Des Winzers Freud – des Bauern Leid

BITBURG/DAUN/BERNKASTEL-KUES/TRIER. Welch seltsamer Sommer 2006: Zuerst einer der heißesten Juni-Monate, dann der August nass und kühl wie selten. Die Pflanzenwelt hat stark darunter zu leiden. Und besonders die Bauern der Region stellt dies vor erhebliche Probleme.

Die Winzer und Landwirte der Region leiden allerorts unter den aktuellen Witterungsbedingungen. Die trockene Hitze von Juni bis Juli und die daran anschließenden Regen-Wochen machen der Ernte zu schaffen. Die Bauern stehen daher gleich vor dem zweiten Problem innerhalb kurzer Zeit. Alfons Kewes, Geschäftsführer des Bauernverbands Bitburg-Prüm, erklärt: "Zuerst standen wir vor dem Problem der Trockenheit zu Beginn der Erntezeit. Das Korn erreichte dadurch frühzeitig die Notreife." Durch diese verfrühte Reife lag der Ertrag rund 30 Prozent unter dem Schnitt. Zu beobachten waren aber unterschiedliche Ernte-Ergebnisse auf engstem Raum. Dort, wo in der Hitzeperiode ab und an Regen niederkam, gab es eine gute Ernte. Drei Orte weiter konnte das aber schon anders aussehen. "Nach der Trockenernte kam dann der lang ersehnte Regen. Der dauert jetzt aber schon einen Monat. Was die ganze Zeit noch nicht reif war, kann jetzt nicht geerntet werden." Denn: Feuchtes Korn ist nicht lagerbar. "Jetzt aber treiben die Keime, was wichtige Energie verbraucht und den Futterwert mindert", sagt Bernd Feltges, Geschäftsführer der Kreisgeschäftsstelle Daun. Die noch zu dreschenden 20 bis 30 Prozent Getreide müssten dringend abgeerntet werden. Durch die Feuchtigkeit wird es Feltges zufolge sonst Schäden erleiden: "Das Korn wächst aus und ist dann nur noch als Futtergetreide von schon verminderter Qualität zu verwerten. Eventuell verfault vorher noch die Ähre." Neben der Tatsache, dass sich das Korn im feuchten Zustand schlecht brechen lässt, ist dann eine mit großem Aufwand und Kosten verbundene Trocknung nötig. "14 bis 15 Prozent Feuchte im Getreide sind in Ordnung. Zur Zeit sind es aber rund 30 Prozent. Das lohnt sich fast nicht", sagt Kewes. Das Problem der Notreife kennt man auch im Landkreis Daun. Neben dem Problemkind Mais war Vollkorn dort der größte Schwachpunkt. Das Verkaufsgetreide konnte dadurch bestimmte Kriterien nicht erfüllen. Aber: "Das Futtergetreide war okay, denn nach der ersten Regenwoche wurde gut geerntet", sagt Feltges vom Bauernverband Daun. Auch im Landkreis Bernkastel-Wittlich führte die Hitze zu teilweise hohen Einbußen. "Es wurde zwei bis drei Wochen früher geerntet, um eine noch geringere Kornfülle zu vermeiden", sagt Wilfried Servatius, Geschäftsführer des Bauernverbands Bernkastel-Wittlich. Da aber mehr als zwei Drittel der landwirtschaftlichen Flächen für Weinbau genutzt werden, ist die Lage dort ebenso wie im Landkreis Trier-Saarburg nicht ganz so dramatisch. An der Mosel stellen die regnerischen Wochen sogar einen kleinen Vorteil dar. Manfred Zelder, Kreisvorsitzender des Bauernverbands Bernkastel-Wittlich, erwartet einen guten Jahrgang: "Das hängt aber von der künftigen Witterung ab. Die Monate September und Oktober sind da entscheidend." Walter Clüsserath, Kreisvorsitzender des Bauernverbands Trier-Saarburg, weist allerdings darauf hin, dass es ohne Schutz gegen Pilzschäden durch Feuchtigkeit in diesem Jahr wohl keinen Ertrag beim Wein gebe. "Dies muss von vornherein geschehen, denn wenn erst mal ein Pilz da ist, geht er auf alle Beeren über. Eine Woche Trockenheit wäre gut, um jetzt die faulen Beeren auszutrocknen und den Rest vor dem Pilzbefall zu schützen", erläutert Clüsserath. Aber egal ob Landwirtschaft oder Weinbau - von Trier bis Daun sind sich alle einig: Es muss trocken werden. Dann könnten sich nicht nur die Bauern entspannen und an spätsommerlichen Abenden gute Produkte aus der Region genießen.

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