Die Götter kehren zurück

Für die einen ein Fantast, für die anderen ein Prophet. Erich von Däniken setzt sich für die Idee der Prä-Astronautik ein. In der Trierer Europahalle vertrat er seine These, dass die Menschheit von Außerirdischen abstammt, vor rund 500 Gästen mit der ihm eigenen Vehemenz.

 Erich von Däniken. TV-Foto: Mandy Radics

Erich von Däniken. TV-Foto: Mandy Radics

Trier. Science-Fiction-Fans wissen es längst. Star-Regisseur Roland Emmerich hat aus der Thematik sogar eine nicht enden wollende Fernseh-Serie geschaffen: "Stargate Atlantis". Worum es geht? Um nicht mehr oder weniger als eine vor 42 Jahren für Furore sorgende These des Schweizer Autors Erich von Däniken. Er sagt: Die Menschheit stammt von Außerirdischen ab. Diese, so die These, säen im Universum auf erfolgversprechenden Planeten ihr Erbgut und besuchen anschließend immer mal wieder ihre Plantagen.

Logisch, dass sie den Bewohnern dieser Kolonie-Planeten, die in Technologie und Kultur noch nicht so weit sind, wie "Götter" erscheinen müssen.

Der 74-jährige Däniken wird bei seinem Vortrag in der Trier er Europahalle nicht müde, Indizien für diese These zu nennen. Indizien wohlgemerkt, und auf diesen Begriff besteht er, denn objektive Beweise kann er nicht liefern. Damit wendet er geschickt wissenschaftliche Kritik ab. Beweise habe die Geschichte nämlich längstens verwischt. Anhand von Darstellungen der Maya, die astronauten-ähnliche Figuren zeigen, oder geografischen Mustern in steinzeitlichen Anlagen wie Stone henge, die das Sonnensystem darstellen sollen, zeigt Däniken, dass da "jemand Regie geführt haben muss."

Schließlich wollten die Menschen der Frühzeit ihren Göttern ein Denkmal setzen. Und deshalb hatten diese ihnen befohlen, bestimmte Anlagen so zu bauen, dass sie zum Beispiel das Sonnensystem darstellen oder - wie der Jakobsweg - auf einer Linie liegen, die man nur vom Weltraum aus erkennen kann.

Die Essenz seiner über 40 Jahre währenden Arbeit am Thema, in denen er 20 Bücher in Millionenauflage veröffentlicht hat, präsentiert Däniken in einem Eineinhalbstunden-Vortrag. Ohne Manuskript, ohne Atempause. Der emsige Forscher Däniken schlägt sogar in religiösen Überlieferungen nach. Schließlich sei in indischen Texten von Schlachten am Himmel die Rede. Und in der Bibelschrift des Hesekiel sei gar eine Raumfahrt beschrieben. Dieses Däniken-Universum hat aber noch eine weitere Überraschung in petto: Der Schweizer Autor will Indizien gefunden haben, die den nächsten Besuch der Außerirdischen ankündigen. Der Maja-Kalender würde nämlich am 23. Dezember 2012 wieder auf null zurückspringen. Deshalb könnte man an diesem Datum mit der Wiederkehr der Außerirdischen rechnen. Wohlgemerkt: Man könnte. Denn Däniken will ja nur Indizien liefern. Diese selbstkritische Einstellung zur eigenen Arbeit lässt ihn glaubwürdig wirken und ist vielleicht der Grund für die auch nach 42 Jahren anhaltende Begeisterung seiner Leser.

Allerdings lehnen viele seriöse Archäologen und Anthropologen seine Thesen ab. Bereits 1970 schrieb der Autor Pieter Coll ein Buch ("Geschäfte mit der Phantasie"), in dem er Thesen Dänikens widerlegte. Ins selbe Horn stieß Peter Kaufhold mit dem Titel "Von den Göttern verlassen".

Grenzwissenschaften, im Nebel zwischen Wissenschaft und Spekulation, haben zudem seit Jahren Hochkonjunktur. Besonders in Krisenzeiten suchen viele Menschen Zuflucht in griffigen Erklärungssystemen, wozu Ufo-Theorien durchaus zählen.

Däniken selbst jedoch verwahrt sich überzeugend dagegen, dass seine Theorien eines Tages zur Ersatz-Religon werden könnten. Die handfesten Beweise bleibt er der Wissenschaft zwar schuldig, aber er liefert ein plausibles, in sich stimmiges Modell, um außergewöhnliche Artefakte wie zum Beispiel Stonehenge zu erklären. Bei aller Kritik an seiner Person und seinen Spekulationen erinnert sein Engagement an eine wichtige Grundeinstellung. Man sollte nie alles so hinnehmen, wie es ist, denn nur mit dem Hinterfragen von Dingen kommt man weiter.

Was nun von Dänikens Thesen zu halten ist? Für die einen sind es ernsthafte Ideen, für die anderen ist es unterhaltsame Prosa.

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