Nur mal eben...

Für diesen Tag habe ich klar festgelegt, was ich tun werde: Ich muss an den Computer, um zu arbeiten. Auf dem Weg zum Schreibtisch stolpere ich fast über ein Paar achtlos hingeworfene Kinderschuhe. "Ja ich weiß", sagt die Hausfrau in mir zu der Berufstätigen in mir, "du musst an den Schreibtisch.

Lass mich das nur eben noch wegräumen". Beim Einräumen ins Schuhregal fällt mir der sich dort breitmachende Sand störend ins Auge. "Ach komm", sagt die Hausfrau, "ich nehme nur eben mal noch schnell den Staubsauger zur Hand". Beim Saugen erweist sich das Schuhregal als größere Baustelle: Mit einem Arm voll verschmutzter Kinderschuhe und Gummistiefel führt mein nächster Weg ans Waschbecken. "Nur mal eben", bittet die Hausfrau die Berufstätige noch um ein wenig Geduld. Das nach der Reinigungsaktion lehmbespritzte Becken kann die Hausfrau so nicht zurücklassen und schon wienere ich das Bad - in Gänze, wo ich schon dabei bin... Und wenn der Staubsauger ja noch im Flur steht, beseitigt die Hausfrau "nur mal eben noch" die Frühstückskrümel unter dem Esstisch. Den anderen Räumen könnte das auch nicht schaden, steuert mich die innere Hausfrauen-Stimme mit dem Staubsauger anschließend durch das gesamte Haus. Dabei liegt das ein oder andere Spielzeug im Weg und schon bin ich dabei, im großen Stil aufzuräumen. Herumliegende Kleidungsstücke ziehen zwangsläufig meine Aufmerksamkeit auf die Schmutzwäsche. "Noch eben schnell die Waschmaschine anstellen", entschuldigt sich die Hausfrau bei der Berufstätigen, die mittlerweile ziemlich nervös ist. Die Trommel ist aber noch vom Vorabend gefüllt und die Wäsche will zum Trocknen an die Leine. Da aber alle Wäschekörbe bereits mit gefalteter Wäsche belegt sind, räume ich die "mal eben noch" in die Schränke. Nach einem Blick auf die Uhr stellt die Hausfrau die bohrende Frage, was es eigentlich als Mittagessen gibt, und schon stehe ich am Herd und koche. "Und was ist jetzt mit mir?", fragt die Berufstätige. Ein erbitterter Streit der beiden inneren Stimmen endet mit einem K.O.-Sieg für die Hausfrau. Es ist immer das Gleiche: "Nur mal eben" ist nie "nur mal eben". Beim nächsten Mal wird die Hausfrau geknebelt und gefesselt, nimmt sich die Berufstätige fest vor. Ich bin gespannt, wer stärker ist.

Sybille Schönhofen

FAMILIEN-BANDE

Nur mal eben...

Für diesen Tag habe ich klar festgelegt, was ich tun werde: Ich muss an den Computer, um zu arbeiten. Auf dem Weg zum Schreibtisch stolpere ich fast über ein Paar achtlos hingeworfene Kinderschuhe. "Ja ich weiß", sagt die Hausfrau in mir zu der Berufstätigen in mir, "du musst an den Schreibtisch. Lass mich das nur eben noch wegräumen". Beim Einräumen ins Schuhregal fällt mir der sich dort breitmachende Sand störend ins Auge. "Ach komm", sagt die Hausfrau, "ich nehme nur eben mal noch schnell den Staubsauger zur Hand". Beim Saugen erweist sich das Schuhregal als größere Baustelle: Mit einem Arm voll verschmutzter Kinderschuhe und Gummistiefel führt mein nächster Weg ans Waschbecken. "Nur mal eben", bittet die Hausfrau die Berufstätige noch um ein wenig Geduld. Das nach der Reinigungsaktion lehmbespritzte Becken kann die Hausfrau so nicht zurücklassen und schon wienere ich das Bad - in Gänze, wo ich schon dabei bin... Und wenn der Staubsauger ja noch im Flur steht, beseitigt die Hausfrau "nur mal eben noch" die Frühstückskrümel unter dem Esstisch. Den anderen Räumen könnte das auch nicht schaden, steuert mich die innere Hausfrauen-Stimme mit dem Staubsauger anschließend durch das gesamte Haus. Dabei liegt das ein oder andere Spielzeug im Weg und schon bin ich dabei, im großen Stil aufzuräumen. Herumliegende Kleidungsstücke ziehen zwangsläufig meine Aufmerksamkeit auf die Schmutzwäsche. "Noch eben schnell die Waschmaschine anstellen", entschuldigt sich die Hausfrau bei der Berufstätigen, die mittlerweile ziemlich nervös ist. Die Trommel ist aber noch vom Vorabend gefüllt und die Wäsche will zum Trocknen an die Leine. Da aber alle Wäschekörbe bereits mit gefalteter Wäsche belegt sind, räume ich die "mal eben noch" in die Schränke. Nach einem Blick auf die Uhr stellt die Hausfrau die bohrende Frage, was es eigentlich als Mittagessen gibt, und schon stehe ich am Herd und koche. "Und was ist jetzt mit mir?", fragt die Berufstätige. Ein erbitterter Streit der beiden inneren Stimmen endet mit einem K.O.-Sieg für die Hausfrau. Es ist immer das Gleiche: "Nur mal eben" ist nie "nur mal eben". Beim nächsten Mal wird die Hausfrau geknebelt und gefesselt, nimmt sich die Berufstätige fest vor. Ich bin gespannt, wer stärker ist. Sybille Schönhofen

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