"Kein Mensch traut sich auszusagen"

BIERSDORF/IDESHEIM. Völlig überraschend und mit großer Brutalität ist ein junger Mann beim Stauseefest in Biersdorf schwer verletzt worden. Er wird in Homburg behandelt, während die Suche nach den Tätern läuft.

Melanie Schwarzenbach (Name geändert) aus Idesheim ist traurig und wütend zugleich, als sie am Montag in der TV-Redaktion Bitburg anruft. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich ihr Sohn Andreas in einer mehrstündigen Operation - nach einem schrecklichen Erlebnis. Rückblende: Am Samstagabend fährt Andreas (20) mit einer Reihe von Freunden zum Stauseefest nach Biersdorf. Wie mehr als 1000 andere Besucher auch, schaut er sich das prächtige Feuerwerk an. Als er gegen 1 Uhr vom Toilettenwagen zurück zum Getränkestand gehen will, fallen plötzlich mindestens zwei Männer über ihn her. Die Unbekannten werfen ihn zu Boden und beginnen, gezielt auf seinen Kopf zu treten. Mehrfach treffen die Schuhe mit voller Wucht das Gesicht des Opfers.Täter flüchten in den Wald

Als einer von Andreas' Freunden auftaucht, flüchten die Täter in den nahen Wald. Ein Freundin fährt den Verletzten ins Krankenhaus Bitburg. Die Röntgendiagnose: beidseitiger Kieferbruch. Die Ärztin überweist den Patienten zur Mund-, Kiefer- und Gesichts-Chirurgie ins Brüderkrankenhaus Trier. Weil dort der Facharzt weder im Haus noch greifbar ist, muss Melanie Schwarzenbach ihren Sohn mit ihrem Wagen zur Uni-Klinik nach Homburg bringen. Gegen 9.30 Uhr treffen die beiden im saarländischen Homburg ein. Nach der Untersuchung wird Andreas' Mund vernäht, damit sich die Verletzung nicht durch Bewegung verschlimmert. Es bleibt nur eine kleine Öffnung für einen Strohhalm. Zurück in Bitburg, erstattet die Mutter bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt. Sie versteht nicht, wie das passieren konnte: "Mein Sohn ist beliebt, engagiert sich in Vereinen. Jeder, der ihn kennt, fragt sich: Warum nur? So etwas hat keiner verdient." Melanie Schwarzenbach ist sich sicher, dass Zeugen den Überfall auf dem gut besuchten Festplatz mitbekommen haben. Doch keiner habe Andreas geholfen. Die Mutter vermutet Angst vor Repressionen: "Kein Mensch traut sich, eine Aussage zu machen." Christian Theisen, Mitglied des Fest-Organisationskomitees aus VFB und Feuerwehr Biersdorf, erfährt erst durch den TV von dem Vorfall. Auch er reagiert betroffen und ratlos, kann sich das Ganze nicht erklären: "Leute hätten das sehen und eingreifen müssen. Wir wollen mithelfen, alles aufzuklären." Beim Fest im Vorjahr haben die Organisatoren zwei Unruhestifter der Polizei übergeben und so eine Eskalation verhindert. Im aktuellen Fall laufen die Ermittlungen. "Von den bisher befragten Schaustellern und Bedienungen hat keiner etwas mitbekommen. Dabei ist der Bereich einsehbar und nicht irgendeine dunkle Ecke", wundert sich Klaus Schnarrbach von der Polizei Bitburg. Er empfiehlt, bei solchen Gewalttätigkeiten sofort die Polizei zu verständigen, damit sie zeitnah vor Ort ermitteln kann. Unmittelbare Zeugen sollen durch laute Hilferufe auf die Situation aufmerksam machen, wenn sie nicht selbst einschreiten können. Vor diesem Hintergrund wirbt die Polizei mit der Aktion "Wer nichts tut, macht mit" für mehr Zivilcourage. Wer hat den gewalttätigen Übergriff in Biersdorf gesehen oder hat Verdächtiges bemerkt? Die Polizei bittet Zeugen um Hinweise, Telefon 06561/96850. Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund, Stichwort: "TV bringt's voran", Hanns-Martin-Schleyerstraße 8, 54294 Trier, oder per E-Mail an: thema@volksfreund.de

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