Ein Mann für alle Fälle

SAARBURG. Während eine Großstadt wie Kaiserslautern kürzlich aus Kostengründen davor zurückschreckte, eine Stadthalle zu bauen, besitzt das chronisch klamme Saarburg eine derartige Einrichtung. Dass sie sich die Halle immer noch leisten kann, verdankt sie einem durchdachten Konzept - und Geschäftsführer Robert Hildebrand.

Wäre er Musiker von Beruf, würde Hildebrand wahrscheinlich als einer dieser Gitarristen auftreten, die gleichzeitig Mundharmonika spielen und mit dem Fuß auf die Pauke hauen. Denn Hildebrand ist, was die Verwaltung der Stadthalle angeht, eine Ein-Mann-Show: Konzerte organisieren, die Bücher führen, bei Veranstaltungen die Technik bedienen und hinter der Theke Getränke verkaufen. "Da hat ein Arbeitstag schon mal 20 Stunden am Stück", sagt der 47-Jährige. Seit der Eröffnung der Stadthalle im Jahr 1990 ist er mit von der Partie, seinerzeit noch als Haustechniker.Bis zu 70 Veranstaltungen

Seit 1998 ist er Geschäftsführer der städtischen GmbH, die die Stadthalle in Eigenregie betreibt. Zusammen mit einigen Aushilfskräften sorgt er dafür, dass 60 bis 70 Veranstaltungen im Jahr möglichst reibungslos über die Bühne gehen. Möglichst reibungslos auch für den Stadtsäckel, in den laut Vertrag die Gewinne der GmbH fließen und aus dem ihre Defizite beglichen werden. Nach Angaben von Bürgermeister Franz-Josef Blatt ist das Defizit in den vergangenen Jahren "merklich geringer geworden" und lasse sich im Vergleich mit anderen Städten durchaus sehen. Außerdem müsse man "die budgetären Verluste stark relativieren", sagt Blatt. So bezahle die Betreibergesellschaft an die Stadt Miete für die Halle und begleiche auch die volle Grundsteuer - Einnahmen und Ausgaben, die der Stadt normalerweise fehlen beziehungsweise aufgebürdet würden. Nicht zuletzt "dank eines hervorragenden Geschäftsführers" könne man mit der Bilanz der Stadthalle zufrieden sein, meint der scheidende Bürgermeister. Zufrieden können die Saarburger wohl auch deshalb sein, weil die Stadthalle ihnen in den vergangenen Jahren Auftritte von Musikgrößen wie Alice Cooper, Barclay James Harvest, Wir sind Helden oder Fury in the Slaughterhouse bescherte. "Die ganz großen Sachen machen wir mit einem professionellen Veranstalter", sagt Hildebrand. Dann falle für seine GmbH zwar nur eine relativ bescheidene Miete ab. Aber sie trage auch nicht das Risiko, wenn die 600 Sitzplätze bietende Halle halb leer bleibt. "Ein ordentliches Programm ohne große Risiken" möchte er jedes Jahr auf die Beine stellen, sagt Hildebrand: "Wir versuchen, kleine Brötchen zu backen." Die ganz dicken Brocken bekomme er ohnehin nicht nach Saarburg. Dafür sei die Halle zu klein. Außerdem solle sie auch noch für die Saarburger da sein: für Feste und Konzerte der örtlichen Vereine, Veranstaltungen der Volkshochschule, Familien- oder Firmenfeste. Zudem verfügt die Halle über Vereinsräume, die nach den Worten Hildebrands "sehr gut genutzt" würden. Momentan ist für den Geschäftsführer der Stadthalle und seine Mitarbeiter etwas Erholung angesagt: In den Sommermonaten gebe es in der Regel nur wenige Veranstaltungen, vieles finde im Freien statt. Im September geht es dann wieder los - zunächst mit einem Empfang bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt. Später wird Heiner Geißler über "Europa im Spannungsfeld der Globalisierung" referieren. Im November ist die Endausscheidung im Wettbewerb "Stimme der Region" in Saarburg. Dann wird Robert Hildebrand wahrscheinlich wieder hinter der Theke stehen. Oder die Lichtanlage bedienen. Oder beides machen.Lesen Sie morgen in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" einen Bericht über das Gefängnis im Hagen in Saarburg.

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