Irgendwas wird immer bleiben

Neue Bearbeitungen der Musik Hildegard Knefs stellte die Kölner Jazzformation "Village Zone" um den Jazzkomponisten Georg Ruby im Trierer Varieté Chat Noir vor. Die Zuhörer genossen kreative Jazz-Feinkost erster Klasse.

 Mit Moderationen rundete Georg Ruby das Programm ab. TV-Foto: Anke Emmerling

Mit Moderationen rundete Georg Ruby das Programm ab. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Die Bearbeitung des Werks einer Legende ist eine Gratwanderung, denn es gilt der bekannten "Marke" gerecht zu werden und gleichzeitig das eigene Profil herauszustellen.

Georg Ruby und "Village Zone" ist das mit ihrer auf der CD "Deconstruction Service" verewigten respektvollen Neubearbeitung von Musik Hildegard Knefs zu eigenständigem Jazz gelungen. Das bewiesen sie im voll besetzten Trierer Chat Noir. Vor einem Bühnenbild aus Porträts der Knef in verschiedenen Lebenssituationen entwickelten Georg Ruby (Piano), der in Trier nicht minder bekannte Wollie Kaiser (Trompete) Ulla Oster (Bass) und Nils Tegen (Schlagzeug) Klangbilder, in denen die Facetten ihrer Persönlichkeit widerhallten. Das Konzept dabei: Die von Theo Mackeben, Charly Niessen und anderen stammenden Originaltitel wie "Ich hab noch einen Koffer in Berlin" werden völlig zerlegt (Dekonstruktion) und ihre motivischen Fragmente mit neu komponierten und improvisierten Elementen zusammengefügt. Das Ergebnis ist wie beim von Cole Porter für Knef geschriebenen "Geh von hier fort" ein Stück von ganz eigener herber Schönheit, das den Inhalt des Originals, Melancholie, Trauer, Wut, Trotz in seiner Komplexität ganz ohne Text ausdrückt. Mal hinterlassen sanftes Zupfen der Flügel- und Basssaiten sowie eine zarte Klarinettenmelodie einen fast kammermusikalischen Eindruck. In "Ich hab' so Heimweh..." erzeugt die experimentelle Bearbeitung der Instrumente Straßengeräusche des Kurfürstendamms, dann wieder werden auch O-Ton-Sprachfetzen der Knef eingestreut. Im zweiten Teil ergänzt der Trierer Thomas Berger das Spektrum mit warmen Posaunentönen, zwischendurch verleihen Georg Rubys Moderationen dem Programm zusätzlich Farbe. Hildegard Knef hätte sicher großen Spaß daran gehabt.

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