Es lebe die Nuance!

Die meisten Stars haben Pause. Luxemburgs Philharmonie setzt in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres nur ausnahmsweise auf die großen Namen. Dafür glänzt das Programm mit Veranstaltungen, in denen die Nuance zählt.

 Hochmoderner Baustil: Die Philharmonie in Luxemburg. TV-Foto: Friedemann Vetter

Hochmoderner Baustil: Die Philharmonie in Luxemburg. TV-Foto: Friedemann Vetter

Luxemburg. Wenig Spektakel, viel künstlerische Substanz. Das Philharmonie-Programm für Januar und Februar lockt zwar auch mit Lorin Maazel, der "Philharmonie der Nationen" und Ex-Sexstar Jane Birkin ("Je t'aime"). Aber den künstlerischen Vortritt überlässt es anderen. Zum Beispiel dem Emigranten und Re-Migranten Hellmut Stern, der aus seinen "Erinnerungen eines Kosmopoliten wider Willen" liest. Oder auch Karlheinz Stockhausen, dessen "Mantra" für zwei Pianisten und Elektronik unversehens zum musikalischen Nachruf für einen der bedeutendsten und auch verkanntesten Komponisten des vergangenen Jahrhunderts wird. Martin Grubinger, Per Rundberg (10. Januar, 20 Uhr). Der Schlagzeuger und sein Klavier-Begleiter demonstrieren, wie atemberaubend auch Neue Musik werden kann, wenn sie ausdrucksbewusst und kompetent musiziert wird.Philharmonie der Nationen, Leitung Manfred Honeck mit Frank Peter Zimmermann (15. Januar, 20 Uhr). Ein angesehenes Ensemble und einer der weltbesten Geiger mit Beethovens Violinkonzert und Bruckners Vierter. Gary Muller, Jean Muller, Paul Mootz, Michel Mootz (16. Januar, 20 Uhr). Zwei Pianisten und zwei Schlagzeuger zeigen, dass es neben Bartoks bekannter Sonate für zwei Klavier und Schlagzeug noch andere hörenswerte Musik in dieser Besetzung gibt. Titi Robin Quintet (18. Januar, 20 Uhr). Eine künstlerische Reise mit einem charismatischen Botschafter der "Weltmusik". Symphonica Toscanini (19. Januar, 20 Uhr). Junge, hoch qualifizierte Instrumentalisten aus Italien und ein Star-Dirigent musizieren Beethovens vierte und fünfte Sinfonie. Hellmut Stern (21. Januar, 19 Uhr). Stern, der 1938 Deutschland verlassen musste und 1961 als Konzertmeister der Berliner Philharmoniker zurückkehrte, erzählt aus seinem Leben. Anschließend Publikumsdiskussion. Naji Hakim und die "Solistes Europeens" (21. Januar, 20 Uhr). Der Nachfolger von Olivier Messiaen an der Pariser Eglise de St. Trinité musiziert mit den "Solistes" eigene Kompositionen. Karl-Heinz Stockhausen, Mantra (24. Januar, 20 Uhr). Die Pianisten Pascal Meyer und Xenia Pestova und der Toningenieur Jan Panis musizieren eines der bedeutendsten Werke des kürzlich verstorbenen Kölner Komponisten. Ciné-Concert: "Aelita" (26. Januar, 20 Uhr). Der sowjetische Stummfilm von 1924, einer der ersten Science-Fiction-Filme überhaupt, begleitet von der finnischen Band "Cleaning Women". Chanticleer (31. Januar, 20 Uhr) Das New Yorker Vokalensemble singt Kompositionen der Renaissance und demonstriert, wie ausdrucksgesättigt und modern die Kompositionen von Josquin Desprez, Andrea Gabrieli und Carlo Gesualdo da Venosa sind. Rameau, Castor et Pollux (11. Februar, 20 Uhr). Ein hoch qualifiziertes Sängerensemble mit der Sopranistin Veronique Gens an der Spitze und das Barockorchester "Les Talens Lyriques" mit Auszügen aus einer französischen Oper des "Ancien Régime". Hommage à Jeannot Heinen et René Hemmer (14. Februar, 20 Uhr). Die "Luxembourg Sinfonietta" unter Marcel Wengler erweist zwei eher unbekannten Komponisten des Großherzogtums ihre Reverenz. Hilary Hahn, (20. Februar, 20 Uhr). Das junge Geigenwunder aus den USA diesmal nicht als Solistin im Sinfoniekonzert, sondern gemeinsam mit Klavierpartnerin Valentina Lisitsa mit Kammermusik von Mozart, Ysaye, Ives und Brahms.Jane Birkin: "Rendez-vous" (28. Februar, 20 Uhr). Die Symbolfigur freier Liebe der 1960er Jahre als Sängerin mit Chansons von Serge Gainsbourg und Auszügen aus ihren Alben "A la Légère", "Rendez-vous" und "Fiction". Philharmonie Luxemburg, Tel. (00352) 2632 2632, www.philharmonine.lu

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