„Schmerzbehandlung während und nach einer OP“

Expertentipp von Dr. med Marita Schneider, Oberärztin in der Anästhesie- und Intensivmedizin, Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen

Warum müssen Patienten keine Angst vor Schmerzen im Krankenhaus haben?

Mittlerweile haben sich viele Verfahren im Krankenhaus etabliert, um Schmerzen im Krankenhaus zu erkennen und zu therapieren. Dies umfasst sowohl die Erfassung und Dokumentation der Schmerzen des Patienten als auch eine darauf folgende individuelle oder standardisierte Schmerztherapie. Viele Fachgruppen kümmern sich um die Umsetzung der Verfahren, um optimale Ergebnisse für den Patienten zu erreichen.

Wie können Schmerzen gemessen werden?

Schmerzen sind subjektiv. Angaben zur Stärke der Schmerzen können nur vom Patienten selbst gemacht werden. Eine einfache Möglichkeit, den Schmerz transparent zu machen, sind Skalen, die mit Zahlen oder Bildern das Wohlbefinden oder die Schmerzen des Patienten wiedergeben. Für Patienten, die kognitiv eingeschränkt sind, wurden spezielle Tests/Verfahren entwickelt, um anhand des Verhaltens und verbaler Äußerungen Schmerzen einzuschätzen.

Wie gewährleisten Sie, dass der Patient nach einer OP möglichst wenige Schmerzen hat?

Während und nach einer Operation können Schmerzen auf vielfältige Art und Weise reduziert werden. Dazu zählen OP-Techniken (minimalinvasiv), Schmerzmedikamente, Regionalanästhesiekatheter, physiotherapeutische Behandlungen und psychologische oder spirituelle Unterstützung.

Der Chirurg kann sehr viele Eingriffe minimalinvasiv und gewebeschonend durchführen. Auch durch Applikation von Lokalanästhetika in die Wundschichten kann er den Schmerz nach einer Operation senken. Nach dem Eingriff werden verschiedene sich in ihrer Wirkung auf die Schmerzen ergänzende Medikamente angeordnet, die in der Regel gut von den Patienten vertragen werden. Geschultes Pflegepersonal überwacht die korrekte und adäquate Medikation.

Bei größeren Operationen z.B. im Bauchraum, am offenen Brustkorb oder beim Einsatz von künstlichen Gelenken werden Regionalanästhesiekatheter-Verfahren eingesetzt, die zuverlässig über Schmerzpumpen starke Schmerzen nehmen können. Die Patienten sind dadurch frühzeitig in der Lage, sich zu mobilisieren und physiotherapeutisch behandelt zu werden. Durch diese Schmerzreduktion wird nicht nur das Wohlbefinden des Patienten gesteigert, sondern auch das Risiko minimiert, gefürchtete Komplikationen wie Lungenentzündungen und Thrombosen zu erleiden.

Physikalische Maßnahmen wie Kälte oder bestimmte Lagerungstechniken können unterstützend eingesetzt. Auch psychologische oder spirituelle Gesprächstherapien können helfen, Ängste und Schmerzen abzubauen und Genesung zu fördern.

Schmerztherapie ist mittlerweile multifaktoriell: ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegern , Physiotherapeuten und Psychologen/Seelsorger bemüht sich darum, Schmerzen während und nach einer Operation für den Patienten zu minimieren, eine frühzeitige Mobilisation zu erreichen und die Lebensqualität auch nach großen Eingriffen so schnell wie möglich wiederherzustellen.

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