Umwelt Henterner wollen ihren Ort aufblühen lassen

Hentern · Eine neu gegründete Aktionsgruppe möchte Blumenwiesen schaffen, damit Insekten wieder mehr Nahrung finden. Ein Konzept ist in Arbeit.

 Beim ersten Treffen der Gruppe „Hentern blüht auf“ zeigt Ortschef Michael Marx auf der Karte mögliche Standorte für Blumenwiesen.

Beim ersten Treffen der Gruppe „Hentern blüht auf“ zeigt Ortschef Michael Marx auf der Karte mögliche Standorte für Blumenwiesen.

Foto: Herbert Thormeyer

Bienen haben es ihm angetan. Doch wenn Imker Matthias Reimann aus Rascheid an seine Bienenvölker denkt, ist er besorgt. Das liegt am Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Unkrautvernichtern, die er als eine der Hauptursachen für das vermehrte Insektensterben der vergangenen Jahre sieht.

Seit einiger Zeit hält der Imker Vorträge in den Dörfern der Region, um den Einwohnern klarzumachen, was sie gegen das Insektensterben unternehmen können. Vor kurzem war er auch in Hentern zu Gast. Dort hat sich nun die bereits vierte Regionalgruppe des Netzwerks Blühende Landschaft im Hochwald gegründet.

„Wir haben Mathias Reimann in Kell erlebt, und er hat uns überzeugt, dass wir was tun müssen“, sagt Initiatorin Rita Schwaab. Gemeinsam mit Partner Jürgen Marx brachte sie jetzt im Rahmen der Dorfmoderation in Hentern 18 Naturfreunde zusammen, die dem Artensterben in ihrem Heimatort nicht weiter tatenlos zusehen wollen.

Hilfe holte sich das Paar bei Ortsbürgermeister und Förster Michael Marx und Hiltrud Pawlik, die bereits auf ein Jahr Erfahrung mit der Regionalgruppe in Gusenburg zurückblicken kann.

Der Ortschef spricht sich gemeinsam mit den Aktivisten dafür aus, dass sein Dorf an den beiden Zufahrten an neuen Blumenwiesen erkennbar werden soll, eine Art lebende und bunte Visitenkarte. Kommunale Flächen kommen dafür infrage, aber auch welche aus der Landwirtschaft. Landwirt Michael Hausen ist der Idee nicht abgeneigt zu prüfen, welche Flächen dafür aus der Produktion genommen werden könnten. Er weist aber darauf hin: „Unsere Wiesen werden unterschiedlich oft gemäht und beweidet. Wir müssen aber immer noch das Treiben von Wildschweinen im Auge behalten.“

Hiltrud Pawlik weiß nach einem Jahr Erfahrung: „Wildbienen haben sich auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Darauf muss das Saatgut für die Wiese angepasst werden.“ Sie schlägt vor, Fachleute einzuladen, um die vorgesehenen Flächen vorher zu begutachten. Auch eine Vernetzung der Flächen sei wichtig, damit die Wege von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen nicht zu lang würden. Die Gusenburger Gruppe hat neben einer Blühfläche am Ortseingang auch eine Frühlingspflanzenbörse ins Leben gerufen, die bei der Premiere einen Erlös von 600 Euro einbrachte.

Ortbürgermeister Marx stellt fest: „Eine Wiese, die nicht mehr gemäht wird, kann von einigen Bürgern einfach nur als unordentlich empfunden werden.“ Deshalb will die Gruppe größtmögliche Transparenz walten lassen und begleitend zu den Projekten auch begründen, warum „wilde“ Wiesen für den Menschen lebensnotwendig sind. Diese Tatsache soll jedem im Dorf durch entsprechende Information verständlich gemacht werden.

Genutzt werden soll zunächst die Unterstützung des bundesweiten Netzwerks (siehe Info), das Pflanzensamen kostenlos zur Verfügung stellt. Ortsbürgermeister Marx bittet die neue Gruppe um ein schlüssiges Konzept, das er seinem Gemeinderat zur weiteren Diskussion vorlegen kann. Er will die Gruppe beim Netzwerk offiziell anmelden. Es eilt, denn die Bewerbungsfrist für eine Unterstützung und Förderung neuer Blühflächen läuft am 31. Dezember ab.

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