Karneval Der Sturm auf die unbesetzte Prümer Machtzentrale
Prüm · Mit bestens eingespielter Präzision haben die Möhnen des Hohnerclubs das Rathaus eingenommen, unterstützt von zahlreichen Narren, dem – ebenfalls weiblichen – Dreigestirn und dessen schwer bewaffneten Garde-Einheiten. Nur die Hauptperson fehlt. Wo ist Mathilde Weinandy?
Ja wie?!? Ja was?!? Es ist Weiberdonnerstag, das Rathaus gehört geknackt, und die Prümer Stadtbürgermeisterin ist nicht da? Wo bleibt denn da der Widerstand?
Aber Mathilde Weinandy taucht nicht auf. Stattdessen muss Stadtbeigeordnete Gabi Bretz Schlüssel und Kasse verteidigen, was für etwa zweieinhalb Sekunden auch gelingt – und dann ist es vorbei: Die Möhnen vom Prümer Hohnerclub sind an der Macht, mit schrillen, furchterregenden Gesängen rufen sie es in die Eifelwelt hinaus, unterstützt von zahlreichen weiteren Jecken, die unterdessen die – wie von Zauberhand hingestellen – Bestände der überraschend gut ausgestatteten Bürgermeisterei wegtrinken.
Wobei es diesmal fast eine friedliche Übergabe war: Denn Möhnen-Einsatzleiterin Helga Endres erinnert an 100 Jahre Frauenwahlrecht. Und da kann sich auch die Beigeordnete nicht lange sträuben. Weg ist das Geld!
Aber wo ist Mathilde Weinandy? Hat sie abgedankt? Wie schon diese Woche vom Hauptvorsitz des Eifelvereins? Hat Prinzengardist – und Bürgermeister-Gegenkandidat – Johannes Reuschen, der im Gefolge des Prümer Dreigestirns ebenfalls ins Rathaus drängt und immer so komisch in Richtung Bürgermeisterbüro guckt, den Umsturz bereits vollzogen?
Hat er gar, in einem perfiden paramilitärischen Akt, die Stadtchefin festgesetzt, bewacht von finster blickenden, säbelrasselnden Co-Gardisten? Oder hat er sie etwa, was die Götter verhindern mögen, ins Bitburger Exil verbannt?
Antwort: Aber nein. So sind die Prümer nicht, und Johannes schon gar nicht. In Wirklichkeit hat eine schlimme Erkältung die Stadtbürgermeisterin niedergeworfen. In einer E-Mail am Morgen meldet sie sich sogar ordnungsgemäß vom wilden Treiben ab. Sie wolle zudem „die Karnevalisten nicht anstecken“, schreibt sie.
Und wir wünschen ihr gute, schnelle Besserung, während an diesem herrlich sonnigen Weiberdonnerstag das Feiern kräftig weitergeht in den Straßen der Stadt und später dann auch in der Karolingerhalle. Da bleibt nichts mehr zu sagen außer – und jetzt alle: Prüm Juch-Hei!