Ein Abend mit rührenden Geschichten

Trier · Florian Silbereisen feiert Jubiläum: Vor 20 Jahren hat er seine erste CD veröffentlicht, heute ist er erfolgreicher Showmaster. 2000 Besucher sind zu seinem Frühlingsfest in die Trierer Arena gekommen und haben einen Abend mit einigen Überraschungen, aber auch Enttäuschungen erlebt.

Ein Abend mit rührenden Geschichten
Foto: Daniel John

Trier. Was haben Florian Silbereisen und Karl Marx gemeinsam? Ihre Unterhosen haben den Weg ins Museum gefunden. Das angebliche Beinkleid des Philosophen ist noch bis 13. Mai in der Trierer Brückenstraße 16 zu sehen, die zweifelsfrei echte rote "Glücksbüx" des Showmasters wurde sogar im Bonner Haus der Geschichte gezeigt.
Mit seinen 30 Jahren ist Silbereisen also schon ein Fall für eine historische Ausstellung. Schließlich ist er ja bereits ein "alter Hase": Vor 20 Jahren hatte er seinen ersten Fernsehauftritt. Zum Jubiläums-Frühlingsfest sind 2000 Besucher in die Trierer Arena gekommen, deutlich weniger als in den vergangenen Jahren. Die erste Tribüne wird schon in der Pause abgebaut. Und das Programm hat nur wenige echte Höhepunkte zu bieten.
Unterhaltsam ist das Duett "So bin ich zu Dir" von Florian Silbereisen und "Let\'s Dance"-Gewinnerin Maite Kelly, die dabei ein streitendes Ehepaar verkörpern. Auch der gemeinsame Auftritt des Gastgebers mit seinem Moderatorenkollegen Stefan Mross, beide als Riesenbabys verkleidet, ist witzig inszeniert. Beim Auftritt des Nockalm-Quintetts - dem wohl einzigen Quintett mit sieben Mitgliedern - will dagegen kein rechter Funke auf das Publikum überspringen. Die Musiker spulen ihr Programm ebenso routiniert wie emotionslos herunter.
Wie immer sind auch Nachwuchskünstler dabei. Drei junge Mädels im feschen Dirndl und mit Turnschuhen singen als "Heidis Erben" - weshalb eigentlich nicht Erbinnen? - Volkslieder im Discosound. Das hätte durchaus eine nette Idee sein können, wenn denn Franzi, Vroni und Marie nicht nur optisch, sondern auch stimmlich überzeugen würden.
Claudia Pletz erhält für ihre Cé line-Dion-Interpretation viel Beifall, wohl auch weil sie mit einer rührenden Geschichte angekündigt wurde: als junge Frau mit schwerer Kindheit, die sich den Traum eines großen Showauftritts erfüllen will. Doch das ist bestenfalls die halbe Wahrheit, denn als weibliche Hälfte des Duos "Claudia und Alexx" hat sie bereits 2006 den dritten Platz beim Grand Prix der Volksmusik erreicht und danach drei Alben auf CD veröffentlicht - wenn auch ohne nennenswerten Erfolg.
So bleibt es an drei reiferen Damen, den Abend zu retten: Die eine ist Margot Hellwig, die ewige Tochter, obwohl sie seit dem Tod ihrer Mutter Maria vor anderthalb Jahren allein auf der Bühne steht. Wenn die 70-Jährige das Kufstein-Lied anstimmt, dann können die Jüngeren von ihr lernen, wie man Stimmung in den Saal bringt.
Die zweite ist Wencke Myhre, die mit ihrem Dauerbrenner, dem "knallroten Gummiboot", ebenso überzeugt wie mit dem sehr persönlichen und nachdenklichen "Wir haben uns".
Und schließlich Irene Schröder. Sie wird kurzerhand aus dem Publikum auf die Bühne geholt, um gegen den Kraftsportler Oliver Gratzer anzutreten. "Ich habe keine Angst", bekennt sie und scherzt mit dem Moderator. Der Wettkampf ist dann im wörtlichen Sinn die wirklich rührende Geschichte des Abends - geht es doch darum, Sahne zu schlagen. Obwohl die Saarländerin mit dem Elektromixer gegen den starken Mann und seinen Schneebesen unterliegt, so beweist sie doch vor allem eines: Für die echten Höhepunkte einer Show braucht es zuweilen nicht einmal Stars.

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