Deutscher Hardrock unter der Autobahnbrücke

Wittlich · Das Festi-Wil in Wittlich hat eine Mischung aus Live-Musik, Flohmarkt und Open-Air-Party mit DJ`s geboten. Am Samstag kamen 500 Besucher zum Headliner H-Blockx aus Münster.

 Die H-Blockx waren der Headliner des Festivals. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Die H-Blockx waren der Headliner des Festivals. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Wittlich. "Gestern waren die Besucherzahlen enttäuschend", erzählt Veranstalter Ron Simon am Samstag. Bei der von DJ Capt Marcy und den Wittlicher Hip-Hoppern True Skillz beschallten Open-Air-Party blieb das erhoffte Publikum fern. Nur etwa 150 Zuschauer ließen sich auf dem Festival-Gelände unter der Autobahnbrücke der A 1 blicken.
Auch am Samstag hält sich die Zahl der Rock-Fans in Grenzen: In der etwas unwirklichen Szenerie unter der Brücke hätten gut und gerne 4000 Menschen Platz gefunden - letztendlich sind es gut 500 Zuschauer, die sich vor der Bühne versammeln. Bereits seit 12 Uhr mittags läuft das Live-Programm, ein Mix aus lokalen Bands und überregional bekannten Musikern, bis hin zur deutschen Crossover-Legende, den H-Blockx aus Münster - dem Höhepunkt des Abends - wird geboten. "Die Band hatte für den heutigen Tag auch ein Angebot aus München", erzählt Ron Simon. "Doch die Musiker haben sich für das Festi-Will entschieden."
Nachdem 4Lyn aus Hamburg ein beachtenswertes Bühnenspektakel abliefert haben, betreten nach einer fast einstündigen Umbaupause die Orsons, eine Hip-Hop Truppe aus dem Saarland, die Bühne. Die vier Rapper werden im Dezember ihr Bundesland bei Stefan Raabs Bundesvision Songcontest vertreten- das Wittlicher Publikum spalten sie in zwei Lager. Neben Buh-Rufen und eindeutigen Handzeichen aus den Reihen der Zuschauer, herrscht bei den Fans des Hip-Hop-Vierers ausgelassene Stimmung. Die Orsons nehmen das gelassen hin und spulen ihren eigentümlichen Mix aus Schlagerparodien, harten Maschinenbeats und getragenen Balladen ab.
Lange nach 22 Uhr stehen die Veteranen des Crossover-Rocks auf der Bühne. Die H-Blockx aus Münster sind alte Hasen im Festival-Geschäft: "Wir sind gekommen, um euch aufzumischen", ruft Sänger Henning Wiehland, der in den vergangenen Jahren etwas an Umfang gewonnen hat, ansonsten aber immer noch ganz der charismatische Shouter einer hart klingenden Rockband ist. Die H-Blockx bieten eine perfekte Mischung aus großen Melodien zu treibenden Rhythmen - Bass, Gitarre und Schlagzeug werden von brodelnden und tuckernden Sequenzen aus dem Laptop ergänzt - und sie bringen endlich die lang vermisste Konzert-Atmosphäre unter die Autobahnbrücke. "Meine Mutter hat gesagt: Junge, wenn du so weitermachst, wirst du irgendwann einmal unter einer Brücke landen", scherzt Henning Wiehland.
Schnell, kompromisslos und auf den Punkt schleudern die H-Blockx ihre alten Hits ins begeisterte und textsichere Publikum: "Risin High", "How Do You Feel" und "Countdown to Insanity" erinnern daran, dass die deutsche Band sogar Erfolge in den USA feiern konnte. Dazwischen streuen die Münsteraner geschickt einige Songs ihres im Mai erschienen Albums "HBLX", die beweisen, dass die Band in all den Jahren ihres Bestehens nichts an Kraft verloren hat. Am Ende wird das doch noch ein richtiger Festival-Abend unter der Autobahnbrücke.

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