Dramatisch bewegte Fläche

TRIER. (er) Ein sehenswerter Einzelfall: Angela Glajcar zeigt Papierarbeiten im Kunstverein Junge Kunst in Trier.

Manchmal ist Qualität richtig exklusiv - sprich: ein Einzelfall. Einmal mehr macht das die aktuelle Ausstellung des Kunstvereins Junge Kunst deutlich. Dort hat die Bildhauerin Angela Glajcar ihre Papierarbeiten "entrollt". Gleich ins Auge fällt eine eindrucksvolle raumgreifende Arbeit aus gerissenem Papier. Das Rauschen von Fledermaus oder Batman mag der Betrachter angesichts der dramatisch bewegten Fläche hören. Manch einer wird beim Anblick der gerissenen schwarz-weißen Papierflächen auch an den dekadenten Charme von Abbruchhäusern und ihren herunterhängenden Tapeten und abblätternden Putzen denken. Freilich: das papierene Wesen in der Schwebe bleibt auch schon das eigentlich Kunsterlebnis dieser Schau. Zwar "funktioniert" die Ausstellung, wie es im Jargon heißt. Gleichwohl macht die Inszenierung in diesem Fall nicht die Kunst. Vor allem Glajcars kleine schwarze Papierskulpturen, die wie Vögel an der Wand sitzen und mit Licht und Schatten spielen, überzeugen im künstlerischen Anspruch nicht. Ihre Drahthalterungen sind wenig Form vollendend angebracht. Die Komposition der Papierkörper verrät vor allem handwerkliche Fertigkeit. Die gilt auch für die schwarz-weißen "Papiergemälde". Ein wenig ärgerlich ist das schon. Schließlich ist die 1970 in Mainz geborene Künstlerin andernorts mit sehr sehenswerten Arbeiten in Erscheinung getreten. Und auch die Kunst des Papierreißens und der Papierobjekte betreibt die Bildhauerin, die immerhin in den letzten zehn Jahren fast ebenso viele Preise und Stipendien erhalten hat, nicht erst seit gestern. Sollte sich die an vier Hochschulen tätige Künstlerin möglicherweise schon vorab verausgabt haben? Die Ausstellung ist bis zum 29. April im Kunstverein Junge Kunst, Karl-Marx-Straße 90, in Trier zu sehen, geöffnet freitags 17 bis 18 Uhr, samstags und Sonntag 14 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung. Telefon: 0651/9763840