Bei Saargummi hat jeder hat Angst um seinen Job

Büschfeld · Betriebsversammlung bei Saargummi: Es läuft offenbar auf eine Übernahme durch den chinesischen CQLT-Mischkonzern hinaus. Davor haben die meisten Beschäftigten des insolventen Autozulieferers Angst.

Büschfeld. Über 500 Saargummi-Beschäftigte waren in die Büschfelder Schlossberghalle zur Betriebsversammlung gekommen. Es geht um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze, um ihre Existenz. Es läuft ja offenbar alles auf eine Übernahme durch den chinesischen CQLT-Mischkonzern hinaus.
Davor haben die meisten Beschäftigten Angst. Denn sie befürchten massiven Stellenabbau und weitere Lohnkürzungen. Die Saargummi-Mitarbeiter geben sich bei ihrer Einschätzung der aktuellen Lage nicht allzu optimistisch. "Es ist schon so, dass ja in erster Linie die Gläubiger ihr Geld wollen, da stehen wir ganz hinten. Da muss der Betriebsrat schon zusehen, dass er für uns das Bestmögliche herausholt. Wenn ich unseren bisherigen finanziellen Verzicht addiere, dann haben wir bis heute zwei Monate umsonst gearbeitet", sagt Harald Eisenbarth, seit 1989 bei Saargummi beschäftigt. "Hier muss jetzt ein Unternehmer her, der den Standort sichert, und keine Heuschrecke", meint der schnauzbärtige, erfahrene Saargummi-Mann.
"Ich habe Vorbehalte gegen jeden, der den Betrieb plattmachen und daraus einen Billigbetrieb machen will. Auch der kleine Mann hat angesichts steigender Preise Kostenprobleme und muss seine Rechnungen bezahlen, nicht nur das Unternehmen."
Erst seit einem Dreivierteljahr fest angestellt ist Dominik Kraft (23) aus Limbach. Der junge Mann setzt auf seine Zukunft und einen sicheren Arbeitsplatz in Büschfeld. "Wir haben schon Angst um unseren Arbeitsplatz und dass es hier nicht mehr weitergeht. Wir stellen gute Produkte her und liegen damit gut am Markt. Die Angst vor den möglichen künftigen chinesischen Eigentümern geht um. Wir befürchten dann einen Stellenabbau", sagt er. "Aber es muss hier weitergehen, und ich hoffe auf einen guten Ausgang."
Ganz anders sieht der gebürtige Sizilianer Michele Campanella aus Losheim die Lage. Er ist seit 32 Jahren bei Saargummi an Bord und schon krisengestählt. "Ich habe keine Angst vor den Chinesen. Es muss hier weitergehe, und ich hoffe, dass es hier auch weitergeht." Vom rettenden Einfluss der Politiker auf den Gang der Dinge hält der Sizilianer nicht viel - und spielt damit auf den starken Mafia-Einfluss und die oft hilflose Politik in seiner Heimatregion an.
Erst ein Jahr bei Saargummi arbeitet der junge, an der Saar geborene Giuseppe D\'Avola aus Dillingen. "Jeder hier hat große Angst um seinen Job. Die Kollegen befürchten Dumpinglöhne. Viele lassen sich ihre Sorgen nach außen aber nicht anmerken. Jeder hat seine eigenen Gedanken", beobachtet der junge Saar-Italiener.
Stefanie Bodenseh aus Rappweiler arbeitet seit 1994 bei Saargummi. "Ich halte es nicht für gut, wenn die Chinesen hier einsteigen sollten. Der Bartels (früherer Geschäftsführer, die Red.) wollte ja schon seinerzeit 400 Leute loswerden. Wir haben schon auf viel Geld verzichtet. Ich befürchte weitere Lohnkürzungen. Dennoch: Es muss hier weitergehen. Ich will hier in Rente gehen. In meinem Alter finde ich hier in der Region keinen Arbeitsplatz mehr", sagt die temperamentvolle schwarzhaarige Frau. Ernst Reichert aus Losheim, der seit dem Jahr 1978 an Bord und ebenfalls deutlich krisengestählt ist, sieht den Einstieg der Chinesen auch ausgesprochen kritisch. "Man weiß nicht, wie es unter denen weitergeht. Die machen doch ohnehin alle, was sie wollen. Und bei den Löhnen liegen wir ja sowieso schon unter Tarif", sagt der sportliche Reichert und schwingt sich aufs Motorrad.

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