Erinnerungen an Mauerfall aus erster Hand

Bitburg · Als erster und einziger demokratisch gewählter Ministerpräsident lenkte Lothar de Maizière die Geschicke der DDR im Wendejahr 1990. In der Gesprächsreihe "Einblicke - Menschen mit Geschichte und Geschichten" spricht er am Donnerstag, 18. April, um 19 Uhr mit Bitburgs Kulturamtsleiter Herbert Fandel über die Wiedervereinigung Deutschlands.

Bitburg. Die Tage der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) waren bereits gezählt, als sich am 22. August 1990 die ersten und einzigen demokratisch gewählten Abgeordneten der DDR zu einer Sondersitzung im Ost-Berliner Palast der Republik trafen. Ministerpräsident Lothar de Maizière hatte sie einberufen, um darüber zu entscheiden, wie und wann genau die deutsche Einheit vollendet werden sollte. Nach zwei Tagespunkten und vierstündiger Diskussion wurde mit der Festsetzung des 3. Oktober als Wiedervereinigungstag das Schicksal der DDR besiegelt.
Bewegende Monate im Blick


"Einblicke - Menschen mit Geschichte und Geschichten" heißt die Veranstaltungsreihe des Kulturamtes Bitburg-Prüm, bei der Lothar de Maizière am Donnerstag, 18. April, im Haus Beda zu Gast sein wird. Kulturamtsleiter Herbert Fandel spricht dann mit dem studierten Musiker und Rechtsanwalt über die bewegenden Monate zwischen dem Herbst 1989 und dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland.
Fandel ist gespannt auf die Berichte seines Zeitzeugen: "Mich hat nichts politisch so sehr bewegt wie der Mauerfall und die Wiedervereinigung. Lothar de Maizière wird ein spannender Gesprächspartner sein. Er wird die ganze Geschichte für uns einmal aus einer ungewohnten Perspektive erzählen - nämlich die der ehemaligen Bürger der DDR."
In vorderster politischer Verantwortung und als stellvertretender Parteivorsitzender der Bundes-CDU unter Kanzler Helmut Kohl erlebte de Maizière die Wende mit. Dass er eine tragende Rolle in der politischen Abwicklung des sozialistischen Staates spielen würde, war indes kaum vorhersehbar.
Studierter Violaspieler und Jurist


Zwar trat der studierte Viola-Spieler und Jurist bereits 1956 in die CDU der DDR ein, als eine der vier Blockparteien war sie aber faktisch machtlos im real existierenden Sozialismus. Obwohl bis zum Herbst 1989 amtslos, berief ihn die Ost-CDU schließlich doch an die Spitze der friedlichen deutschen Revolution.
Die Veranstaltung "Einblicke - Menschen mit Geschichte und Geschichten" mit Lothar de Maizière beginnt am Donnerstag, 18. April, um 19 Uhr im Haus Beda. Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier und Bitburg.
Extra

Deutschland besteht aus 16 Bundesländern - logo. Vor 23 Jahren war das aber anders. Es gab nämlich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach 1945 zwei deutsche Staaten. Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Lange war nicht sicher, ob die beiden Länder irgendwann wieder ein gemeinsamer Staat werden. Zu verschieden waren die Ideen darüber, wie das gehen soll. Ganz unerwartet war es dann aber doch so weit. Die Bürger der DDR waren ziemlich unzufrieden. Sie durften bis dahin nicht richtig wählen, hatten nur eine einzige große Partei und konnten ihr Land nicht ohne eine Genehmigung verlassen. Immer mehr versuchten zu flüchten. Jahr für Jahr gelang es immer mehr Leuten. 1989 gab die DDR-Regierung nach und erlaubte ihren Bürgern, das Land zu verlassen. Im Frühjahr 1990 gab es dann sogar freie Wahlen. Zum ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten wurde damals Lothar de Maizière gewählt. Er regierte die DDR vom 12. April bis zum 2. Oktober 1990. Einen Tag später, am 3. Oktober 1990, war er schon nicht mehr Staatschef der DDR. Sie gab es da schon nicht mehr. Das ganze Land wurde an die BRD angeschlossen. Erst seit der Zeit hat Deutschland, wie wir es kennen, 16 Bundesländer. aff

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