Die Angst, am langen Arm zu verhungern

Kell am See · Das Jahr 2011 war geprägt von wechselhaften Begebenheiten, das war der einhellige Tenor beim Neujahrsempfang in der Alten Mühle. Doch er war auch geprägt von der Sorge um die Existenz der Verbandsgemeinde Kell am See innerhalb der Verwaltungsreform.

 Viel Interesse bei Otto Grundhöfer, Karl Heyer und Thomas Köhler (von links) fand die 26. Ausgabe der Keller Annalen von Autor Dittmar Lauer (rechts). TV-Foto: Hans Muth

Viel Interesse bei Otto Grundhöfer, Karl Heyer und Thomas Köhler (von links) fand die 26. Ausgabe der Keller Annalen von Autor Dittmar Lauer (rechts). TV-Foto: Hans Muth

Kell am See. "Stolze 70 Seiten umfasst der Jahresrückblick der Keller Annalen mit umfangreichen Geschichten, Ereignissen und Entscheidungen des vergangenen Jahres hier in unserer Heimatgemeinde Kell am See und auch darüber hinaus", lobte Ortsbürgermeister Markus Lehnen die 26. Ausgabe der von Dittmar Lauer erstellten Geschichtsblätter, deren Präsentation einen Teil der Veranstaltung darstellte.
Doch dem Rückblick auf das Jahr 2011 haftete eine Portion Wehmut an. Ortsbürgermeister Markus Lehnen brachte es auf den Punkt. "Nach über 55-jährigem segensreichen Wirken in und für die Kirchengemeinde Kell wurden unsere Schwestern in ihr Stammhaus nach Linz in Österreich zurückberufen. Ein überaus schmerzhafter Verlust für den Kindergarten, für die Strickfrauen, für die Kirchengemeinde, für die Zivilgemeinde, für uns alle! Was aber für immer in den Herzen der Keller Bürgerinnen und Bürgern haften bleiben wird, sind die Erinnerungen an das uneigennützige, stille, stets überaus freundliche und segensreiche Wirken der Schwestern Oblatinnen des heiligen Franz von Sales." Für den Kindergarten sei eine neue Leiterin gefunden worden, die Strickfrauen hätten sich so gut es geht arrangiert, die Kirchengemeinde habe viele Aufgaben neu organisieren müssen und nicht zuletzt sei glücklicherweise auch ein neuer Mieter für das Schwesternhaus gefunden worden.
Feuerwehrhaus fast fertig


In der Ortsgemeinde seien im vergangenen Jahr die Renaturierung des Ruwerlaufes in Verbindung mit der Neugestaltung des Dorfparks "Dumpert" weitgehend abgeschlossen und in der "Arenswiese" die Boy\'s-Mini-Soccer-Anlage eröffnet worden. "Das neue Feuerwehrhaus konnte, auch dank des großen Engagements der Keller Feuerwehrkameraden, weitestgehend fertiggestellt werden. Mit der Errichtung des Solarparkes im Industriegebiet Grammert sei die Ortsgemeinde Kell am See sicherlich Vorreiter in diesem Bereich der Energiegewinnung.
"Der mittlerweile zum Teil unanständig gewordene Debatte um den Zusammenschluss oder gar die Zerschlagung unserer Verbandsgemeinde hat einen Punkt erreicht, der dringend Aufklärung und Klarstellung verlangt", forderte Lehnen und pflichtete dabei seinem Vorredner, Bürgermeister Werner Angsten, bei. Hier seien vor allem die politischen Entscheidungsträger gefordert! "Die großen Städte und bevölkerungsreichen Regionen werden auf Deubel komm raus gefördert, während die ländlich geprägten und dünn besiedelten Bereiche am langen Arm langsam verhungern. Glauben Sie, in Mainz, Ludwigshafen oder Koblenz müssten freiwillige Feuerwehrleute Eigenleistungen in Höhe von 100 000 Euro erbringen, um ein Feuerwehrhaus zu bauen, das der Allgemeinheit in Brand- und Notfällen dient?" Wenn der Rotstift so einfach, aufgrund von profanen Zahlen angesetzt werden könne, dann solle man ihn zunächst auf allerhöchster Ebene ansetzen.
Kreisbeigeordneter Dieter Fisch war in Vertretung von Landrat Günter Schartz gekommen. Er lobte das ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde und gratulierte zu den gelungenen Annalen. Er brachte zum Ausdruck, dass man, was die Verwaltungsreform betrifft, nicht gegen den Willen der Bürger entscheiden solle. "Wenn die Menschen sagen, dass sie sich in ihrem Lebensraum, in diesem Falle der Verbandsgemeinde Kell am See, wohlfühlen und keine Veränderung wollen, was spricht dann dagegen, alles so zu belassen, wie es ist?" hm

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