Rundgang mit Stolpersteinen in der Luxemburger Philharmonie

Trier · Eine wuchtig-ausdrucksvoll gespielte "Tragische Ouvertüre", ein Brüder-Interpretenpaar im Brahms-Doppelkonzert und Stolpersteine beim Gang durch die "Bilder einer Ausstellung" - in der Philharmonie in Luxemburg hat das Orchestre Philharmonique den 1300 Besuchern ein breites Spektrum zwischen Erfolg und Risiko geliefert.

 Musizieren gemeinsam brillant, aber jeder mit eigenem Charakter: die Gebrüder Capuçon mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg. Foto: Philharmonie/François Zuidberg

Musizieren gemeinsam brillant, aber jeder mit eigenem Charakter: die Gebrüder Capuçon mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg. Foto: Philharmonie/François Zuidberg

Trier. Die Akkordschläge zu Beginn kommen mit einer fast erschreckenden Wucht. Emmanuel Krivine und das Luxemburger Orchestre Philharmonique musizieren die "Tragische Ouvertüre" von Johannes Brahms in größter Besetzung und mit enormem Ausdruckswillen. Da manifestiert sich der Beethoven in Brahms - wuchtig, markant, kompromisslos präsent und auch im leiseren Mittelteil ohne Larmoyanz. Nichts bleibt mehr übrig von dem resigniert Akademischen, das oft genug bei dem Romantiker mitklingt. Eindrucksvoll!
Im Brahms-Doppelkonzert für Violine und Violoncello hatte man allerdings den akustischen Pinsel zu groß gewählt. Im Breitwand-Effekt des überbesetzten Orchesters gingen etliche Klangkonturen verloren. Und bei aller Duo-Brillanz: Die Brüder Renaud und Gautier Capucon (Violine/Violoncello) kamen klangästhetisch nicht immer auf einen Nenner - kammermusikalisch warm und elegant der Geiger, extra vertiert und kernig im Ton der Cellist. Vor allem: Diesem Brahms fehlte das Wichtigste - die schmerzliche Liebeslied-Lyrik, das Sehnsüchtig-Intime. Trotzdem Riesenjubel unter den rund 1300 Besuchern in der Philharmonie.
Auch Ravels Orchesterfassung der "Bilder einer Ausstellung" (von Mussorgsky) nach der Pause ließ Wünsche offen. Gewiss: Die Blechbläser und vor allem die kantable erste Trompete verbanden Markanz und Kultur beispielhaft, und meist gelang es dem Krivine, der Musik ihre Bildkraft mitzugeben. Aber bei Streichern und vor allem Holzbläsern zeigten sich auch die Tücken von Ravels transparenter Instrumentation.
Der Rundgang durch die Ausstellung des Victor Hartmann erwies sich als unerwartet riskant. Zum Beispiel das "alte Schloss". Die nostalgische Wehmut dieser Musik mit ihren sanft wiegenden Rhythmen ging bei den Holzbläsern unter in Unruhe und Intonationsschwäche. Vielleicht stößt das Orchester Philharmonique in solchen Stücken auch an seine Grenzen. mö

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