Neuerburger Kita-Leiterin gefeuert

Neuerburg · Die Neuerburger Kindertagesstätte hat keine Leiterin mehr. Die Stadt Neuerburg hat die Frau mittels außerordentlicher Kündigung entlassen. Es besteht der Verdacht der Veruntreuung von hohen Geldbeträgen.

Neuerburg. "Der Verdacht bezieht sich lediglich auf eine Person - es bestehen keine Verdachtsmomente gegen das übrige Kita-Personal", betont Anna Kling, Stadtbürgermeisterin von Neuerburg. In der Kindertagesstätte Neuerburg soll die bis dato amtierende Kita-Leiterin vermutlich Geld, dass für die Kinder und den Kita-Betrieb gedacht war, veruntreut haben.
Eine betroffene Mutter, die namentlich nicht genannt werden will, sagt: "Ich war selbst bei ihr im Kindergarten und habe sie immer als kompetente Frau erfahren. Die Eltern waren geschockt über die Vorwürfe." Das Vertrauen sei hin. Was sie nicht verstehen kann: "Das hätte doch längst auffallen müssen. Schließlich wird doch irgendjemand die Bücher prüfen." Eine Antwort auf diese Frage gibt es von Verwaltungsseite nicht. Dort verweist man auf das laufende Verfahren.
Laut Norbert Schneider, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Neuerburg, soll die Kita-Chefin seit zehn Jahren Geldbeträge für sich behalten haben. Nach Angaben der Polizei Bitburg war die Frau mit Bargeldeingängen und Konto-Ein- und -ausgängen betraut. Die Mutter sagt: "Es soll um mehrere Tausend Euro gehen. Die Leiterin soll Getränke-, Bastel- und Spendengeld für sich behalten haben." Pro Kind seien jeden Monat zwei Euro für Getränke- und ein Euro für Bastelmaterial in die Kita-Kasse geflossen, sagt die Mutter.
Auf die Fragen wie und in welchen Beträgen das Geld vermutlich abgezweigt worden sein soll, gibt die Verwaltung keine Auskunft. Von Schneider heißt es nur: "Es geht um einen höheren Betrag." Um wie viel genau es sich handelt, wollen er und die Stadtchefin nicht preisgeben. Auch die Polizei, die laut dem Leitenden Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer mit der weiteren Ermittlung beauftragt wurde, hält sich bedeckt. Otmar Kaufmann von der Polizei Bitburg sagt: "Es handelt sich um ein laufendes Verfahren, wir werden dazu nicht mehr sagen." Gleiches ist von Stadtchefin Anna Kling zu hören. Deshalb gibt es vorerst auch keine Information, wie und wann aufgefallen ist, dass Geld in der Kita-Kasse fehlt.
Fest steht, dass der Leiterin der Kita Neuerburg die außerordentliche Kündigung ausgesprochen wurde. Fest steht außerdem, dass die Stadt als Arbeitgeber Strafanzeige gegen die Frau erstattet hat. Diese ist laut Polizei am 20. März eingegangen. Am 16. April wurden der Elternbeirat, am 18. April die Eltern in einer Versammlung über die Situation informiert, sagt Kling. Bis zum Ende des Jahres wird die stellvertretende Leiterin die Geschäfte führen.
Laut Polizei werden derzeit alle Beteiligten vernommen und unter anderem die Unterlagen zu Geldein- und -ausgängen gesichtet. Die Ergebnisse leitet die Polizei an die Staatsanwaltschaft weiter. "Wir prüfen im Anschluss, ob alle notwendigen Ermittlungen erfolgt sind und entscheiden, wie wir weiter verfahren", sagt Brauer. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, drohen der Kita-Leiterin bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe.
Auch eine Geldstrafe sei möglich, sagt Brauer. Das hänge jedoch unter anderem von der Schwere des Vergehens und vom Verdienst der Frau ab. "Genauso gut kann das Verfahren eingestellt werden, beispielsweise wenn eine Wiedergutmachung erfolgt ist", sagt der Staatsanwalt. Eine Einschätzung sei nach dem bisherigen Ermittlungsstand schwer zu machen.
Die Stelle der Kita-Chefin hat die Stadt bereits ausgeschrieben. Kling: "Außerdem schreiben wir voraussichtlich weitere Stellen für die Neueröffnung der fünften Gruppe aus."

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