Ordensschwestern verlassen Kell am See

In Kell am See geht im Sommer 2011 eine Ära zu Ende: 55 Jahre lang haben die Schwestern vom Orden der Oblatinnen im Ort gewirkt und sich als Leiterinnen des Kindergartens vor allem erzieherischen Aufgaben gewidmet. Nun werden sie in ihr Ordenskloster im österreichischen Linz zurückgerufen. In Kell ist die Betroffenheit über diese Entscheidung groß.

Kell am See. Die Schwestern werden gehen. Für die Zukunft des Kindergartens bedeutet das: Die Kita GmbH wird wohl als Nachfolgerin eine neue, weltliche Leiterin einsetzen.

"Ja, wir werden im nächsten Sommer nach Linz gehen, wo neue Aufgaben auf uns warten." Mit dieser Aussage bestätigt Schwester Maria Regina eine Entscheidung ihrer Ordensleitung, die in Kell am See wohl niemanden unberührt lässt. Vor 55 Jahren haben sich Schwestern vom Orden der Oblatinnen (siehe Extra) im Ort niedergelassen. Sie wirken dort seitdem vor allem in der Erziehung und leiten den kirchlich getragenen Kindergarten St. Michael. Aktuell betreuen die beiden Schwestern Maria Regina und Anna Gertraud zusammen mit anderen Erzieherinnen circa 75 Kinder. Eine weitere Schwester führt den Haushalt in ihrem Domizil, das dem Kindergarten gegenüber liegt.

Der Aktionsradius der Schwestern war in dieser ganzen Zeit aber bei weitem nicht nur auf den Kindergarten beschränkt. So kümmerten sie sich um die Vorbereitung der Kommunionkinder und Messdiener, den Missions-Strickkreis und noch vieles mehr.

Nun aber hat die Kongregation die drei Schwestern in das Haupthaus im deutschsprachigen Raum - nach Linz in Österreich - gerufen. Die Schwestern sollen im Sommer 2011 dorthin gehen. Grund für diese Entscheidung ist die personelle Situation des Ordens. Weil immer weniger junge Frauen sich zu einem Leben als Nonne berufen fühlen, fehlt es auch den Oblatinnen an Nachwuchs.

"Das Arbeiten hier in Kell ist sehr schön, und es sind viele Beziehungen gewachsen", sagt Schwester Maria Regina. Sie betont aber auch: "Es ist auch wichtig, sich einzubringen und dort zu arbeiten, wo wir gebraucht werden." Für das kirchliche und gemeindliche Leben in Kell würde der Abzug der Schwestern aber einen tiefen Einschnitt bedeuten. Das betont auch Pfarrer Thomas Linnartz: "Die Schwestern haben sehr viel geleistet. Wir müssen das künftig so gut wie möglich auffangen. Eins zu eins wird das aber nicht gelingen."

Viele Eltern bedauern den Abschied: "Ich war selbst bei den Schwestern. Heute sind es meine beiden Kinder. Ich fühle sie in unserem Kindergarten unheimlich gut aufgehoben, weil die Schwestern mit ganzem Herzblut dabei sind. Wenn sie gehen, würde das eine riesige Lücke reißen", sagt beispielsweise Kathrin Keil. "Es wäre für das ganze Dorf ein entsetzlicher Verlust", betont auch Elisabeth Lempges, die Vorsitzende des Elternbeirats. "Deshalb wollen wir sie auch nicht so einfach ziehen lassen." Der Elternbeirat werde nun beraten, wie er weiter vorgehen soll. Zumindest müsse man versuchen, die Ordensleitung dazu zu bewegen, dass die Schwestern doch in Kell bleiben." Ortsbürgermeister Markus Lehnen sagt schließlich: "Die Schwestern sind in Kell nicht zu ersetzen. Um sie hier zu behalten, werden wir alles Menschenmögliche tun." Er fügt jedoch hinzu: "Das wird in diesem Fall aber leider wohl nicht reichen." Extra Der Orden der Oblatinnen des Heiligen Franz von Sales wurde 1866 von Pater Louis Brisson und Leonie Aviat in Troyes in Frankreich gegründet. Dort befindet sich nach wie vor das Mutterhaus der Ordensgemeinschaft. Weltweit gibt es noch circa 350 Schwestern. Ihre Hauptaufgabe ist die Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Sie leiten daher vor allem Internate, Schulen und Kindergärten. Der Ordensname leitet sich vom lateinischen "oblatus" - übersetzt "dargebracht" oder (Gott) "geweiht" - ab. Auch die "Oblate", das bekannte Gebäck, das als Hostie in katholischen Gottesdiensten verwendet wird, stammt von diesem Wort ab. (ax)

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