Kolumne Glaube im Alltag: Terminkalender 2022

Wie jedes Jahr habe ich zu Jahresbeginn den neuen Terminkalender in Gebrauch genommen. Ich trage die bereits vorgemerkten Termine für die kommenden Monate ein und das ist immer ein besonderes Gefühl.

 Dechant Klaus Bender.   Foto: privat 

Dechant Klaus Bender.  Foto: privat 

Foto: e_eifel <e_eifel@volksfreund.de>

Da liegen 365 makellos weiße Seiten vor mir und gleich wird sie die erste noch schmale Schmutzspur neuer Termine durchziehen. Etwas Nachdenklichkeit ist angebracht. Nicht ohne Grund habe ich mir eine Spruchkarte über meinen Schreibtisch aufgehängt: „Wer kein Nein sagen kann, kann auch ein Ja nicht halten.“

Bevor mein Terminkalender mich beherrscht und mir meinen Tag vorschreibt, sollte ich daran denken: Ich bin der Herr meiner Termine, es geht um meine Zeit, die ich oft gedankenlos aufteile. Es ist hilfreich, den alten Kalender noch einmal durchzublättern. Manches, was da aufgebläht fordernd viel Platz einnimmt, scheint in der Rückschau durchaus entbehrlich.

Und dann denke ich an die Ereignisse und Begegnungen des letzten Jahres, die wirklich wichtig waren. Die wenigsten standen vorher im Kalender. So sind wohl auch die entscheidenden und wesentlichen Stunden des neuen Jahres – seien es beglückende oder schmerzliche Erfahrungen – nicht kalkulierbar und berechenbar. Die kommen zu ihrer Zeit und kümmern sich keinen Deut darum, was gerade im Kalender steht.

Als Christ weiß ich, dass da nicht der blinde Zufall regiert, sondern dass der Herr selber meinen Kalender für 2022 schon vorgeschrieben hat und zwar so, wie es für mich am besten ist. So sollte ich meine Termine mit Bedacht überlegen und eintragen. Vielleicht auch den lange versprochenen Besuch meines Freundes oder ein paar Tage der Ruhe und Besinnung schon jetzt vormerken. Wichtiger ist, dass ich der sich jetzt schon abzeichnenden Terminflut mit christlicher Gelassenheit entgegensehen darf. Es ist besser, kritisch zu prüfen und auch einmal „Nein“ zu sagen.

Vor allem sollte ich darauf vertrauen, dass der Herr mich auch im neuen Jahr seinen Weg führen wird, ungeachtet meiner bescheidenen Vorplanungen: Ich finde mich wieder in den Worten des Mystikers Angelus Silesius:

„Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen.

Mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen.

Der Augenblick ist mein, und nehm ich den in Acht,

so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht.“ 

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