugreifen und die Kontaktpersonen benachrichtigen.

Das hatte 2021 bereits der Chaos Computer Club (CCC) kritisiert und warf den Machern ein zweifelhaftes Geschäftsmodell, mangelhafte Software und Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe vor. „In den vergangenen Wochen wurden eklatante Mängel in Spezifikation, Implementierung und korrekter Lizenzierung der Luca-App aufgedeckt. Die nicht abreißende Serie von Sicherheitsproblemen und die unbeholfenen Reaktionen des Herstellers zeugen von einem grundlegenden Mangel an Kompetenz und Sorgfalt“, hieß es vom CCC. In die gleiche Kerbe schlugen auch zahlreiche IT-Spezialisten in einem offenen Brief, in dem sie der Regierung von der Luca-App abrieten. „Die insgesamt fast 80 Erstunterzeichnenden – führende Sicherheitsforscherinnen und -forscher der wichtigsten deutschen Institutionen – fordern Politik und Verwaltung dazu auf, bei der Kontaktnachverfolgung auf dezentrale Lösungen wie die Corona-Warn-App zu setzen.“

Viel Kritik, der Nutzen zweifelhaft. Das hatte auch unsere Volksfreund-Recherche aus dem September 2021 ergeben, in dem die Gesundheitsämter aus der Region keinerlei Nutzen aus der Luca-App gezogen hatten.

Wie wichtig die Luca-App zur Bekämpfung des Corona-Virus ist

Weil die Corona-Warn-App mittlerweile auch QR-Codes liest und die wichtigen Impf- und Testnachweise abspeichern kann, hat sich die Warn-App zur verlässlichen und sicheren Variante gemausert. Und sie arbeitet ohne Hilfe der Gesundheitsämter, die derzeit komplett überlastet sind. Zwei Apps zum selben Zweck sind deshalb eher nicht notwendig - sowohl aus Kosten- als auch aus Datenschutzgründen.

Wie man die Luca-App richtig von seinem Handy löscht

Tech-Aktivisten haben laut t3n.online für den 2. Februar 2022 zum Luca-App-Löschtag ausgerufen. Wir erklären in dieser kurzen Info, wie man gleichzeitig seine persönlichen Daten löscht und die Luca-App deinstallieren kann.

Fakt ist, dass die Luca-App in einigen Bundesländern künftig wohl nicht mehr vor Corona-Gefahren warnen kann, weil die Verträge für die App nicht verlängert wurden. Ob die Luca-App auf dem Handy bleibt oder nicht, entscheidet jeder für sich selbst. Wer weiter vor Corona-Begegnungen gewarnt werden will, kann zur staatlichen Corona-Warn-App wechseln.

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