"Die Baustelle bricht uns das Genick"

Fahrbahn-Sanierungen und Kanalarbeiten machen die Ortsdurchfahrt Tawern zurzeit zur Großbaustelle. Die Geschäftsleute kritisieren die Informationspolitik der Verantwortlichen - und suchen nach neuen Geschäftsideen.

 Viel Staub wirbeln die Baurbeiten in Tawern auf, hier an der Kreuzung zwischen der Straße „Am Markt“ und der Mannebacher Straße. TV-Foto: Eva Großeastroth

Viel Staub wirbeln die Baurbeiten in Tawern auf, hier an der Kreuzung zwischen der Straße „Am Markt“ und der Mannebacher Straße. TV-Foto: Eva Großeastroth

Tawern. Mit gleich drei Baustellen hat die Ortsgemeinde Tawern zurzeit zu kämpfen. Seit Oktober wird dort gebaggert, gegraben und asphaltiert. Über 1,1 Millionen Euro investieren der Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Trier, das Kreiswasserwerk Trier-Saarburg und die Verbandsgemeindewerke Konz gemeinsam mit der Gemeinde Tawern. Zum einen werden die Fahrbahndecke der gesamten Ortsdurchfahrt, der Landestraße 136, und die Bürgersteige in diesem Bereich erneuert und eine Verkehrsberuhigung eingebaut. Zum anderen muss ein Teil der alten Kanäle und Wasserleitungen im Ort dringend saniert werden.

Für Anwohner und Berufspendler nach Luxemburg bedeutet das vor allem eins: Straßensperrungen, Umleitungen, Schmutz und Lärm. Für die im Ort ansässigen Geschäftsleute kommt noch ein weiteres Problem hinzu: weniger Kunden. "Die Baustelle bricht uns das Genick", sagt Brigitte Steinbach, Inhaberin des Blumengeschäfts in der Römerstraße. Zum einen fehlt ihr die Laufkundschaft, die vielen Pendler zwischen Luxemburg und Konz beziehungsweise Saarburg. Aber auch die Bürger aus dem Ort finden den Weg durch die Baustelle bis in ihr Geschäft nur noch selten. "Gestern waren sechs oder sieben Kunden da. Das ist existenzbedrohend."

Brigitte Steinbach bemängelt die fehlende Kooperation mit den Verantwortlichen. Die Bürger seien über die einzelnen Baumaßnahmen zu wenig informiert worden, ein Hinweisschild, dass ihr Geschäft trotz Baustelle weiterhin erreichbar ist, musste sie selbst bezahlen. "Man bekommt keine Hilfe, man bekommt nur Sprüche." Brigitte Steinbach öffnet inzwischen auch am Montagnachmittag und will demnächst Handzettel verteilen, damit wieder mehr Kunden ins Geschäft kommen.

"Baustellenbäckerei" nennt Eric Eppes seine Idee, mit der er der geplanten Vollsperrung vor der Dorfbäckerei im kommenden Jahr gegenübertreten will. Unter der Überschrift "Wohin da wei?", auf Hochdeutsch "Wohin denn jetzt?", ruft er seine Kunden mit einem Flyer zur Mithilfe auf. Sie sollen entscheiden, wo er demnächst in einem mobilen Stand seine Brötchen verkauft - die Bäckerei im Ort bleibt aber weiterhin geöffnet. Eppes hat Verständnis, dass gebaut werden muss, aber ärgert sich über die Menge der Baustellen. "Warum an drei Stellen gleichzeitig?", fragt er.

Bitte um Verständnis

Ortsbürgermeister Josef Weirich argumentiert: "Ich will keine vier Jahre lang eine Baustelle im Ort, deshalb machen wir jetzt alles auf einmal." Außerdem mache es keinen Sinn, eine fertige Fahrbahn für Kanalarbeiten anschließend wieder aufzureißen. Gegen den Vorwurf, nicht rechtzeitig informiert zu haben und keine Rücksicht auf die Geschäftsleute genommen zu haben, wehrt er sich genauso wie der Werkleiter der Verbandsgemeindewerke Konz, Stefan Oberbillig. Beide sagen, sie hätten die Anwohner rechtzeitig informiert. Weirich: "Ich kann nur weiter um Verständnis bei den Leuten bitten und habe die Anwohner aufgerufen, in diesen schweren Zeiten die Geschäftsleute im Ort zu unterstützen."

Meinung

Von Eva Großeastroth

Gute Ideen für schlechte Zeiten

Der Karren in Tawern scheint buchstäblich in den (Baustellen-) Dreck gefahren zu sein. Die Händler, die einen großen Teil ihrer Umsätze mit den Berufspendlern machen, fürchten ums Geschäft. Aber die geplante "Baustellenbäckerei" zeigt: Besonders in schlechten Zeiten sind gute Ideen gefragt. Ortsbürgermeister und Bauträger weisen alle Schuld an dem Unmut von sich. Die Bauarbeiten dauern noch bis zum kommenden Sommer, deshalb ist jetzt Entgegenkommen auf beiden Seiten nötig: Ideen der Einzelhändler, Treue der Anwohner zu ihren Geschäften im Ort, und ein Ortsbürgermeister, der sich noch mehr um Hilfe bemüht. e.grosseastroth@volksfreund.de

Hintergrund
Drei Baustellen in Tawern: L 136 (Saarburger Straße) bis Fellericher Straße: Fahrbahnsanierung, Verkehrsberuhigung und Erneuerung der Bürgersteige, zurzeit Vollsperrung ab Ortseingang bis zur Kreuzung Mannebacher Straße. Kreuzung Brunnenstraße/Römerstraße: Verlegung von Wasserleitungen, zurzeit halbseitige Sperrung mit Ampelverkehr. Straße "Am Markt" bis Kreuzung Mannebacher Straße: Verlegung von Wasser- und Abwasserleitungen, zurzeit Vollsperrung werktags von 8 und 16.30 Uhr. (eg)

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