Hilfe für Körper und Seele

Dass psychosomatische Erkrankungen massiv zunehmen, erfahren die Ärzte der vor fünf Jahren eingerichteten Fachabteilung am Saarburger Krankenhaus täglich. In der Bevölkerung ist das Phänomen noch wenig bekannt. Aufklärung gibt es deshalb morgen im Krankenhaus beim ersten "Patiententag Psychosomatik" - auch für gesunde Interessierte.

Saarburg. Als der damals neue Chefarzt Dr. Stefan Burg im Oktober 2004 am Kreiskrankenhaus Saarburg eine Psychosomatische Abteilung mit 15 Betten eröffnete, war er von deren Bedarf zwar hundertprozentig überzeugt. Dass der jedoch derart ansteigen würde und Patienten heute mitunter bis zu zwei Monaten auf einen Platz warten, ist selbst für den erfahrenen Facharzt der Inneren Medizin und ausgebildeten Psychotherapeuten überraschend.

"Psychosomatische Erkrankungen, also körperliche Erkrankungen, die sich auf die Psyche auswirken, sind immer ein Abbild der Gesellschaft. Insofern zeigt diese Entwicklung, wie stark die Veränderungen auch bei bis dato gesunden Menschen Körper und Seele aus dem Gleichgewicht bringen können."

Von Herzrasen bis zu Depression



Die Symptome, die Frauen und Männer aller sozialen Schichten und Altersgruppen schilderten, reichten von Atemnot über Herzrasen, Kloßgefühl im Hals, Durchfall, Rücken- und Gelenk-Beschwerden bis hin zu chronischen Schmerzen, Angst und Depression.

"Das Feld ist groß, und meistens haben die Menschen schon eine ganze Reihe von Fachärzten besucht, bis sie schließlich bei uns landen", schildert Burg. Zu erkennen, dass hinter den körperlichen Beschwerden seelische Ursachen stecken, erfordere in der Regel einen Prozess.

Warum immer mehr Menschen erkranken, liegt für Burg auf der Hand. "Die Arbeitswelt hat sich stark verändert. Für die, die Arbeit haben, haben sich die Aufgaben meist verdichtet, viele sind überfordert." Arbeitslose hingegen litten an der Unterforderung. Darüber hinaus erzeugten die Globalisierung und die Wirtschaftskrise Angst und Verunsicherung. Manche Medien, das Internet verführten zu falschen Rollenbildern, seien mitverantwortlich etwa für Spiel- oder Magersucht.

"Wir können nur helfen, wenn die Menschen freiwillig zu uns kommen", betont Burg. Dabei sei die Psychosomatik klar von der Psychiatrie zu trennen. Während bei der Psychiatrie die Behandlung mit Medikamenten im Vordergrund stehe, versucht die Psychosomatik, ohne sie auszukommen. "Patienten unserer Abteilung, die inzwischen 20 Betten hat, haben täglich Gruppen- oder Einzel-Therapie", schildert der Arzt.

Gesprächs-Therapie, vor allem in Gruppen, aber auch Entspannungs-Training wie Tai-Chi oder Ergotherapie gehören zum Programm. 20 Fachkräfte - inklusive der Ärzte - stehen zur Verfügung. Vier Wochen bleiben die Patienten - die überwiegend aus Trier, dem Saarland und der Eifel stammen - durchschnittlich im Krankenhaus. Danach folgt Psychotherapie bei einem niedergelassenen Arzt - eineinhalb Jahre im Schnitt.

Von Anfang an sei die Psychosomatische Abteilung - eine von nur fünf landesweit - zu 100 Prozent belegt gewesen. "Um Patienten werben müssen wir definitiv nicht", sagt Burg. "Mit diesem ersten ,Patiententag Psychosomatik' wollen wir mit unseren Fachleuten Laien über das Thema aufklären und zeigen, dass man die so erkrankten Menschen behandeln kann."

Der kostenlose Patiententag mit Vorträgen und Übungen ist am Samstag, 7. November, von 9.30 bis 16 Uhr in der Aula im Seniorenzentrum am Krankenhaus, Eingang Kahrener Straße. Extra Das Programm in Auszügen: 9.30 Uhr bis 9.45 Uhr: Eröffnung 9.45 bis 10.30 Uhr: Allgemeine Psychosomatik 10.30 bis 11.15 Uhr: Angsterkrankungen 11.15 bis 12 Uhr: Depression 13 bis 13.45 Uhr: Chronische Schmerzerkrankung 15.15 bis 16 Uhr: ambulante oder stationäre Psychotherapie Übungen: 10.30 bis 11.30 Uhr: Tai-Chi 11.30 bis 12 Uhr: Entspannungstraining 14.30 bsi 15.15 Uhr: Einführung in die Ergotherapie. Komplettes Programm unter www.kreiskrankenhaus-saarburg.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort