Sprechende Bilder, die klingen

TRIER. "Nach seinem Bilde": inspiriert von der gleichnamigen Ausstellung des Hauses malte, das Trierer Ensemble ARTh eigene Klangbilder im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Trier.

Sie lassen den Wind heulen und die Stille sprechen. Zeit tropft aus Theo van der Poels Klavier, wenn er mit der monotonen Regelmäßigkeit eines Zeitmessers die Töne anschlägt. Und selbst wenn die vier Musiker vom Trierer Ensemble ARTh und ihre Sprecherin für Minuten stehen und schweigen, dann wird die Stille so stimmgewaltig und bedrängend, dass man sie sich endlich vorüber wünscht. Um Bilder, die sprechen und Klangbilder, die darauf antworten, ging es an diesem stillen Novembersonntag im Trierer Dom- und Diözesanmuseum. Zwischen zeitgenössischen Bildern zum Thema Mensch und den christlichen Glaubensbildern des Museums hatte die Gruppe, die "menschundmusik" als Servernamen führt, ihre Instrumente aufgebaut. Ein musikalisches Zwiegespräch mit den Bildern der aktuellen Ausstellung "Nach seinem Bilde" war angesagt. Schon im Vorfeld hatten sich die Musiker durch die Menschen- und Gottesschau führen lassen.Besonders beeindruckend: "Mensch in der Schwebe"

"Die Bilder haben uns sehr beeindruckt", bestätigen anschließend Van der Poel und sein Kollege an der Trompete Armin Neises. Vor allem Joachim van der Vlugts "Mensch in der Schwebe" hat es Sprecherin Maria Doro Brandt angetan, die die Bilder befragt: "Seid ihr der Spiegel?" und deren sanfte Stimme von jenen vielen Bildern weiß, die Menschen in Kopf und Seele haben. Musik wird stets neu erfunden

Das Ensemble, zu dessen Programm es gehört, sich von Raum und Publikum inspirieren zu lassen und dabei jedes Mal die Musik gleichsam neu zu erfinden, antwortet den Bilderstimmen mit eigenen vielfarbigen, kontrastreichen Klangbildern. Die gesamte Palette menschlicher Befindlichkeit klingt aus ihrem Spiel. Als "Seelenglätter" und "Seelenberster" als Stimme, der Angst und als Botschafterin ewigen Friedens tönt die Musik. Anne Kaftans wohlklingendes Saxofon tröstet Van der Poels wehmütiges bisweilen verschrecktes Akkordeon. HP Dreggers Percussion rührt auf, Angst flüchtet aus seiner Kalebasse. Am Ende verscheuchen die glasklaren Akkorde des Klaviers alle Düsterkeit. Eindrucksvolle Lautbilder voller Widerspruch, voller Fragen, Zweifel und Hoffung malen die vier Instrumentalisten und ihre Sprecherin an diesem Abend. Der Mensch in seinem Widerspruch steht im Raum, kommt den Konzertbesuchern nah, manchmal bedrückend nah. Das ausgesprochen interessierte Publikum verfolgt mit Spannung das lebhafte Zwiegespräch der Instrumente. Bisweilen etwas zu sanft erscheint Maria Doro Brandts Stimme. Was freilich einmal mehr klar wird: Menschen und Musik haben eins gemein: Sie bleiben ein faszinierendes Abenteuer.

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