Erster Schultag für die Nationalpark-Ranger

Erbeskopf · Zu einem echten Nationalpark gehören echte Ranger: Das soll auch im künftigen Nationalpark Hochwald-Hunsrück gelten. Deshalb lassen sich seit Montag 16 Forstwirte für ihre künftige Tätigkeit ausbilden. 640 Unterrichtsstunden liegen bis zur Prüfung vor ihnen. Dann sind sie bereit, um sich gleichermaßen um die Natur und die Besucher des künftigen Schutzgebiets zu kümmern.

 Hartmut Hoffmann greift zur Motorsäge: Zu den Aufgaben eines Nationalpark-Rangers gehört es auch, Biotope wie Hochmoore von Fichten zu befreien. Seine künftigen Kollegen schauen ihm dabei zu. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hartmut Hoffmann greift zur Motorsäge: Zu den Aufgaben eines Nationalpark-Rangers gehört es auch, Biotope wie Hochmoore von Fichten zu befreien. Seine künftigen Kollegen schauen ihm dabei zu. TV-Foto: Axel Munsteiner

Erbeskopf. Ranger tragen eine Uniform, Hüte mit breiter Krempe und schauen hoch zu Ross in einem Nationalpark nach dem Rechten. So sieht das aus Amerika überlieferte Klischee aus. Mit welchem Outfit die künftigen Ranger, zu Deutsch Schutzgebietbetreuer, im Nationalpark Hunsrück-Hochwald auftreten, ist noch offen. Fest steht allerdings: Dort wird es rechtzeitig zur geplanten Eröffnung im Frühjahr 2015 eine Gruppe von 16 Männern und Frauen geben, die die Aufgaben von Rangern übernehmen.
640 Ausbildungsstunden


Sie alle sind bisher als Forstwirte tätig und haben am Montag ihre Fortbildung zum Ranger begonnen. 640 Stunden liegen bis Dezember vor den Lehrgangsteilnehmern, der ihnen bei einem Erfolg den offiziellen Titel eines "geprüften Natur- und Landschaftspflegers" bescheren wird.
Ihren ersten Unterrichtstag hatten die 16 künftigen Ranger, die fast alle aus der unmittelbaren Nationalpark-Region kommen, gestern im Hunsrückhaus am Erbeskopf. Dabei schaute mit Thomas Griese auch ein Gast aus Mainz vorbei: "Sie werden die Gesichter des Nationalparks sein und sind später die wichtigsten Ansprechpartner für die Besucher. Ihr Auftreten wird das Bild des Nationalparks entscheidend prägen", betonte der Staatssekretär im Umweltministerium. Bewusst habe sich das Land nicht auf die bundesweite Suche von bereits geprüften Landschaftspflegern begeben. "Es ist besser, die Leute vor Ort weiter zu qualifizieren", so Griese. Deshalb werden die Forstwirte fit gemacht, um später den Besuchern die Eigenheiten der natürlichen Schätze im Nationalpark zu erklären und Besuchergruppen durch das Gebiet zu führen. Dass schon beim Start eines Nationalparks Ranger zur Verfügung stehen, ist keine Selbstverständlichkeit. Erst am Wochenende wurde in Baden-Württemberg der Nationalpark Nordschwarzwald eröffnet. Ranger gibt es dort aber noch nicht. Das wird in Rheinland-Pfalz anders sein. Laut Lehrgangsleiter Klaus Zimmermann wird die künftigen Ranger in den kommenden Monaten eine Ausbildung erwarten, in der sich Theorie und Praxis die Waage halten. So lernen die Teilnehmer die typischen Lebensräume im Nationalpark kennen. Deshalb steht zum Beispiel die Pflanzenkartierung auf dem Stundenplan. Die Biotoppflege - zum Beispiel das Entfernen von Fichten aus den Hochmooren - zählt ebenso zur Ausbildung wie die eher trockene Materie, sich mit rechtlichen Fragen - etwa "Was dürfen die Leute im Nationalpark machen und was nicht" - zu beschäftigen.
Vor allem aber geht es darum, den Rangern das pädagogische Rüstzeug für ihre spätere Kernaufgabe zu geben. Sie sollen die Besucher betreuen und durch das Gebiet führen. "Dabei werden ganz verschiedene Anforderungen gestellt. Es ist ja ein Unterschied, ob man mit einem Kegelverein, einem Kindergarten oder einer Gruppe von Wissenschaftlern unterwegs ist", betont Zimmermann. Die Ausbildung der Ranger erfolgt am Hunsrückhaus beziehungsweise auf dem Umweltcampus Birkenfeld. Dazu kommen Aufenthalte in anderen Nationalparks.
Mehrere Stützpunkte geplant


Spätere Stützpunkte werden die "vier oder fünf Nationalparktore beziehungsweise Infostellen" sein, die das Land laut Griese einrichten will. Auch ein Rangerstützpunkt in Hermeskeil gehöre zu diesen Überlegungen. Von diesen Infostellen aus starten später die geführten Touren. Jeder Ranger wird zudem in den ihm zugewiesenen Gebieten auf "Streife" gehen, um zu kontrollieren, ob sich auch alle Besucher an die Regeln im Nationalpark halten. Zudem kümmert er sich dort um die Ausstattung - zum Beispiel um das Aufstellen von Wegweisern.
2015 soll es eine zweite Lehrgangsrunde geben, so dass insgesamt 32 Forstwirte ihre Ranger-Ausbildung absolvieren.

Extra

Hartmut Hoffmann, Gusenburg: "Seit ich 1990 einen Nationalpark in Kanada besucht habe, ist der Ranger für mich ein Traumjob. Jetzt hat sich dafür ein Türchen geöffnet. Ich freue mich sehr auf das, was auf mich zukommt." Bernd Annell, Holzerath: "Ich finde es faszinierend, dabei zu sein, wenn hier ein Nationalpark entsteht und ich durch meine Ranger-Ausbildung den Leuten etwas beibringen kann." Oliver Gross, Mörschied: "Ich freue mich auf meine Aufgabe. Wir leisten hier Pionierarbeit und gestalten etwas ganz Neues. Und diese Chance habe ich direkt vor meiner Haustür." ax

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