Folklore-Festival in Bitburg auf dem Prüfstand: Vorhang auf für neue Ideen

Bitburg · Stellen Sie sich vor, es ist Grenzlandtreffen und das Fest heißt auch wieder so. Den offiziellen Namen, Folklore-Festival, hat ohnehin kaum einer benutzt. Doch es steht mehr auf dem Prüfstand als der Name. Bürgermeister Joachim Kandels stellt zur Diskussion, ob beim größten Fest der Stadt alles so bleiben soll, wie es ist.

Keine Frage: Das Folklore-Festival ist ein Erfolg. Mehr als 60?000 Besucher, die das Fest Jahr für Jahr im Juli nach Bitburg zieht, können nicht irren. Die Atmosphäre stimmt, das Programm bietet für jeden etwas, und die vielen Tanz- und Musikensembles aus aller Herren Länder verbreiten einen multikulturellen Zauber, dem man sich nur schwer entziehen kann. So ist das schon seit 1965 - und so wird es auch nächstes Jahr wieder sein. Aber wie genau dieses Ziel erreicht wird, soll nun erstmals von Grund auf durchdacht werden. Und zwar im Rahmen einer Bürgerwerkstatt, bei der sich jeder, der möchte, einbringen kann.

Muss das Festzelt immer am Alten Gymnasium stehen? Braucht es überhaupt ein Zelt? Wie ließe sich mehr Zug in den Festumzug bringen? Bürgermeister Joachim Kandels stellt alles zur Diskussion. Naja, fast alles. "Herzstück soll natürlich die Folklore bleiben, die Begegnung von Menschen verschiedener Nationen und die Freude an Tanz und Musik", sagt Kandels. Darüber hinaus aber ist für ihn alles verhandelbar.

Nicht etwa, weil das Fest schlecht ist. Im Gegenteil. "Es ist ein gutes Fest, und das soll es auch bleiben. Und manchmal erfordert das eben, mal was Neues reinzubringen", findet Kandels und ergänzt: "Wenn wir am Ende zum Ergebnis kommen, dass alles exakt so weitergeht wie bisher, ist das auch ein Ergebnis. Dann ist das aber eine bewusste Entscheidung." Und mit "wir" meint er nicht etwa einen kleinen Kreis innerhalb des Organisations-Teams, sondern ganz Bitburg - zumindest alle, die sich für dieses Fest interessieren und sich an der Arbeit am Konzept beteiligen wollen. Es ist eine Bürger-Werkstatt geplant.

Es stimmt natürlich auch, dass für den Großteil der Besucher - die meisten sind ja Wiederholungstäter - es zum Reiz der Geschichte gehört, dass sich das Fest von Jahr zu Jahr gleicht. Man weiß, wo man wann wen trifft, wo der Pizza- und wo der Wein- oder Bierstand sind. Man kennt sich und man kennt sich aus. Jeder hat so sein Trampelpfädchen, auf dem er Jahr für Jahr durch die Festtage pilgert. Aber, vielleicht ist nach Jahrzehnten auch mal ein Zeitpunkt gekommen, neue Wege zu gehen. Kandels jedenfalls kann sich vorstellen, an mehreren Stellschrauben zu drehen:

Namens-Sache: Ein Ergebnis könnte sein, dass die Stadt ganz offiziell wieder zu dem alten Namen des Festes zurückkehrt: Grenzlandtreffen. "Dann würden wir auch die Plakate und Flyer wieder neu gestalten", sagt Kandels, der die Idee einer Neukonzeption bereits im Orga-Team besprochen hat. Die Resonanz dort: "Grenzlandtreffen kommt bei den meisten gut an." Bei weiteren Ideen sei das Für und Wider, teils kontrovers, erörtert worden.
Standort-Frage: Statt dem Standard-Aufbau am Alten Gymnasium wäre auch denkbar, ein Gastro-Dorf vor der Stadthalle über die Römerstraße bis hin zum Konrad-Adenauer-Park einzurichten und damit das ganze Fest stärker in der Innenstadt zu konzentrieren. Kandels sagt: "Mein Eindruck ist, dass sich das Fest ohnehin mehr und mehr ins Zentrum verlagert."

Festzelt-Verzicht: Jenseits der Rocknacht und des Einzugs der Nationen war das Festzelt nur mäßig besucht. "Da ist es doch eine Frage wert, ob man diese beiden Veranstaltungen nicht genauso gut in die Stadthalle verlagern kann", sagt Kandels.

Programm-Erweiterung: Zusätzlich zum Programm der Folklore-Ensembles, für die man zusätzliche Auftrittsmöglichkeiten in der Stadt schaffen könnte, wären auch zusätzliche Live-Konzerte - etwa wie die von Freaky Voices und der Unplugged Gang - denkbar sowie auch Straßenkunst. Auch kulinarisch ließe sich das Bestehende ergänzen: etwa durch Streetfood-Trucks.

Umzugs-Konzeption: Ein Problem des Festumzugs ist, dass die Lücken zwischen den einzelnen Gruppen teils recht groß sind. Insbesondere dann, wenn jede Gruppe die Gelegenheit nutzen will, sich vor der Ehrentribüne tänzerisch und musikalisch besonders zu präsentieren. Das macht den Umzug für Zuschauer weiter hinten zunehmend unattraktiv. Eine Idee ist, die Ehrentribüne ganz ans Ende der Strecke zu verlagern.

Weitere Ideen und Vorschläge sind willkommen. Kandels sagt: "Wir gehen da ganz offen ran. Ich bin gespannt auf das Ergebnis."

Die Bürgerwerkstatt zum Folklore-Festival ist am Freitag, 23. September, ab 19 Uhr im Haus der Jugend in Bitburg. Der TV fragt die Leser schon jetzt: Was würden Sie am Folklore-Festival ändern? Was sollte die Stadt auf jeden Fall beibehalten? Was wäre eine Bereicherung? Mailen Sie uns Ihre Meinung in Kürze an
eifel@volksfreund.de (Name und Wohnort bitte nennen).

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