Trommelwirbel und nachdenkliche Momente beim Neujahrsempfang der Stadt Hermeskeil

Hermeskeil · Mit Musik, kreativen Gymnastikübungen und einfühlsamen Worten haben 250 Menschen in der Hermeskeiler Hochwaldhalle den Start ins Jahr 2016 gefeiert. Im Fokus stand der Einsatz für ein friedliches Zusammenleben von Einheimischen und Flüchtlingen – und das Versprechen des Stadtbürgermeisters, sich von diesem Weg nicht abbringen zu lassen.

 Diakon Andreas Webel übersetzt, was die Syrerin Asla Al Khaled von ihrer Flucht nach Deutschland berichtet. Sie lebt seit August 2014 in Hermeskeil.

Diakon Andreas Webel übersetzt, was die Syrerin Asla Al Khaled von ihrer Flucht nach Deutschland berichtet. Sie lebt seit August 2014 in Hermeskeil.

Foto: Christa Weber
 Diakon Andreas Webel übersetzt, was die Syrerin Asla Al Khaled von ihrer Flucht nach Deutschland berichtet. Sie lebt seit August 2014 in Hermeskeil.

Diakon Andreas Webel übersetzt, was die Syrerin Asla Al Khaled von ihrer Flucht nach Deutschland berichtet. Sie lebt seit August 2014 in Hermeskeil.

Foto: Christa Weber

So schwungvoll und schweißtreibend ist es wohl noch selten zugegangen beim Neujahrsempfang der Stadt Hermeskeil. Die Trommlergruppe des Mehrgenerationenhauses ließ die Drumsticks durch die Luft wirbeln und auf rote und graue Gymnastikbälle hinabsausen. Zur Musik bekannter Popsongs mussten auf der Bühne der Hochwaldhalle auch der Stadtbeigeordnete Willi Auler und Dechant Clemens Grünebach alles geben. Im Saal schwenkte das Publikum auf Kommando der Trommler die Hände, klatschte und klopfte sich auf die Oberschenkel.

Etwa 250 Gäste waren Einladung der Stadt gefolgt, die ihren Empfang diesmal gemeinsam mit dem Hermeskeiler Mehrgenerationenhaus (MGH) Johanneshaus ausgerichtet hat. Das vorherrschende Thema des Abends, der von der Stadtkapelle eindrucksvoll musikalisch begleitet wurde, war das Zusammenleben von Einheimischen und Asylsuchenden.

Um deren Verständnis füreinander zu fördern, hatte Stadtbürgermeister Mathias Queck (CDU) die Syrerin Asla Al Khaled eingeladen. Auf Arabisch berichtete sie von ihrer Todesangst in der Heimat und der Krankheit ihres Sohnes, die sie im August 2014 dazu brachte, Mann und Töchter zu verlassen und mit dem Jungen die zweimonatige, gefährliche Reise nach Deutschland anzutreten. Übersetzt wurden ihre berührenden Schilderungen von Diakon Andreas Webel.

Bei ihrer Ankunft in München, sagte Al Khaled, habe sie "vor Glück geweint". Elf Monate später habe sie auch ihre Familie wieder in die Arme schließen können. Ihr Sohn bekomme nun eine Therapie, die Töchter gingen in die Schule, der Mann lerne Deutsch, "um bald arbeiten zu können", berichtete die junge Frau und schloss mit den Worten: "Ich danke allen Deutschen für ihre Freundlichkeit und Menschlichkeit."

Stadtchef Queck bekräftigte in seiner Neujahrsrede, dass die Zustimmung für eine Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) in Hermeskeil eine "wichtige und richtige Entscheidung" gewesen sei. Nach der Kölner Silvesternacht fürchte so mancher, dass durch die dortigen Übergriffe von Asylbegehrenden gegen Frauen die Stimmung kippen könnte, sagte Queck. Hermeskeil werde dies nicht verändern: "Wir sind weiter bereit, unsere wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu leisten."

Nach vielen schrecklichen Ereignissen 2015 sei Frieden der "sehnlichste Wunsch aller Deutschen", stellte Queck fest. Hermeskeil habe für ein "friedliches, gutes Zusammenleben" mit seinen neuen Mitbürgern die Grundlagen geschaffen, aber er verstehe auch, dass es Unsicherheiten und Ängste gebe. Diese müsse man ernst nehmen "und handeln, wenn es nötig ist". Als Beispiel nannte Queck die Einführung eines Badepasses im Hallenbad, nachdem Badegäste darüber geklagt hatten, dass Asylsuchende mit Straßenkleidung ins Becken gingen (der TV berichtete). "Wir müssen unsere Regeln einfordern, das gehört auch zur Integration", sagte der Stadtchef.

Für die Flüchtlingsarbeit vor Ort, nicht nur für den Neujahrsempfang, sei das Mehrgenerationenhaus "der richtige Partner zur richtigen Zeit", lobte Queck. Es sei "zentrale Anlaufstelle für Bürger, die helfen wollen". Diesen "Auftrag" bestätigte auch Dechant Grünebach, Pfarrer der neuen Großpfarrei, die Träger des Johanneshauses ist. Mit Hilfe eines Filmes zeigte er die vielfältigen Angebote der seit 2008 neu aufgestellten Einrichtung in der Martinusstraße.

1859 Veranstaltungen - von Seniorenfrühstück bis Tanzkurs - habe es 2015 dort gegeben. Das Haus sei von einer "defizitären Immobilie ohne Zukunft" zu einem "Motor gesellschaftlicher Entwicklung" geworden. Zudem habe man mit Vorurteilen aufgeräumt, das MGH stehe nur für Menschen katholischen Glaubens offen: "Wir sind ein offenes Haus für jeden, der sich einbringen möchte."

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