Würdiges Gedenken – nach 434 Jahren

GONDENBRETT. Eine ehrenwerte Idee, viel Bürgersinn, fleißige Arbeiter und der Original-Standort: Im Mehlental entstand eine Bürgeraktion in Erinnerung an den Tod von etwa 100 Dorfbewohnern vor 434 Jahren.

"Das Mehlental hat viel zu bieten - Kunst, Kultur, eine intakte Landschaft und viel Historie", sagt der Heimatforscher und "Gondenbretter Vordenker" Hanns-Georg Salm. Großflächige Gemälde an Häuserfronten verweisen auf den Künstler Hermann Michels, aus der Dorfmitte ragt die Dionysius-Kirche hervor, am Horizont malt der Schneifelrücken eine glasklare Kontur. Und in der Dorfmitte arbeiten emsige Bürger an der Neugestaltung des Kirchvorplatzes. Einige Meter weiter, am Fuße des Münsterberges, wird auch gehämmert und gemauert. Hanns-Georg Salm und Peter Enders erinnern mit ihrem ehrenamtlichen Schaffen an ein Geschichtsereignis, das die kleinen Mehlental-Gemeinde im Jahr 1572 ereilte. "Damals durchzogen plündernde spanische und niederländische Truppenteile das Tal. Als sich die Bürger widersetzten, wurden sie massakriert", weiß Salm, der als exzellenter Geschichtskenner gilt. "Ein Rest zog sich in den Gewölbekeller zurück, der auch Gebeinhaus oder Schneckenhaus hieß", sagt er.Der Ort soll wieder würdig gestaltet werden

Was blieb, war blankes Entsetzen und eine stark dezimierte Einwohnerschaft. Der Eingang zum "Schneckenhaus" verfiel, Buschwerk verwehrte den Blick und im Innenraum roch es nach Fäulnis. Am Fuß des Münsterbergs, wo die Gondenbretter Urkirche stand, bot sich kein ansehnliches Bild. Ortsbürgermeister Klaus Nägel, Hanns-Georg Salm, Peter Enders und Rainer Ennen fassten einen Entschluss, den Ort würdig zu gestalten. Vor drei Wochen ging die Arbeit dann los. "Wir räumten das Erdreich aus dem Innern, legten die Wände frei und schufen einen neuen Zugang", sagt Salm, der in Peter Enders einen fachlich versierten Mitstreiter fand. "Er beherrscht die Kunst, Natursteine zu vermauern - wie ein Künstler, der etwas vollenden will", lobt Salm seinen Maurer. "Außerdem war es seine Idee, das Gewölbe mit einem Kreuz zu versehen, das vom alten Friedhof stammt." Entstanden ist in der Zwischenzeit eine ansehnliche Anlage, die noch weiter verfeinert werden soll. "Es soll noch eine Bank hinzukommen, ferner eine Bepflanzung, damit die Jakobs-Pilger hier verweilen können", sagt Salm. Im Inneren sieht er vor, dass ein Christuskopf die Stirnwand ziert: "Er soll lächeln und den Menschen Mut machen", so die Salm-Philosophie. "Der Innenraum soll hell werden und ein Ort der Zuversicht sein." Wichtig ist Salm das blaue Schieferkreuz in der Rundung des Gewölbes: "Es verweist auf den Mehlentaler Urvater Christofel Leuschen, der am 7. Januar 1823 verstorben ist." Salms Idee von der Sanierung der ehrwürdigen Stätte reifte im August: "Es ist ein stilles Gelübde, dafür opfere ich Zeit und auch etwas Geld", sagt er bescheiden. Viele Dorfbewohner unterstützen ideell das Wirken der beiden Männer. Ortsbürgermeister Klaus Nägel lobt: "Eine tolle Initiative, die die Würde des Ortes betont und dem Dorfbild dient." Auch für Rainer Ennen ist die Idee ehrenhaft: "Ich schätze, was die Männer leisten." Und so wird noch weiter gewerkelt, gemauert und geschalt. "Wegen der Witterung werden wir bald aufhören, aber im nächsten Frühjahr wird das Projekt zu Ende geführt", sagt Salm. "Das ruinöse Mauerwerk wird noch befestigt, der Abschluss zur Straßenseite vollendet." Erinnern, Mahnen, Gedenken, das ist die Idee, die mit viel Bürgersinn in Gondenbrett umgesetzt wird. Selbst nach fast fünf Jahrhunderten ist unvergessen, dass rund 100 Menschen aus dem Mehlental am Münsterberg ihr Leben verloren. "Das darf nicht verschwiegen werden", sagen die Bewohner hier unisono. Die künftige Stätte wird deshalb ein würdiger Ort der Besinnung sein, aber auch - dank des lächelnden Christus - ein Ort der Zuversicht.

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