Corona-Krise Wirtschaft fürchtet Einbußen für den regionalen Einzelhandel

Trier/Mainz · Spontan-Einkäufe aus Luxemburg sind nahezu unmöglich, klagt die Industrie- und Handelskammer. Trierer Kommunalpolitiker warnen davor, Grenzen zu schließen.

Die regionale Wirtschaft plagen gehörige Bauchschmerzen, weil das Robert Koch-Institut nun Luxemburg als Risikogebiet listet. Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier, warnt nach der Einstufung des Robert Koch-Instituts vor „weitreichenden Folgen für die Region“ und sprach von einem „schlechten Signal an unsere europäischen Nachbarn“.

Obwohl die Grenzen offen blieben, sei der Schlagbaum mit der Entscheidung faktisch doch gefallen. Mit Folgen für die regionale Wirtschaft, moniert Glockauer: „Denn: Spontan-Einkäufe von Kunden aus Luxemburg sind durch die geltenden Beschränkungen nahezu unmöglich geworden.“ Darunter leiden werde der Einzelhandel, der schon durch den Lockdown erhebliche finanzielle Einbußen erlitten hatte.

Die IHK geht davon aus, dass rund ein Drittel der erwirtschafteten Umsätze in Trier aus dem Großherzogtum kommt. Besonders die Sorge vor einer möglichen Quarantäne oder die Pflicht, einen negativen und nicht mehr als 48 Stunden alten Coronatest mit sich führen zu müssen, könne viele Luxemburger abschrecken, sind Sorgen, die aus der Wirtschaft dringen. Glockauer fordert, Beschränkungen sofort wieder aufzuheben, wenn es das Infektionsgeschehen zulasse. „Jeder Tag ist hier entscheidend.“

Auch der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) und der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz (CDU) erwarten Folgen für die lokale Wirtschaft, weil Luxemburger auf absehbare Zeit nicht in Scharen zum Shoppen und Bummeln in die Region strömen dürften. Es sei „ein Problem, dass den Geschäftsleuten und der Gastronomie die Kunden und Gäste aus Luxemburg wieder fehlen werden“, sagen beide in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Erleichtert zeigen sich die regionalen Kommunalpolitiker darüber, dass die Quarantänepflicht nicht für Berufspendler in beide Richtungen gelte und auch Reisende ausnehme, die am Luxemburger Flughafen landen und abfliegen.

Grenzschließungen, die der Bund nach eigenen Angaben bislang nicht plant, lehnen Leibe und Schartz ab. Die Infektionszahlen in Luxemburg rechtfertigten einen solchen Schritt nicht. Die Freizügigkeit sei für die Menschen auf beiden Seiten der Grenze von allergrößter Bedeutung, sagen Leibe und Schartz. Es sei für alle Menschen diesseits und jenseits von Mosel und Sauer wichtig, sich frei bewegen zu können, auch über Grenzen hinweg.

Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) fordert, die erneute Schließung von Grenzübergängen unter allen Umständen zu vermeiden. „Die aufgrund der Corona-Pandemie zeitweiligen Schließungen vieler Grenzübergänge zu unseren Nachbarn haben herbe Einschnitte für die Menschen in Rheinland-Pfalz bedeutet“, sagt die Triererin. „Aus meiner Sicht ist es enorm wichtig, dass wir aus diesen Erfahrungen der vergangenen Wochen und Monate lernen.“ Dreyer betont, der europäische Gedanke sei in Rheinland-Pfalz insbesondere in den Grenzregionen fest verwurzelt und gelebter Alltag. „Infolgedessen ist es für die Menschen in der Grenzregion sehr wichtig, dass die Grenzen zwischen Rheinland-Pfalz und Luxemburg frei passiert werden können“, so Dreyer.

Mehr als 600 Corona-Infizierte gibt es momentan in Luxemburg – fast dreimal mehr als im größeren Rheinland-Pfalz. Steigende Infektionszahlen zeigten aber auch in Trier und Trier-Saarburg, dass die Pandemie noch nicht vorbei sei, warnen Leibe und Schartz.

Beide appellieren an die Bürger, weiterhin Vorsicht walten zu lassen, Abstand zu halten und Alltagsmasken zu tragen, wo es vorgeschrieben und sinnvoll sei.

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