Ein Mann, zwei Räder und viele Ziele in der ganzen Welt

Herforst · "Je geringer der Wohlstand, desto großer die Gastfreundschaft." Diese Erfahrung hat Alexander Conrad bei seiner letzten knapp zweijährigen Motorradtour gemacht. Nun startet er wieder in das Abenteuer und bereist ferne Länder, um Land und Leute kennenzulernen.

Herforst. Das Gepäck liegt schon bereit. Eine rote Tasche aus LKW-Plane mit Kleidung, Zelt und Schlafsack, ein paar Ersatzteile für das Motorrad, Reisekarten und vieles mehr, was bei einer langen Motorradreise gebraucht wird, befindet sich auf dem Tisch in Alexander Conrads Elternhaus in Herforst.
Zuviel darf es nicht sein, denn ein Motorrad hat nur ein begrenztes Fassungsvermögen. Seine Maschine, eine Reise enduro BMW F 650 Dakar, die er vor drei Jahren gebraucht gekauft hat, steht derzeit in Bulgarien. Für den Weg dorthin - in die Nähe der Hauptstadt Sofia - lege er erst einmal in 38 Stunden mit dem Reisebus zurück, erzählt der 30-Jährige. Dann geht es wieder auf große Fahrt. Zunächst über Rumänien und die Ukraine nach Russland, wo seine Freundin lebt.
menschen ganz nah


Das Paar hatte sich vor zwei Jahren in Italien kennengelernt, als er mit Motorrad und sie mit Rucksack unterwegs war. Danach sind sie fünf Monate gemeinsam gereist - aber eine Maschine für zwei Menschen und ihr Gepäck haben sich dann doch recht eng erwiesen, erzählt Conrad. Deshalb möchte er jetzt auch wieder allein fahren und fremde Länder und deren Bewohner kennenlernen.
Nach dem Besuch bei der Freundin nimmt er neue Ziele ins Visier. Vielleicht Australien.
Quartiere findet Conrad häufig beim Couchsurfing, also beim Übernachten bei Einheimischen. Seine Erfahrungen mit dieser Art des Reisens sind durchweg positiv. Er erzählt von der netten Dame in Italien, die ihm eine Woche lang kostenlos ein großes Zimmer zur Verfügung gestellt hat. Immer traf er auf große Gastfreundschaft und viel Interesse an seinen Abenteuern. "Ich habe mir mittlerweile schon ein Netzwerk geschaffen", erzählt er.
Beim Reisen lässt er sich auch gerne treiben. "Ich fahre maximal 300 bis 400 Kilometer am Tag", sagt der Maschinenbauingenieur. "Manchmal auch nur 50 Kilometer, wenn es mir irgendwo gefällt."
Doch wie finanziert sich eine solche Reise? "Man braucht unterwegs viel weniger Geld als daheim", sagt Conrad. Im vergangenen halben Jahr hat er als LKW-Fahrer gejobbt. Und unterwegs kann sich der gelernte Werkzeugmechaniker immer wieder mit kleinen Jobs über Wasser halten.
Dennoch haben Familie und Freunde ihn damals, als er mit 26 seinen sicheren Job als Ingenieur aufgab, für verrückt erklärt. Allerdings war es auch seine Mutter, die ihn ermutigt hatte, mit 18 den Motorradführerschein zu machen, erzählt Conrad. Heute ist er ihr dankbar dafür, denn "das Motorrad ist für mich das Reisemittel schlechthin". noj

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