Aqua für die Römerstadt

WALDRACH/TRIER. Die Trierer Stadtherren vertrauten schon im zweiten Jahrhundert nach Christus dem guten Wasser aus dem Ruwer- und Riveristal. Eine 13 Kilometer lange Wasserleitung führte das frische Nass ins römische Trier.

Bei Kanalbauarbeiten im Jahr 1974 waren Reste der Wasserleitung entdeckt worden. Das Gemäuer maß im Innern 72 Zentimeter Breite und war von der Sohle bis zum Gewölbe über 1,30 Meter hoch. Nach der Ausgrabung errichtete der Heimat- und Verkehrsverein Ruwertal bei der Fundstelle an der Straße zwischen Waldrach und Korlingen einen Nachbau aus Originalsteinen. Die Wasserversorgungsleitungen der römischen Städte gehören zu den größten Ingenieurleistungen der antiken Welt. Durch die Wirtschaftsentwicklung entfaltete sich damals auch Trier zu einer Größe, bei der die bisherige Wasserversorgung nicht mehr ausreichte. So wurde beschlossen, das vorzügliche Wasser der Ruwer zu verwenden. Michael Gillert, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins: "Obwohl andere Bachläufe näher bei der Stadt lagen, fiel die Entscheidung zu Gunsten der Ruwer." Die "Ablaufstelle" beim heutigen Waldrach suchten sich die Römer wegen der Wasserqualität nicht rein zufällig aus. Gillert: "Sie verstanden es schon damals, die durchschnittliche Wasserleistung nach Querschnitt und Gefälle abzuschätzen." Welche Leistung die Römer ohne moderne Baumaschinen erbrachten, belegen die Zahlen: 70 000 Kubikmeter Erde mussten ausgehoben werden, 50 000 Kubikmeter Bruchstein-Mauerwerk und 13 000 Kubikmeter Bindemittel waren zu verarbeiten. Allein 4500 Tonnen Kalk und 1200 Kubikmeter Dichtungsputz verschlang das Bauwerk. Es führte durch das Ruwertal bis unterhalb des Amphitheaters. Der mit einem Gewölbe überdeckte Wasserkanal hatte auf der gesamten Strecke nur ein Gefälle von weniger als acht Metern. Somit fiel die Wasserleitung auf einem Kilometer nur um etwa 60 Zentimeter. Das Gefälle reichte jedoch aus, täglich 25 000 Kubikmeter Wasser nach Trier zu leiten. Pro Einwohner kann so von einem täglichen Wasserverbrauch von 1000 Litern ausgegangen werden. Das aus dem Ruwertal zugeführte und nicht genutzte Wasser leiteten die Römer in die Mosel. Anstauen oder Bevorraten war nicht möglich. Deshalb gab es in den öffentlichen Bädern und auf den Plätzen auch viele Wasserspiele mit fließendem Wasser. Das Verteilerbauwerk unterhalb des Amphitheaters war der höchste Punkt des damaligen Triers. Von dort wurde das Wasser in verschiedenen Leitungen den Plätzen der Stadt zugeleitet. Die Privathäuser reicher Familien hatten eigene Anschlüsse. Im Verteilerbauwerk waren die einzelnen Abläufe nach einem "sozialen System" in verschiedenen Höhen angeordnet. Bei Wasserknappheit fiel so zunächst die Versorgung der Privathaushalte aus. Bei extremer Trockenheit versorgte der Verteiler nur noch die öffentlichen Brunnen. Rund 200 Jahre lang war die Leitung in Betrieb. Insgesamt zwei Milliarden Kubikmeter Ruwerwasser wurden in dieser Zeit nach Trier geleitet. Morgen: Die Volkshochschule in der Verbandsgemeinde Ruwer.

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