Beethoven versus Handy

Trier. (gkl) Zu einer opulenten Veranstaltung geriet das zweite Sinfoniekonzert des städtischen Orchesters Trier in dieser Spielzeit.

Neben der Sinfonie Nr. 36, KV 425, von Wolfgang Amadeus Mozart und den "Enigma Variationen", Opus 36, von Edward Elgar erklangen "Sieben frühe Lieder" von Alban Berg und das dritte Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven. Ein großer Abend also, der dem Publikum im sehr gut besuchten Haus bereitet werden sollte. Zweifelsfreier Höhepunkt des Abends war das c-Moll-Konzert von Beethoven, für das die junge Tanja Wagner aus Landshut die solistische Verantwortung übernommen hatte. Schon vor zwei Jahren trat sie in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung des künstlerischen Klavierspiels mit Robert Schumanns Klavierkonzert in Trier glanzvoll in Erscheinung. Damals war in der Rezension zu lesen: "Wagners Spiel war von brillanter Virtuosität geprägt, die aber nicht einem Selbstzweck diente, sondern sich ganz in den Dienst der Interpretation stellte." Dies war auch 2004 nicht anders. Gründlich erforschte Tanja Wagner das Opus 37, brachte mit wunderbarem Anschlag die Spannungen des Werkes zum Klingen, übernahm selbstbewusst die ihr zugedachte Rolle als kämpferischer Widerpart zum Orchester. Eine leichte Nervosität zu Anfang des Konzertes verlor sich immer mehr zu Gunsten einer beeindruckenden Souveränität. Es mag hier der rechte Ort sein, sich bei Wagner dafür zu entschuldigen, dass im ruhigen Mittelteil des dritten Satzes ein Handy im Publikum den Kunstgenuss lautstark und, trotz sehr böser Blicke von GMD István Dénes, sehr anhaltend torpedierte. Gab Tanja Wagner in Trier ein Gastspiel, so war für Vera Wenkert die Interpretation der Bergschen Lieder eine Aufgabe vor heimischem Publikum. Sieben Mal hatte die Tosca der letzten Spielzeit Gelegenheit, ihre Ambitionen und Fähigkeiten für das Kunstlied darzustellen und nutzte diese äußerst überzeugend. Zärtlich und liebevoll nahm sie sich der Gedichte von Carl Hauptmann, Rainer Maria Rilke oder Nikolaus Lenau an, stellte, wie Wagner ihr Instrument, ihre Stimme in den Dienst der Komposition, emotionsgeladen und mit wunderbarem Ausdruck. In beiden Programmpunkten und auch für den Elgarschen Variationszyklus kann und muss man dem Trierer Klangkörper Anerkennung zollen. Konzentriert und aussagekräftig gestaltete er seine Aufgaben, war den Solistinnen ein verlässlicher und sauber agierender Partner. Auch Elgars Tonsprache lag bei Dénes und seinen Musikern in guten Händen, musikalisch als auch technisch. Wie anders die das Konzert eröffnende Linzer Sinfonie. Zäh floß sie über die Bühne, entbehrte vielfach der ihr innewohnenden Spannung, war kontrastlos, konnte nicht begeistern. Daran änderten auch nichts die Quartetteinlagen der Streicherstimmführer, die man bisher in diesem Werk noch gar nicht kannte. Mit der Trierer Aufführung lässt sich nicht begründen, warum dieses Opus zu einem vielgespielten Werk wurde. Schade drum.

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