Dezent, majestätisch, saftig

Luxemburg · Jordi Savall ist den meisten Musikfreunden in erster Linie als Gambist oder Lautenist ein Begriff. In der Luxemburger Philharmonie konnte man jetzt Bekanntschaft mit dem Dirigenten machen.

Luxemburg. (gkl) Ausschließlich Werke des französischen Barockmeisters Jean Philippe Rameau standen auf dem Programm eines Abends, den das Ensemble "Le Concert des Nations" unter der Leitung von Savall in der Luxemburger Philharmonie gestaltete.

Rameau, der große Modernist seiner Epoche, Zeitgenosse von Johann Sebastian Bach, für den die Franzosen nur zwei Möglichkeiten des Umgangs sahen: ihn restlos abzulehnen oder aber ihn als Genie zu verehren.

In einer Oper steckt Musik für zehn



Manche sprachen davon, dass in einer einzigen Oper von Rameau so viel Musik stecke, dass man zehn daraus machen könne.

Es war schwer, im Grand Auditorium des Luxemburger Musentempels ruhig auf dem Platz sitzen zu bleiben, während auf der Bühne die Orchestersuiten "Nais", "Les Indes galantes", "Zoroastre" und "Le Boréades" erklangen. Mit größter Hingabe stürzten sich die Musiker, angeführt von einem fast schon minimalistischen, gleichwohl aber präzisen und ausdrucksstarken Dirigat in die Klangwelt des französischen Barock und nahmen das Publikum im ausverkauften Haus mit. Sie schafften eine Atmosphäre, bei der es niemanden gewundert hätte, wäre Louis XV. auf einmal hereinspaziert.

Energiegeladen, und, man kann es nicht anders nennen, saftig widmete sich das Ensemble den Tanzfolgen, gab den darin verborgenen Affekten und vor allem den Rhythmen den Raum, der diese Musik so einzigartig macht. Von zart und lieblich in den Musetten, angeführt von einer sehr dezenten Musette de cour, einem französischen Dudelsack, über majestätisch mit Naturtrompeten und Naturhörnern bis hin zu überschwänglich und lustvoll in den Contredanses. Zu erwähnen, dass die Musiker, angeführt von Konzertmeister Manfredo Kraemer, allesamt Meister ihres Faches sind, deren Spiel sich durch eine faszinierende Leichtigkeit auszeichnete, erübrigt sich. Anders wäre dieser großartige Abend nicht möglich gewesen.

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