Konzert Die virtuelle Reise nach Bayreuth

Trier · Viktor Puhl inszeniert im vierten Sinfoniekonzert im Theater Trier ein Wagner-Epos im Miniatur-Format.

 Bernadette Flaitz gibt das Solo in der Schlussszene von Wagners Götterdämmerung.

Bernadette Flaitz gibt das Solo in der Schlussszene von Wagners Götterdämmerung.

Foto: Theater Trier

Einmal im Leben eines Trierer Generalmusikdirektors muss es so weit sein. Dann steht der bei Musikfreunden teils gefeierte, teils brüsk abgelehnte Wagner auf dem Programm. Victor Puhl war aus unterschiedlichen, überwiegend finanziellen Gründen ein Musikdrama des Meisters in Trier nicht vergönnt. Zum Ausgleich findet jetzt eine kleine Lösung statt – ein Sinfoniekonzert nur mit Wagner. Am Donnerstag, 18. Januar, 20 Uhr, vollzieht sich im Trierer Theater eine virtuelle Reise nach Bayreuth, und alle Wagnerianer können sich berauschen an den Klängen des Musikdramatikers.

Einer freut sich schon jetzt. Victor Puhl outet sich als ausgeprägter Wagner-Fan. Das Konzert am Donnerstag ist für ihn eindeutig keine Pflichtübung, sondern ein Ereignis, auf das er sogar ein wenig hinfiebern kann. Die Emphase, mit der Puhl Richard Wagners Kompositionen charakterisiert, spricht für sich. Eine „unglaubliche Kraft“ habe diese Musik, „absolut phantastisch“ sei sie. Wagner sei „wie ein Zauberer, dem man sich nicht entziehen kann“. Puhl spricht sogar von dem „Bann“ , den Wagners „unendliche Melodie“ auf Ausführende und Zuhörer ausübt. „Unendliche Melodie“ will heißen: Diese Musik rettet sich nicht in Wiederholungen und Formeln. Sie nimmt für sich in Anspruch in jedem Takt neu, originell und fesselnd zu sein. Der erste Teil des Konzerts hat die Sahnehäubchen im Programm, die für alle echten Wagner-Anhänger Kostbarkeiten sind: Vorspiel und „Liebestod“ aus „Tristan“, „Morgendämmerung“ aus dem Prolog der „Götterdämmerung“ und „Siegfrieds Rheinfahrt“, der instrumentale Übergang vom Prolog zum ersten Akt im Schlussdrama des „Ring“. Ensemblemitglied Bernadette Flaitz ist Solistin in der Schlussszene der „Götterdämmerung“. Eins allerdings kann ein vergleichsweise kurzes und dazu noch von einer Pause unterbrochenes Sinfoniekonzert nicht vermitteln: die episch lange Zeitdauer der Wagnerschen Musikdramen, in denen sich durch diese Ausdehnung eine eigene Welt auftut. Auch der Zusammenschnitt von sieben Szenen aus dem „Parsifal“ nach der Pause kann das rund fünfstündige Erlebnis des Bühnenweihfestspiels selbstverständlich nicht ersetzen. Immerhin hat der Niederländer Henk de Vlieger aus den Höhepunkten des „Parsifal“ – unter anderem den Auftritten der Gralsritter oder dem berühmten „Karfreitagszauber“ – eine sinfonisch-dramatische Einheit gebaut.

Für den charakteristischen Mischklang eines Wagner-Orchesters ist das Theater nicht gerade das ideale Forum. Victor Puhl wird indessen die Holzbläser und vor allem die Streicher im Philharmonischen Orchester gebührend verstärken. So hat das vierte Sinfoniekonzert Chancen, zu einem Schwerpunkt im diesjährigen Konzertprogramm zu werden.

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