Einklang erst nach deftigen Hieben

Während der Kreistagsdebatte fliegen die Fetzen. Von ideologischem Verhalten ist die Rede und von der historischen Belastung der Burg Vogelsang. Schließlich stimmen die Abgeordneten doch für private Investitionen. Ein Krimi-Hotel soll es jetzt aber nicht geben.

 Der Euskirchener Kreistag stimmt nach hitziger Diskussion mehrheitlich dafür, auf dem Gelände der ehemaligen Nazi-Ordensburg Vogelsang private Investitionen zuzulassen. Foto: Manfred Hilgers

Der Euskirchener Kreistag stimmt nach hitziger Diskussion mehrheitlich dafür, auf dem Gelände der ehemaligen Nazi-Ordensburg Vogelsang private Investitionen zuzulassen. Foto: Manfred Hilgers

Schleiden. (msz) Sportreporter sagen in solchen Fällen: Das Ergebnis gibt den Spielverlauf nicht wieder. Als der Euskirchener Kreistag am Mittwochabend über den möglichen Hotelstandort Vogelsang diskutierte, deutete nichts darauf hin, dass es am Ende einen einstimmigen Beschluss geben würde. Denn die Resolution für den Hotelstandort Vogelsang passierte den Kreistag, bei Enthaltung der vier anwesenden Grünen. Was dieses Ergebnis verschweigt: Es gab eine ungewohnt hitzige Diskussion.

Vorhaben wie die 20 Millionen Euro teuren Investitionspläne der Ernst und Neuberger Consult sollten unterstützt werden, erklärten CDU, SPD und FDP. Das Wort "Krimi-Hotel" wurde noch kurz vor der Sitzung aus dem Resolutionstext gestrichen und durch "Alleinstellungsmerkmal Schauspielschule" ersetzt. "Wer gegen private Investitionen an diesem Standort ist, ist gegen diesen Standort", befand CDU-Fraktionschef Josef Reidt und zielte damit auf die Grünen, die die alten Krimi-Hotel-Pläne wegen des historischen Hintergrunds ablehnten. Deren Fraktionschef Jörg Grutke konterte: "Wir sind nicht gegen Entwicklungen, aber gegen Fehlentwicklungen." Gegenposition der FDP: "Am besten eine große Hotelkette." Grutke sagte dazu: "Heute bei 37 Grad in einem Sterne-Hotel im Whirlpool liegen und am nächsten Tag eine Ausstellung zur NS-Vergangenheit besuchen - das passt nicht zusammen." Er warnte vor einer "historischen Fehlentwicklung".

Das wiederum brachte SPD-Sprecher Uwe Schmitz auf die Palme, der sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Recht gab, wenn diese die Grünen als Nein-Sager bezeichne. "Ich hätte auch mit einem Krimi-Hotel leben können", sagt Schmitz, der bei dieser Gelegenheit auch gleich den Förderverein des Nationalparks zur "Spielwiese für grüne Ideologen" machte, auf der sich die "Pöstchen zugeschoben werden". Private Investitionen seien zum Erhalt des Standorts Vogelsang von existenzieller Bedeutung, meint Schmitz.

Nicht minder deutlich waren die Worte von UWV-Chef Franz Troschke, der die Diskussion mit dem Zwischenruf "Volksverdummung" bereicherte, als Schmitz sprach. "Wer ist denn der Investor?", rief Troschke, erhielt aber keine Antwort. Doch die Resolution war von den Initiatoren zunächst als grundsätzliche Befürwortung eines Hotels auf Vogelsang verstanden worden. Damit konnte auch Linken-Sprecher Thomas Bell sich arrangieren. "Wenn Krimi kein Thema mehr ist, haben wir kein Problem, der Resolution zuzustimmen."

Hans Reiff (FDP) plädierte angesichts der Diskussion dafür, einem möglichen Investor, der 20 Millionen Euro investieren und 200 bis 300 Arbeitsplätze schaffen könnte, mit Wohlwollen zu begegnen. "Das Schleidener Tal hat in den letzten Jahren - auch wegen der schlechten Verkehrsanbindung - schon genug Arbeitsplätze verloren.", sagte er. Ein Hotel, am besten eines einer großen Kette, werde die Region aufwerten, wovon auch die vorhandene Gastronomie profitiere.

Am Ende gab es dann keine Gegenstimme zur Resolution, wonach ein Hotel begrüßt werde, sofern es mit dem Nationalpark verträglich sei und das Standortleitbild sowie die Belange des Denkmalschutzes beachte.

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