So wenig fremde Hilfe wie möglich

Der Arbeitsmarkt soll auch Behinderten offenstehen. Zu diesem Zweck ist im Eifelkreis vor zwei Jahren ein Pilotprojekt gestartet mit dem Ziel, behinderten Menschen ein Leben mit so wenig fremder Hilfe wie möglich zu erlauben. Nun ziehen die Organisatoren eine erste Bilanz.

 Auch mit Behinderung so unabhängig wie möglich: das ist das Ziel des Projekts JobBudget. Foto: dpa

Auch mit Behinderung so unabhängig wie möglich: das ist das Ziel des Projekts JobBudget. Foto: dpa

Bitburg. "Pünktlich, zuverlässig, eine echte Bereicherung in allen Belangen", Jürgen Weckmann, Gemeindearbeiter in Speicher, gerät fast ins Schwärmen, wenn er an seinen neuen Mitarbeiter denkt. Das, was man heute nicht mal mehr von allen regulären Auszubildenden berichten kann, trifft alles auf Ugur Toprak zu.

Dabei waren die Startvoraussetzungen des Mannes für den allgemeinen Arbeitsmarkt denkbar schlecht. Aus einer Migrantenfamilie kommend und dazu noch geistig behindert.

Doch Ugur hat das alles vergessen gemacht. Durch ein Modellprojekt der Regionalstelle Bitburg-Prüm des Zentrums für Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen (ZSL) gelangte Ugur an die Stelle in der Gemeinde Speicher. Und es wurde ein Erfolg auf ganzer Linie. "Es ist kein Unterschied zwischen einem normalen Arbeiter und Ugur festzustellen", berichtet Weckmann weiter, und auch für Ugur ist die Arbeit sehr wichtig, er blüht geradezu auf und hat nun sogar seine theoretische Führerscheinprüfung bestanden.

Zwei Jahre mit monatlich durchschnittlich 150 Teilnehmern sind seit dem Start des Modellprojekts JobBudget vergangen, auf die die Außenstelle des ZSL im Eifelkreis Bitburg-Prüm voller Stolz zurückblickt. "JobBudget hat das Ziel, Menschen mit Behinderung in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren", erklärt Edith Bartelmes, Projektleiterin der ZSL-Außenstelle Bitburg-Prüm, das Leitmotiv ihrer Arbeit.

Hinter diesem Modellversuch steht die Idee, Menschen mit Behinderung ein persönliches Budget in Form von Geld oder Gutscheinen zur Verfügung zu stellen, ähnlich einem Taschengeld.

Die Mittel hierfür kommen aus dem Bundesausgleichfonds. Dieses Geld kann frei von den Teilnehmern für die von ihnen gewünschten Förderprojekte ausgegeben werden. Die Menschen werden so praktisch zu Kunden der Behinderteneinrichtungen und können selbst entscheiden, wofür sie ihr Budget aufbrauchen wollen. Zum Ende ihres Trainings haben sie die Wahl, in einer Behindertenwerkstatt zu arbeiten oder einer Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nachzugehen. Betreuer helfen den Behinderten bei ihrem Berufseinstieg und erledigen alle Formalitäten. Geübt werden unter anderem die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und alles andere, was für andere Menschen alltäglich erscheint.

Am Donnerstag, 28. Januar, startet um 14 Uhr eine Informationsveranstaltung zum Thema in den Räumen des Bitburger Euro-BBW. Zum Abschluss gegen 16.15 Uhr besteht für alle Teilnehmer und Besucher die Möglichkeit, in einem Diskussionsforum mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen. Am 1. Februar findet eine weitere Vortrags-und Diskussionsrunde mit dem Landesbeauftragten für die Belange behinderter Menschen, Ottmar Miles-Paul, zum Thema "UN-Behindertenrechtskonvention" statt - um 13.30 Uhr in den Räumlichkeiten des Gemeindepsyschiatrischen Betreuungszentrums in Prüm und um 16.30 Uhr in Bitburg im Sitzungssaal der Verbandsgemeindeverwaltung Bitburg-Land.

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