"Bis zum nächsten Mal in Prüm!"

Prüm · Sechs Männer, sechs Stimmen - und ein Klang, der seinesgleichen sucht: The King\'s Singers haben den 480 Besuchern in der ausverkauften Karolingerhalle am Freitag einen bezaubernden Abend beschert.

Prüm. "Bei dem irischen Lied bin ich dahingeschmolzen", sagt Sibylle Esch aus Wascheid. Es wird den anderen 479 Besuchern des Konzerts mit den King\'s Singers ähnlich gegangen sein: "Star Of The County Down" erzählt so liebestrunken von "Rosie McCann von den Ufern des Bann", dass man sich sofort dahin aufmachen und dieses Mädchen finden will.
Es sind nur sechs Männer, die da oben stehen. Auf karger Bühne, ohne Dekoration, ohne Technik, ohne Mikrofone. Aber sie schicken mit ihren Stimmen Klänge in den großen Raum, die bis in die hinterste Reihe wirken und berühren - und finden damit dankbare, aufmerksame Zuhörer.
Ganz schnell ist allen klar, dass Martin Fleck, der Vorsitzende des einladenden Vereins der Ehemaligen und Freunde des Regino-Gymnasiums, bei seiner Begrüßung nicht gelogen hat: "Sie werden Ihr Kommen, das verspreche ich Ihnen, nicht bereuen."
Sie spannen einen weiten Bogen, die sechs Briten, die ihre Stücke übrigens alle auf Deutsch ansagen: Von Thomas Morleys und Thomas Weelkes\' Madrigalen aus der englischen Renaissance, die einen wunderbar beschwingten Einstieg in den Abend bieten, bis zu den "Postcards from around the world" - Volkslieder, die die King\'s Singers überall auf ihren Reisen aufgeschnappt haben und hinreißend interpretieren. Wie das irische, pardon: nordirische Lied, worauf später Konzertbesucher Christian Harborth aus Mürlenbach hinweist. Wieder was gelernt.
Oder, wie King\'s Singer Johnny Howard (Bass, genauso sympathisch, entspannt und nahbar wie die anderen Fünf) ankündigt, eine Nummer, "die Ihnen bestimmt bekannt ist": Ja, ist sie. Den "Kleinen, Grünen Kaktus" der Comedian Harmonists bringen die Singers, als sei er für sie geschrieben worden, inklusive Ploppgeräuschen von Countertenor David Hurley. Perfekt - es sind ja immerhin Engländer, die da die kantigen deutschen Wörter singen müssen. Was man aber glatt vergisst. Kein Problem, Jubel im Publikum.
Diese Perfektion, die aber keine kalte ist, sondern eine anrührende, zieht sich durch das gesamte Konzert. Wie auch nach der Pause, nachdem Regino-Direktor Albrecht Petri dem Ehemaligenverein für dessen Arbeit auf geradezu poetische Weise gedankt hat, als die King\'s Singers das "Great American Songbook" aufschlagen: Da darf dann auch, wie Johnny Howard es schön auf den Punkt bringt, "der saugute Musiktheaterkomponist Cole Porter" nicht fehlen: "Begin the Beguine", "Night and Day" und natürlich "Let\'s misbehave". So singen sie sich durch diese manchmal vertrackten Klassiker mit ihren komplexen Harmonien, der Applaus steigert sich immer mehr, unter drei Zugaben lassen die Besucher die Singers nicht aus der Halle. Und die verkünden am Ende fröhlich: "Wir hoffen auf ein sehr baldiges Wiedersehen." Schließlich sind sie ja schon zum zweiten Mal in der Stadt (siehe Extra). Warum nicht auch ein drittes Mal? In der Karolingerhalle, wo man sich mit Ovationen bei den Sängern bedankt, sind alle dafür.
Da bleibt am Schluss nur Schwärmen. Oder Dichten. Frage an Regionalkantor Christoph Schömig: Wie war\'s? Antwort: "Stimmen in Perfektion. Himmlische Intonation - oh, reim\' ich jetzt grad schon?"
Ja, ist aber völlig in Ordnung. Denn das kann passieren, wenn man die King\'s Singers erlebt hat. Fazit: Magisch.Extra

Wie wird man eigentlich ein King\\'s Singer? "Man wird eingeladen", sagt Johnny Howard. Seit Oktober 2010 ist der 27-Jährige im Ensemble. Und hatte eine solche Karriere gar nicht vor, erzählt er im Interview vor dem Konzert. Er habe "the classics" studiert, Latein und Griechisch. Aber immer schon in Chören gesungen, am College, später in großen Ensembles in London. Und so seien die King\\'s Singers auf ihn aufmerksam geworden und hätten ihn zum Vorsingen gerufen: "Ich war richtig erschrocken", erzählt er. War nicht nötig: Es folgten zwei Vorsing-Runden, und er war drin. Seitdem bereist er mit dem Ensemble die ganze Welt. Und spricht wunderbar Deutsch: "Meine Großmutter ist aus Wien", sagt Johnny Howard. Sein Vater habe Deutsch unterrichtet und die Familie Wert darauf gelegt, dass er zweisprachig aufwachse. Vor vier Jahren war er bereits mit den anderen Sängern in Prüm, er erinnert sich mit Freude daran - auch an den Workshop, den die King\\'s Singers damals mit Eifeler Sängern abhielten: "Hier gibt es sehr viele gute Chöre und Vokalensembles. Die Zeit hier war sehr bereichernd." Deshalb habe er sich auch so gefreut, als Prüm wieder auf dem Tourneeplan erschienen sei. Spricht\\'s, geht lachend hinaus, zieht sich um und liefert mit seinen Kollegen ein tolles Konzert. fpl

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