Viele fahren unter Drogeneinfluss

Immer häufiger muss die Polizei Autofahrer, die unter Drogeneinfluss hinterm Steuer sitzen, aus dem Verkehr ziehen. Ein 26-Jähriger aus der Verbandsgemeinde Hillesheim ist einer von ihnen. Er wurde zu sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung plus 1500 Euro Geldbuße verurteilt.

 Polizeikommissar Lehrke ist einer von zwei Moderatoren zum Programm „Drogen und Alkohol im Verkehr“ TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Polizeikommissar Lehrke ist einer von zwei Moderatoren zum Programm „Drogen und Alkohol im Verkehr“ TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Daun/Hillesheim. (vog) Schnell noch eine "Tüte" Haschisch geraucht oder ein paar Amphetamine eingeschmissen oder Heroin gespritzt, und ab geht's auf die Piste. Der 26-jährige Industriemechaniker war bereits 2006 erwischt worden und hatte keinen Führerschein mehr. Am 3. Oktober 2007 geriet er um 22.40 Uhr erneut in eine Kontrolle. Wegen der Fahrt ohne Führerschein steht er vor Gericht. Staatsanwalt Thomas Grawemeyer kann ihn nicht wegen einer Fahrt unter Drogen anklagen. Laut Gutachten hatte er zwar Rückstände von Hasch und Amphetaminen im Blut, aber Fahruntüchtigkeit konnte nicht eindeutig belegt werden. Der Angeklagte räumt alle Vorwürfe ein: "Es tut mir leid. Ich konsumiere definitiv keine Drogen mehr." Trotzdem verurteilt ihn Richter Hans Schrot zu drei Screeningtests, womit Drogenkonsum nachgewiesen wird. Erst wenn in einem halben Jahr alle Tests negativ waren, kann der 26-Jährige die Führerscheinprüfung angehen. Zudem muss er 1500 Geldbuße zahlen. Die sechsmonatige Freiheitsstrafe wurde auf Bewährung ausgesetzt. Staatsanwalt Grawemeyer warnt Konsumenten von Betäubungsmitteln (Btm): "Btm-Fahrten können Sie hinter Gitter bringen. Maximal bis zu einem Jahr". Vorm Amtsgericht Wittlich sei ein "unbelehrbarer Btm-Fahrer" auf vier Monate ohne Bewährung verurteilt worden. Grawemeyer: "Bei der Staatsanwaltschaft laufen diese Delikte regelmäßig auf": Richter Schrot stellt für die Vulkaneifel die Vermutung auf, "dass auf zehn aufgedeckte Alkoholfahrten eine Btm-Fahrt komme." Allerdings sei die Dunkelziffer sehr hoch. Damit der Straßenverkehr sicherer wird, werden Polizisten speziell geschult. Polizeioberkommissar Helmut Römer und Polizeikommissar Sven Lehrke von der Dauner Polizei sind geschulte Moderatoren im landesweiten Programm "Alkohol und Drogen im Straßenverkehr": Präventiv agieren sie an Schulen, in Fahrschulen und demnächst auch in Firmen und bei Elternabenden. Als "Werkzeuge" setzen Polizisten bei Kontrollen ihre geschulte Wahrnehmungen ein. Lehrke erklärt: "Beim ersten Blickkontakt wird der Zustand der Pupillen registriert: Weite Pupillen bei Haschisch-, Kokain- oder Amphetaminekonsum sowie ganz enge bei Heroineinnahme". Doch auch das Verhalten der Drogenfahrer gibt Hinweise wie auch der Blick ins Auto. Lehrke: "Oft finden sich noch Utensilien im Auto. Bei den Hardcore-Konsumenten sind ein Eimer und eine abgeschnittene Pet-Flasche immer dabei." Finden die Beamten Drogenrückstände in Autos, können sie die Drogenart leicht zuordnen. Urintests können die Beamten nicht verlangen. Sie sind freiwillig.extra Drogenfahrten: 2007 wurden 16 Autofahrer von der Polizei im Bereich der PI Daun erwischt, die sich nach Drogenkonsum ans Steuer setzten. Bis Ostern wurden 2008 zwei Fälle registriert. 56 waren es 2007 in der Sparte Alkoholmissbrauch. Diese 72 angezeigten Kraftfahrer bauten im Rauschzustand keine Unfälle. Allerdings finden sich in der Unfallstatistik weitere 60 Fälle, die unter Drogen- oder Alkoholeinfluss Crashs verursachten. In 2008 waren es bisher acht "Alk-Unfälle" mit zwei Verletzten. Mehr als die Hälfte der auffälligen Fahrer sind jünger als 22 Jahre. "Bis zu fünf Prozent sind Senioren, die zwar keine Drogen, dafür aber starke Medikamente genommen haben, die ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen", erklärt Polizist Sven Lehrke. (vog)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort