"Herausforderungen mit Herz und Verstand bewältigen"

Kell am See · Der Neujahrsempfang der Ortsgemeinde Kell am See und des Heimat- und Kulturvereins haben der Alten Mühle wieder eine große Gästeschar beschert. Die 31. Ausgabe der Keller Annalen erschien zum ersten Mal in Farbe und mit über 100 Seiten Umfang.

 Abd Almasen Hamas (Vierter von rechts, hintere Reihe) mit seiner Großfamilie und dem Vorsitzenden des Heimatvereins und Betreuer der Familie, Dittmar Lauer (Mitte), sowie Pastor Kai Georg Quirin (hinten links). TV-FOTO: HANS MUTh

Abd Almasen Hamas (Vierter von rechts, hintere Reihe) mit seiner Großfamilie und dem Vorsitzenden des Heimatvereins und Betreuer der Familie, Dittmar Lauer (Mitte), sowie Pastor Kai Georg Quirin (hinten links). TV-FOTO: HANS MUTh

Foto: Hans Muth (hm) ("TV-Upload Muth"

Kell am See. Was hat sich in der Ortschaft Kell am See im vergangenen Jahr grundlegend geändert? Welche Pläne sollen in diesem Jahr verwirklicht werden? Diese Themen bestimmten den Neujahrsempfang, zu dem der Heimat- und Kulturverein und die Ortsgemeinde Kell am See eingeladen hatten.

Wird die Pfarreiengemeinschaft eine Großpfarrei?

"Nach dem Modell der neuen Großpfarrei St. Franziskus Hermeskeil, deren einziger Pfarrer Dechant Clemens Grünebach ist, soll auch die jetzige Pfarreiengemeinschaft Schillingen zu einer Großpfarrei zusammengeführt werden", verkündete der Vorsitzende des Heimatvereins, Dittmar Lauer. Doch Pastor Kai Georg Quirin zweifelt noch an der Verwirklichung des Konzeptes. "Das Gremium ist noch in der Beratung. Es wird allerdings Veränderungen geben, die das pastorelle Leben im Hochwald beeinflussen."

Standort Realschule plus in Kell oder Zerf?

"An die veränderten Situationen, die unsere Neubürger betreffen, müssen sich Grundschulen und Kindergärten anpassen", sagte Landrat Günter Schartz. "Die Realschule plus, die wir hier in Kell am See konzentrieren wollen, wird in Zukunft eine ganz neue Rolle einnehmen - die Zerfer werden das überleben - denn die meisten schulpflichtigen Kinder werden in diese Schule gehen. Die wenigsten werden das Gymnasium besuchen, weil die sprachlichen Anforderungen noch nicht ausreichen."

Flüchtlinge und Integration:
"Jetzt haben die Auswirkungen in der globalisierten Welt auch unseren Heimatort erreicht. Eine Herausforderung, der wir uns stellen und mit vorausschauender Planung, Solidarität der Gemeinden und Verantwortlichen untereinander, Herz und Verstand bewältigen werden", versprach Beigeordneter Alois Reichert. "Es wird einzelne Probleme und Missverständnisse im Miteinander und den verschiedenen Kulturen geben. Wir haben aber auch die große Chance, zum Gelingen dieser humanitären Gemeinschaftsaufgabe beizutragen und die Weichen für die Zukunft positiv auszurichten."
Bürgermeister Martin Alten zollte den Menschen, "die das Flüchtlingsnetzwerk in unserer Verbandsgemeinde ins Leben gerufen haben, höchste Anerkennung." Dennoch: "Wir müssen von den zu uns gekommenen Menschen erwarten dürfen, dass sie bereit sind, unsere Sprache zu erlernen sowie unsere Gesetze, Regeln und Werte zu akzeptieren." Nur so könne dauerhaft eine Integration gelingen. "Denjenigen, die diese Dinge nicht akzeptieren, muss unmissverständlich klargemacht werden, dass unser Land dann nicht das richtige für sie ist und dass sie damit auch ihr Bleiberecht bei uns verwirken."
Eng verbunden mit dem Jahr der Befreiung vor 70 Jahren sei auch der Zustrom der damals aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen, die in Kell Zu{fllig}ucht suchten und eine neue Heimat fanden. Laut Bistumsarchiv waren es im Jahr 1958 44 Familien mit 130 Angehörigen, informierte Lauer. Einen Beweis für gute Integration lieferte der neunjährige Neubürger Ahmad Alhajji. Er lernt seit fünf Wochen Deutsch in der Grundschule Hermeskeil, aber auch zu Hause, wie er sagt. In gutem Deutsch verlangte er den Zuhörern mit "Ich heiße Ahmed. Ich bin neun Jahre alt. Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr", dankbaren Beifall ab. In englischer Sprache bedankte sich sein Vater Abd Almasen Hamas bei den Behörden und bei den Menschen, die ihm und seiner Großfamilie ein sorgenfreies Leben in Kell am See ermöglichen. Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von Querflötistin Michelle Antretter aus Thomm. hm

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort