Forst und Wald Peter Wind setzt die Segel – Chef des Prümer Forstamts wechselt nach 22 Jahren seinen Posten

Prüm · Der Chef des Forstamts Prüm, Peter Wind, hört auf: 22 Jahre nach seinem Dienstantritt in der Abteistadt wird er neuer Regionalleiter Mitte bei den Landesforsten und ist dann zuständig für 15 Ämter und ein Gebiet bis in den Hunsrück. Immerhin: Umziehen muss er dafür nicht.

 Von November an ist er hier nur noch privat: Peter Wind, scheidender Forstamtsleiter, im Schneifelwald am Schwarzen Mann.

Von November an ist er hier nur noch privat: Peter Wind, scheidender Forstamtsleiter, im Schneifelwald am Schwarzen Mann.

Foto: Fritz-Peter Linden

Die Nachricht kam für die meisten unerwartet: Vor drei Wochen, beim 100-Jahr-Fest des Waldbauvereins Prüm, verkündete Landes-Umweltministerin Katrin Eder den Weggang von Peter Wind. Fast 23 Jahre nach dessen Dienstantritt im Forstamt Prüm hört der 61-Jährige dort auf und wird neuer „Regionalleiter Mitte“.

Er steigt dadurch eine Stufe höher, in seine Verantwortung fallen dann Südeifel, Hunsrück und Soonwald („und ein bisschen Mosel mit Cochem und Zell“, sagt er) – und 15 Forstämter, unter anderem Bitburg, Neuerburg, Saarburg und Trier.

Forstämter: Nicht Chef, sondern Vermittler

Als neuer Boss all dieser Kollegen aber sieht er sich nicht. Zwar freue es ihn, in den kommenden Jahren „noch mal ein wenig an einem größeren Rädchen drehen“ zu dürfen. Wichtiger aber sei, „dass ich so die Sorgen, Nöte, Wünsche und Probleme der Forstämter in die Landesregierung hineintragen kann“.

Geboren ist Peter Wind im Saarland, er stammt aus Homburg. Aber mittlerweile, sagt er, sei er an keinem Ort so lange gewesen wie in Prüm. „Als Wehrpflichtiger in Daun habe ich mir damals nicht träumen lassen, dass ich irgendwann in diese Region zurückkehren und sie einmal als meine Heimat betrachten würde.“

Tut er aber. Und bleibt auch da: In seiner neuen Position nämlich kann er vieles von daheim aus machen. Obwohl er dann, ausgerechnet, für Prüm nicht mehr zuständig sein wird. Das sei aber auch richtig so, sagt Wind. Denn andernfalls „würden immer alle denken, dass ich in meinem ehemaligen Forstamt andere Maßstäbe anlege“.

Peter Wind hat Forstwissenschaft studiert, sein Referendariat leistete er beim Forstamt im pfälzischen Landstuhl. „Das gibt’s schon längst nicht mehr“, sagt er. Damals hatte das Land noch 108 Forstämter, übrig geblieben sind 44.

Nach Landstuhl wechselte er zur damaligen Bezirksregierung in Trier, in die Forstdirektion. Er lacht: „Die gibt’s auch nicht mehr. Überall, wo ich war, hat hinterher einer das Licht ausgemacht. In Prüm ist das hoffentlich nicht so.“

Forstamt Prüm: Da wollte er zuerst gar nicht hin

Auf Trier folgte Hermeskeil, zwei Jahre lang war er dort stellvertretender Forstamtsleiter. Dann wurde die Stelle in Prüm frei. Wo er zunächst gar nicht hinwollte. „Das muss irgendjemand missverstanden haben. Und ich habe es bis zum heutigen Tag keine Minute bereut.“

In der Eifel sei er mit seiner Familie (Wind und seine Frau, inzwischen geschieden, haben zwei erwachsene Söhne) direkt akzeptiert gewesen. Er sei ohnehin gesellig, sagt er. Und, wichtig für Eifelbewohner: „Ich brauche die Anonymität in der Großstadt überhaupt nicht.“

Da biete Prüm ideale Bedingungen. „Und mich hat über die Jahre fasziniert, welche unglaublich positive Entwicklung die ganze Stadt genommen hat.“ Ergo: „Ich werde den Standort nicht mehr wechseln.“

Saarländer in der Eifelheimat: Peter Wind.

Saarländer in der Eifelheimat: Peter Wind.

Foto: Fritz-Peter Linden

Nur zwischendurch tat er das, zumindest tageweise, da pendelte er nach Mainz: Dort entwarf Wind zwischen 2012 und 2014 die neue Personal- und Organisationsstruktur für die Landesforsten. Das Konzept, sagt er, „hat im Wesentlichen bis heute Bestand“. Man sieht das auch in Prüm: Dort ist der Generationenwechsel vollzogen, etliche neue Kräfte sind dort im Dienst. Und vor allem: „Aus einer reinen Männerwelt sind wir zu einer bunten Zusammensetzung mit deutlich höherem Frauenanteil gekommen.“

Chefwechsel im Forstamt: Nicht alle sind glücklich

Als die Ministerin den Wechsel bekannt gab, schaute am Tisch der Forstamtsmitarbeiter niemand so richtig begeistert. Oder ist das eine Fehlinterpretation? „Wir wussten es schon vorher“, sagt Försterin Diana Riesler, seit August 2021 in Prüm (der TV berichtete). Aber sie bekennt: „Happy bin ich nicht. Und die anderen sind’s auch nicht.“

Über ihren scheidenden Chef könne sie nur Positives sagen: „Total unkompliziert. Manchmal hat man ein Problem, dann geht man damit zu ihm, und er findet schnell eine Lösung. Das hab ich wahnsinnig gern an ihm. Er kann auch streng sein. Aber ich find’s trotzdem korrekt.“

Dass sie immer noch froh und zufrieden sei in der Eifel, „das hab ich ihm zu verdanken“, sagt Diana Riesler. „Ich bin total traurig, dass er geht. So eine Persönlichkeit wie Herrn Wind muss man erst mal finden.“

Der Oberförster ist auch Geschäftsführer des Waldbauvereins, des Zusammenschlusses von 3700 Privatbesitzern. Sie vermarkten ihr Holz über die Prümer Wald und Holz GmbH (PWH). Auch dort hätte man ihn gern behalten: Die Zusammenarbeit mit Wind sei immer bestens gewesen, sagt PWH-Prokuristin Maria Pilzecker: „Sehr vertrauensvoll, sehr gut, über viele Jahre.“ Und sie bescheinigt dem scheidenden Geschäftsführer „über-überfleißig“ zu sein. Dass er jetzt geht, „das sehen wir schon mit gemischten Gefühlen“. Weil man sich ein wenig sorge vor dem, was komme. „Aber wir wollen natürlich auch dem Nachfolger oder der Nachfolgerin eine Chance geben.“

Auch für Aloysius Söhngen, den Vereinsvorsitzenden (und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm) ist Winds Wechsel ein Verlust, wie er bekennt, weil sich dieser „um den Waldbauverein große Verdienste erworben hat“. Er verstehe, dass sich Wind „auf die Stelle beworben hat. Und dass man so einen qualifizierten Mitarbeiter seitens des Landes befördert. Ich freu mich natürlich für ihn – und dass er in Prüm wohnen bleibt.“

Ein Kollege mit riesigem Erfahrungsschatz

Anruf in Neuerburg, bei Forstamtsleiter Olaf Böhmer. Was sagt der zur Personalie Wind? Böhmer lacht: „So kann’s gehen. Er ist ja ein ehemaliger Studienkollege von mir. Und jetzt mein Vorgesetzter.“ Klingt, als sei Böhmer mit dieser Entscheidung sehr einverstanden: „Ja, sicher“, sagt er. „Wir sind schon immer gute Kollegen und Freunde gewesen. Und daran ändert sich nichts. Das passt bei uns, und das Gute ist, dass man sich sehr offen austauschen kann. Da nimmt keiner ein Blatt vor den Mund.“ Zumal Peter Wind „eine riesige Erfahrung“ mitbringe, auch durch seine Tätigkeit bei der ehemaligen Bezirksregierung und in Mainz. Und zuletzt sehe er darin auch einen weiteren dienstlichen Vorteil: Sein bisheriger Regionalleiter habe in Kastellaun gesessen. „Jetzt habe ich ihn in Prüm.“

Und dieser blickt abschließend noch einmal zurück auf seine Zeit als Chef des Forstamts und als Geschäftsführer des Waldbauvereins mit „Tausenden von Besitzern. Und jeder ist anders.“ Das sei toll gewesen. Deshalb: „Mich würdest du nur mit 20.000 Hektar Staatswald und Jagd nicht glücklich machen.“

Die Aufgabe im Forstamt wiederum, ergänzt er, „ist unheimlich abwechslungsreich. Nie Routine, jeden Tag etwas anderes.“ Man habe mit allen zu tun – dem Staat, den Gemeinden, den Holzkäufern, den Jägern, den Touristikern, den Radsportlern. „Und jeder hat natürlich einen besonderen Blick auf den Wald. Das Forstamt muss den aber im Sinne der Ganzheitlichkeit betrachten.“ Deshalb sei sein Motto gewesen: „Wenn alle ein bisschen unzufrieden mit uns sind, dann haben wir unseren Job richtig gemacht.“

Jetzt geht es in den neuen Job, am 1. November beginnt er, und man lehnt sich nicht zu weit hinaus, wenn man sagt: Im Prümer Land werden viele deswegen ein bisschen unzufrieden sein. Aber er bleibt ja in der längst gefundenen Heimat: „Mein Haus steht nicht zum Verkauf“, sagt der künftige Leitende Forstdirektor Peter Wind. „Und ich habe auch keine Absicht, mich von meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten (Stadtrat, Karnevalsverein, Anm.) zurückzuziehen.“

Die Nachfolge für Peter Wind im Forstamt ist noch nicht geregelt, der Posten wird in Kürze ausgeschrieben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort