Genügend Stoff für weitere Romane

WILTINGEN. Jung, talentiert, erfolgreich: Tim Konrad aus Wiltingen erobert durch die Hintertür die Regale der Buchhandlungen. Sein erster Roman "Herold - Verschwörung der Verfemten" schneidet auch bei Kennern gut ab.

Ein junges Gesicht, große, schlanke Figur, etwas blass um die Nase, mit Spitzbart und wachen, blauen Augen - so sieht das Schreiber-Talent Tim Konrad aus Wiltingen aus. Ein bisschen schüchtern fällt die Begrüßung aus, etwas scheu wirkt zunächst der Blick. Auf die Frage seiner Mutter, was sie bringen dürfe, antwortet er: "Kaffee, bitte. Aber stark."Künstlername ist Raskard

Im gleichen Moment zieht er eine Zigarette aus der Schachtel und steckt sie sich an. Da sitzt er, der 25-jährige Student der Anglistik und Geschichte, der vor wenigen Wochen seinen ersten Roman herausgebracht hat. Allerdings nicht unter seinem richtigen Namen. "Raskard" steht versal gedruckt auf dem Titel des Erstlingswerks "Herold - Verschwörung der Verfemten". "Mir war die Vorstellung unangenehm, dass mein Name oder mein Gesicht in die Öffentlichkeit geraten", erläutert der Student. Der Name Raskard entspringt nicht dem Zufall. "Raskard war ein Barde, ein Geschichtenerzähler und meine erste Rolle." Mit der - oder besser den - Rollen fing alles an. Über so genannte Rollenspiele ist Tim Konrad immer stärker in die Thematik eingestiegen. Vor etwa zwölf Jahren habe er erstmals ein Rollenspiel mit Freunden geprobt. Mindestens zwei Spieler und ein Spielleiter erzählen gemeinschaftlich eine Geschichte aus dem Reich der Fantasie, der Elfen, Götter und fernen Planeten. Auf dem Rückweg eines Urlaubs habe Konrad darüber nachgedacht, wie er ein Abenteuer leiten könnte. "Meine Ideen habe ich dann niedergeschrieben, die Seiten aber später wieder verbrannt", sagt der 25-Jährige. Eine Kurzgeschichte entstand 1999. In der zweiten Hälfte des Jahres begann er mit der Arbeit an dem jetzt erschienenen Roman. Er spielt etwa im elften, zwölften Jahrhundert, auf einem fernen Kontinent und mit einer Nation, die nach dem Ritterkodex lebt. Die Struktur von 27 Kapiteln hat Konrad dazu aufgeschrieben und festgelegt, wer darin vorkommt und was wer tut. Drei verschiedene Handlungsstränge liegen dem Buch zu Grunde. Im ersten geht es darum, wie "die böse Armee" das Königreich angreift. Der zweite beschreibt, wie die Treuemänner des Königs dies herausbekommen und reagieren. Der dritte dreht sich darum, wie die Ritter-Nation die Gesetzlosen verfolgt. "Früher hat man auch an Magie geglaubt, bei Fantasy sind die Götter eben real", erklärt Tim Konrad mit leuchtenden Augen. Natürlich liest er seit vielen Jahren sehr viel und gerne Fantasy-Romane. Er habe jedoch keine eigene Sprache entwickelt wie J.R.R. Tolkien. Namen von Städten, Flüssen, Ländern und Personen seien frei erfunden. "Wichtig ist, dass man alle modernen Wörter eliminiert." In 48 Buchhandlungen bundesweit hat Vater Norbert Konrad - stets nach persönlichem Besuch - das Erstlingswerk bereits in die Regale gebracht. 14 Kommentare von Buchhandlungen habe die Familie bislang erhalten: "Die reichen von gut bis summa cum laude", sagt der Vater stolz. 3500 Bücher umfasst die erste Auflage. "Bis auf ein paar 100 haben wir die bis Ende August verkauft", schätzt Norbert Konrad. In der Trierer Buchhandlung Interbook sind seit März 70 von 100 Exemplaren über die Ladentheke gegangen. Der zweite Band ist bereits in Arbeit: Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse soll er im Oktober 2004 auf den Markt. "Ich würde gerne eines Tages vom Schreiben leben", sagt Konrad. Und er verspricht: "In meinem Kopf ist noch genug Stoff für weitere Geschichten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort