Der WM-Krimi im Folklore-Festzelt

Bitburg · Ein Spiel, das die Festgemeinde eint: Statt des üblichen Folklore-Programms wurde am Sonntag in Bitburg das WM-Finalspiel Deutschland gegen Argentinien im Festzelt und auf dem Festplatz gezeigt. Mehr als 1000 Fans feiern bis in den Morgen.

Bitburg. Ein Traum in Schwarz-Rot-Gold. Ein Blick auf den Festplatz am Sonntagabend macht klar: Hier ist ausnahmsweise Fußball statt Folklore angesagt. Das WM-Endspiel wird auf Großleinwand übertragen. Auch der Stand des Lions Clubs ist mit zwei Bildschirmen ausgerüstet. Weit mehr als 1000 Fans bevölkern Platz, Stände und Zelt. Auch wenn das Wochenende im Zeichen des multikulturellen Miteinanders steht: Das ist ganz klar ein Abend für Deutschland.
Sie haben sich Girlanden in den Nationalfarben umgelegt, tragen Mannschafts-Trikots, sind mit Kriegsbemalung auf den Wangen maskiert und auf dem Kopf thronen lustige Hüte. Schwarz-Rot-Gelb ist die Farbkombination des Abends. Auch für Bundeskanzlerin Angela Merkel, die bei ihrer Ansprache vor dem WM-Spiel vor allem mit ihrer schwarz-rot-goldenen Kette im Festzelt Anerkennung erntet. "Mutti hat ihre Kette an, jetzt läuft\'s" witzelt eine Gruppe, die sich noch Stühle in die Südkurve im Zelt schleppt - die Tische sind komplett besetzt.
Siegesgewiss und feierwütig startet das Bitburger National-Team im Festzelt, auf dem Festplatz und in der Stadthalle, wo ebenfalls noch mal 1000 Fans mitfiebern. Schnell macht sich Ernüchterung breit. Argentinien lässt sich nicht so leicht überrollen. Im Gegenteil. Blankes Entsetzen in der 29. Minute - der Ball landet im deutschen Tor, die Fahne des Linienrichters geht hoch, abseits - der Schock bleibt: So schnell könnte es gehen. Jeder fürchtet: Nur ein einziges Tor des Gegners erschüttert nicht nur die Feiermoral der Fans, sondern auch die Zuversicht der deutschen Elf. "Ich bin kurz vorm Herzinfarkt", sagt Rita Bartzen.
Immer wieder gibt es Szenenapplaus für Torwart Neuer, der hält und hält und hält. Ein Schuss der Argentinier landet am Pfosten. "Das war knapp, verdammt knapp", sagt Manni Höffler und kritisiert, dass die ihre Gegner so nah rankommen lassen.
Angespannte Stimmung in der Halbzeit. "Was für ein Krimi", sagt Rudi Altmeier am Mandelstand, wo etliche Fans sich mit Nervennahrung eindecken. Die wird über die zweite Halbzeit gebraucht. Schreie, Flüche und immer noch kein Tor. Die Nerven sind zum Zerreißen gespannt. "Dann schieß doch! Lauf schon", ruft eine Gruppe von Frauen. Außer sich. Fast heiser. Die Fans geben alles. Dann endlich das erlösende Tor. Götze in der 113. Minute. Jubel. Es fließen Glückstränen. Die Fans liegen sich in den Armen. Die ganze Anspannung entlädt sich in einer feuchtfröhlichen Party. Chef-Caterer Hajo Römer sagt: "Hier wurde bis um 4 gefeiert." Weltmeisterlich! scho

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